up2date. Das Onlinemagazin der Universtiät Bremen

Im Rausch: Hilfe bei Sucht

Rund 1.200 Studierende suchen jedes Jahr die Psychologische Beratungsstelle des Studierendenwerks Bremen auf. Ein Thema, das sich häufig im Verborgenen abspielt: Abhängigkeit.

Campusleben

Ob Alkohol oder Drogen, Shopping oder Videospiele – Abhängigkeit hat verschiedene Gesichter. Wenn aus dem einstigen Genuss eine Sucht wird, kann die Psychologische Beratungsstelle (PBS) des Studierendenwerks Bremen eine erste Anlaufstelle sein. Swantje Wrobel, Leiterin der PBS, weiß jedoch auch, dass die Sucht sich oft im Verborgenen abspielt: „Die Dunkelziffer ist unglaublich groß, weil es zum einen ein sehr schambehaftetes Thema ist. Zum anderen wollen viele Betroffene die Abhängigkeit nicht als Krankheit wahrhaben.“ Die psychologische Beraterin hat uns ein paar Fragen zum Thema Abhängigkeit beantwortet und wie Betroffenen geholfen werden kann.

Wann spricht man von einer Sucht?

Mal ein Bier zu viel auf einer Party ist noch kein Anzeichen für eine Abhängigkeit. Swantje Wrobel erklärt, wann es problematisch wird: „Wenn jemand merkt, dass der Konsum den Alltag, die sozialen Kontakte, Studium oder Arbeit beeinträchtigt, kann man von einer Abhängigkeit sprechen“. Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sind dabei sogenannte stoffgebundene Süchte. Aber auch Verhaltensweisen wie übermäßige Internetnutzung oder unkontrollierter Kaufrausch sind krankmachende Abhängigkeiten.

Was können Auslöser für eine Sucht sein?

In den Beratungen stellt Swantje Wrobel fest, dass die Sucht oft ein Symptom ist, um etwas zu kompensieren oder Probleme zu betäuben: „Meist kommen Studierende mit Themen wie Leistungsdruck, Stress oder einem niedrigen Selbstwertgefühl zu uns. Im Gespräch merkt man dann, dass durch verschiedene Substanzen oder Verhaltensweisen Abhilfe geschaffen werden soll, um zu entspannen oder der Realität zu entfliehen“. Daher sei neben einem Entzug auch immer eine psychologische Therapie sinnvoll, um dem grundlegenden Problem auf die Spur zu kommen.

Wie erkenne ich, dass ich eine Sucht habe?

Dich beschleicht langsam das Gefühl, du kannst aufs Computerspielen nicht mehr verzichten und vernachlässigst dafür lieber dein soziales Umfeld? „Eine Vermutung kann manchmal schon ein Zeichen sein“, so die Beraterin. Helfen könnte da laut Swantje Wrobel ein Realitätscheck aus dem Freundeskreis oder der Familie, ob auch sie denken, der Konsum nehme Überhand. Außerdem bietet die PBS auf ihrer Webseite Selbsttests an, bei denen man sich eine erste Einschätzung einholen kann.

Ich bin süchtig. Was kann ich tun?

„Mit der Erkenntnis und Akzeptanz des Problems sind schon die ersten Schritte getan. Weitere sind dann, sich Hilfe zu holen und sie anzunehmen“, rät die Leiterin der PBS. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen wie die PBS sind hierfür erste Ansprechpartner. Eine psychologische Suchttherapie ist ebenfalls sinnvoll, um Verhaltensweisen zu ergründen und zu ändern.

Ich habe die Befürchtung, eine nahestehende Person ist süchtig. Wie kann ich helfen?

Der Mitbewohner raucht viel Cannabis und du glaubst, er kann die Angewohnheit nicht mehr aufgeben? Swantje Wrobels Empfehlung in so einer Situation ist: Betroffene direkt auf ihre Sucht ansprechen, Hilfe anbieten und sich nicht von Ausreden beirren lassen. „Auch wenn sich Abhängige nicht mit der Realität auseinandersetzen wollen, hilft manchmal die Außensicht und die Hartnäckigkeit eines Freundes.“ Übrigens können auch Angehörige von Süchtigen sich Hilfe bei Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen holen, denn auch für sie ist die Situation belastend. „Wir sprechen dann von der sogenannten Co-Abhängigkeit. Das heißt, dass Angehörige Süchtiger nicht nur darunter leiden, sondern auch mit ihren Verhaltensweisen die Abhängigkeit ungewollt antreiben können“, erklärt die Beraterin. Auch für solche Fälle hat die PBS ein offenes Ohr.

Mehr Informationen

Weitere Informationen sowie eine Reihe von Selbsttest zu unterschiedlichen Suchtmitteln bietet die PBS auf Ihrer Webseite an. Mitarbeitende der Uni Bremen können sich an die Arbeitsstelle Suchtprävention wenden.

Psychologische Beratungsstelle

Die Psychologische Beratungsstelle befindet sich im Zentralbereich der Universität Bremen, unterhalb der Mensa. Termine können telefonisch am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 13 und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr vereinbart werden. Erreichbar ist die Beratungsstelle unter 0421 22 01 - 1 13 10 oder per E-Mail unter pbs@stw-bremen.de. Zudem gibt es eine Online-Beratung. Zurzeit können die Beratungsgespräche nur telefonisch stattfinden. Die Services der PBS stehen Studierenden der Universität und der Hochschulen in Bremen und Bremerhaven kostenfrei zur Verfügung.

zurück back


Auch interessant…

Universität Bremen