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Und dann? Habe ich meine Kontakte genutzt

Das Studium ist beendet, der erste Job kann kommen – oder? Im neuen Jahrbuch der Uni Bremen erzählen insgesamt acht Absolventinnen und Absolventen, wie es ihnen nach ihrem Abschluss ergangen ist.

Uni & Gesellschaft

Hubertus Lohner hat Verfahrenstechnik studiert und in Bremen im Fachbereich Produktionstechnik promoviert. Inzwischen arbeitet er bei Airbus und ist Vorstand des Center for Eco-efficient Materials & Technologies (ECOMAT).

Herr Lohner, Sie sind für Ihre Promotion an die Universität Bremen gekommen. Warum haben Sie sich damals für Bremen entschieden?

Meine Entscheidung, im Mai 1997 nach Bremen zu gehen, beruhte auf einem lukrativen Angebot. Zum einen hat mich das Forschungsthema sehr interessiert, zum anderen hatte es finanzielle Gründe: Der unschlagbare Vorteil an Bremen war, dass es hier eine Vollzeitstelle zur Promotion gab. Die Stadt Bremen habe ich als gebürtiger Hamburger zugegebenermaßen erst ein bisschen von oben herab betrachtet. Wobei ich aus heutiger Sicht ganz ehrlich sage, dass Bremen gar nicht so anders ist als Hamburg. Besonders die Ähnlichkeit in Architektur und Mentalität genieße ich bis heute sehr. Es ist eben alles bloß ein oder zwei Nummern kleiner. Ich bin damals in den Stadtteil Schwachhausen gezogen und konnte wunderbar auch mal zu Fuß vom Viertel nach Hause gehen und mit dem Fahrrad zur Uni fahren.

Wie haben Sie Ihren Einstieg als Doktorand an der Universität Bremen erlebt?

Ich trat damals eine Stelle bei der Stiftung Institut für Werkstofftechnik (IWT), dem heutigen Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien, an. Zunächst mit einem eher physikalisch ausgerichteten Thema, bei dem es um die Modellierung von Streulichteffekten ging. Nach der Hälfte der Zeit habe ich dann zu einem ingenieurwissenschaftlichen Forschungsthema gewechselt.

Hier ging es um die Zerstäubung von Mineralschmelzen. Auch wenn ich bereits vorher für mein Studium von Hamburg nach Berlin gegangen war, bedeutet jeder Wechsel eine Herausforderung. Man braucht in etwa ein Jahr, bis man richtig angekommen ist und alles kennt. Ich war damals allerdings Teil einer sehr tollen und positiven Arbeitsgruppe und bin von Anfang an sehr gut aufgenommen worden.

In Hubert Lohners Promotionsprojekt ging es um ein Abfallprodukt der Metallerzeugung, genauer gesagt um Mineralschmelzen beziehungsweise -schlacken.
©GfG/Universität Bremen

Worum ging es in Ihrer Forschung und wie sah Ihr Arbeitsalltag aus?

Bei meinem Promotionsprojekt ging es um ein Abfallprodukt der Metallerzeugung, genauer gesagt um Mineralschmelzen beziehungsweise -schlacken. Die wurden in einer etwa fünf Meter hohen Anlage unter Heißgasatmosphäre zerstäubt. So konnten wir Partikel erzeugen. Die langen Wartezeiten zwischendurch habe ich oft für meine Promotion genutzt und viel davon direkt an der Anlage geschrieben. Ich habe bereits ziemlich früh mit dem Dokumentieren und Schreiben begonnen, weil ich lieber kontinuierlich und regelmäßig an etwas arbeite, als am Ende einen riesigen Berg vor mir zu haben. So hatte ich schon früh eine vernünftige Basis für die Doktorarbeit und bin so auch innerhalb meiner Zeit am IWT fertig geworden.

Gab es besondere Wegbereiter oder Personen, die Ihren Werdegang beeinflusst haben?

Zwei Dinge haben mich in dieser Zeit besonders beeinflusst. Zum einen natürlich das wissenschaftlich eigenständige Arbeiten, das man bei einer Promotion lernt. Das hat mich für meinen späteren Job bei Airbus sehr geprägt. Es macht einen großen Unterschied, ob man direkt von der Universität kommt oder schon diese Art von Erfahrung gemacht hat. Außerdem spielen Zufälle und Kontakte oft eine entscheidende Rolle. Durch meine Zeit am IWT kannte ich eine Kollegin bei Airbus, die ein oder zwei Jahre vor mir promoviert hatte. Ihr hatte ich damals meine Unterlagen geschickt, die sie dann an ihren Chef weitergeleitet hatte. Per Initiativbewerbung bin ich so in ein passendes Bewerbungsverfahren gekommen und wurde eingestellt.

Sie haben noch immer einen guten Draht zur Universität Bremen. Wie hat sich das ergeben?

Der Kontakt ist in erster Linie erhalten geblieben, weil ich immer im Forschungs- und Entwicklungsbereich gearbeitet habe. So habe ich kontinuierlich sehr viel Kontakt mit den Forschungsinstituten an der Uni gehabt, zum Beispiel dem IWT, Fraunhofer IFAM, BIAS oder dem ZARM. Durch meine neue Tätigkeit seit 2013 am ECOMAT ist eine meiner Hauptaufgaben der Bereich Kooperationen. Über diese Aufgabe ist nun auch der Kontakt zur U Bremen Research Alliance (UBRA) und UniTransfer entstanden.

Hubert Lohner hat noch heute einen guten Draht zur Uni Bremen, weil er im Forschungs- und Entwicklungsbereich geblieben ist.
©GfG/Universität Bremen

Wie haben sich Ihrer Ansicht nach die Universität und das Studieren in den letzten Jahren verändert?

Ich habe das Gefühl, dass Studierende heute mehr machen und mehr ausprobieren – was meiner Ansicht nach eine gute Sache ist. Auch aus Firmensicht will man Personen und Persönlichkeiten, die bereits gewisse Erfahrungen mitbringen, die eine gewisse Gesetztheit haben und im Leben stehen. Damit meine ich auch Personen, die im sozialen Umfeld eingebettet und nicht reine Fachspezialisten sind. Soft Skills sind für das Berufsleben essenziell, und man lernt diese nicht nur durch Studium oder Praktika, sondern in hohem Maße durch weitere Interessen und Aktivitäten.

“Man sollte immer Wege einschlagen, für die man sich interessiert und begeistert.”

Haben Sie vor diesem Hintergrund Tipps für ein erfolgreiches Studium?

Man sollte immer Wege einschlagen, für die man sich interessiert und begeistert. Meiner Erfahrung nach kann man fast alle Dinge, die man im Studium lernt, irgendwann auch gebrauchen. Das muss nicht immer geradlinig sein. Ich denke, im Studium ist es wichtig, sich breit aufzustellen und die Grundlagen zu lernen. Später im Berufsleben oder bei einer Promotion wird man ohnehin sein Profil schärfen und in die Tiefe gehen. Ein letzter Tipp von meiner Seite ist, sich als Studierender oder auch Promovierender nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Uns wurde damals immer suggeriert, dass die Universität eine behütete und heile Welt im Gegensatz zu der großen Industrie sei. Das ist aber nicht meine Erfahrung – so schlimm ist es nicht in der freien Wirtschaft.

Hubertus Lohner hat 1996 sein Diplom in Verfahrenstechnik an der TU Berlin und TU Graz gemacht. 2002 promovierte er an der Uni Bremen.

Interesse geweckt?

Das gesamte Jahrbuch mit allen acht Alumni-Geschichten samt weiteren Infos zu den Personen, Steckbriefen und Illustrationen gibt es als PDF zum Download auf der Website der Uni Bremen

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