Ponys und Partys
Hier geht’s lustig und sportlich zugleich zu: Die Studentenreitgruppe Bremen verbindet Gemeinschaft, Turniere und Spaß
Die Begrüßung bei Instagram sagt alles: „#ohhhhbremen! Ihr habt Lust auf Ponys und Partys? Dann kommt doch mal vorbei – wir freuen uns auf Euch!!“ Nach langer Pause gibt es seit 2016 wieder die Studentenreitgruppe Bremen, offen für alle, die in der Hansestadt studieren und sich gleichzeitig auf dem Rücken von Pferden wohlfühlen. Was allerdings nicht so ganz stimmt: Die Vierbeiner sind zwar das verbindende Element, und studentische Wettkämpfe stehen im Mittelpunkt – aber willkommen sind im Kreis der Studentenreitgruppe auch Kommilitoninnen und Kommilitonen, die mit Pferdesport nichts am Hut haben, sondern einfach gerne mit einer lustigen Truppe unterwegs sind.
Denn unterwegs ist die Studentenreitgruppe Bremen, deren Kern Studierende der Universität bilden, ziemlich oft – vorwiegend in der kälteren Jahreszeit, wenn sowohl die Klausurphase als auch die reguläre Turniersaison abgeschlossen sind und in Hallen geritten wird. Dreh- und Angelpunkt der deutschen Studentenreiterei, in der mehr als 50 Reitgruppen aus Universitäts- und Hochschulstädten vertreten sind, sind die „Concours Hippique Universitaire“, französisch für „Turniere der Studentenreiterei“. Woher genau der Begriff kommt, wissen Lea Remke – derzeit Obfrau der Studentenreitgruppe – und ihre Mitstreiterinnen Nadja Neubauer und Lotte Schrö- der nicht, „ist aber auch egal, wir benutzen sowieso alle nur die Kurzform CHU!“ Von denen gibt es in einer Saison ein gutes Dutzend, überall in Deutschland, und man muss dazu eingeladen werden. Die Bremer Gruppe wird oft eingeladen: „Wir sind schon bis nach Dresden gefahren.“
Also jedes Wochenende zwischen September und Mai die Pferde durch die Republik karren? „Mitnichten!“, stellen die drei Reiterinnen klar, „das ist nämlich eine Besonderheit der Studentenreiterei: Bei den Turnieren reitet man auf unbekannten Pferden, die vor Ort von den Organisatorinnen und Organisatoren gestellt werden.“ Das macht einerseits die Planung und Durchführung einer solchen Veranstaltung zu einer echten Herausforderung, denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen ja auch untergebracht werden, ein abwechslungsreiches, unterhaltsames, buntes und lustiges Programm inklusive. Andererseits können sich die Gästeteams ganz dem Event widmen, mit Quatschen, Lachen, Feiern, Reiten.
Spaß so wichtig wie der Sport
Denn eins wird im Gespräch mit dem Team aus Bremen schnell klar: Spaß, Abwechslung und Freude sind mindestens ebenso wichtig wie der Sport. Im Dezember 2016 wurde die Bremer Studentenreitgruppe ins Leben gerufen, „seitdem treffen wir uns fast jeden Mittwoch zum Stammtisch in wechselnden Lokalen in der Bremer Innenstadt“, so Nadja Neubauer. Natürlich geht‘s dabei nicht nur um das Reiten, sondern um alle wichtigen Dinge des Lebens, Studium inklusive. „Interessanterweise studieren viele von uns Jura, das ist aber reiner Zufall“, sagt Lotte Schröder. Schon kurz nach der Gründung der Bremer Gruppe nahm man im Frühjahr 2017 an einem CHU in Hannover teil – und das Siegerteam hieß: Studentenreitgruppe Bremen. „Wir waren mit dem System gar nicht vertraut und haben trotzdem gewonnen, da waren wir schon ziemlich baff“, erinnert sich Lotte Schröder.
„Wir sind offen für alle. Einfach mal vorbeikommen und mitreißen lassen!“
Lea Remke, Obfrau der Studentenreitgruppe Bremen
Aktive brauchen das Reitabzeichen
Das System klingt für Laien schwierig, für Insider ist es natürlich glasklar. Wichtigste Voraussetzung: Alle Studentenreiterinnen und -reiter müssen mindestens das Reitabzeichen der Klasse IV besitzen, ein Qualitätsnachweis, dass man vernünftig reiten kann – „schließlich geht es hier um sehr sensible und teure Tiere, die nicht uns, sondern anderen Menschen gehören“, so Lea Remke. Die Berufsreiterin bildet auf einem Hof in Sottrum Pferde aus, im Moment hat allerdings ihr Studium Vorrang. Zu einem studentischen Reitturnier werden in der Regel zwölf Teams aus verschiedenen Universitätsstädten eingeladen. Jedes wird aus drei Reitern gebildet – der Rest der Truppe sind die wichtigen „Schlabus“, kurz für Schlachtenbummler, die ihre Mannschaft tatkräftig anfeuern und unterstützen. Geritten werden an zwei Tagen sowohl Dressur- als auch Springprüfungen der Prüfungsklassen A (Anfänger), L (Leicht) und M (Mittelschwer). Durch ein K.o-System qualifiziert sich der oder die Beste für die nächste Runde. „Die besondere Herausforderung für die Aktiven ist dabei, dass man sich beim CHU-Wettkampfsystem binnen weniger Minuten auf verschiedene Pferde einstellen muss, weil diese in jeder Runde gewechselt werden“, sagt Nadja Neubauer.
„Die Arbeit am eigenen CHU hat unsere Gruppe noch enger zusammengeschweißt.“
Nadja Neubauer von der Studentenreitgruppe Bremen
Nach dem Sieg in Hannover nahm das Bremer Team an einer ganzen Reihe von CHUs teil, und man lernte schnell die Reiterinnen und Reiter aus den anderen Städten kennen – mit den Gemeinsamkeiten Studium, Sport und Feiern. „Letzteres kommt bei uns auf gar keinen Fall zu kurz!“ betont Lotte Schröder. Denn ebenso wichtig wie die Teilnahme an den Turnieren ist in der Szene, selber eines zu organisieren, und da spielt der Programmpunkt „Spaß und Freude“ neben dem Sport eine gleichrangige Rolle. Die Bremer Gruppe richtete im März 2018 erstmals ein CHU aus, damals noch vor den Toren der Hansestadt in der Landesreitschule Hoya. Im Januar 2019 wurde dann ein Wettkampf auf der Anlage des Reitvereins Hubertus in Bremen-Oberneuland organisiert.
Luma-Lager für die Schlabus
„Das wird mit viel Aufwand und Liebe zum Detail gemacht. Die Arbeit am eigenen CHU hat unsere Gruppe noch enger zusammengeschweißt, wir sind mehrere Wochen damit beschäftigt“, sagt Lotte Schröder. „Wir müssen eine Reitanlage besorgen, Leihpferde von netten Besitzern bekommen, eine Turnhalle zum Schlafen finden und herrichten, die Verpflegung sichern, Ehrenpreise bereitstellen, und natürlich müssen wir für Freitag- und Samstagabend eine rasante Party organisieren.“ Nach dem Eintreffen der Gruppen richten die Studentenreiterinnen und -reiter und ihre Schlabus ein großes Luma (Luftmatratzen!)-Lager ein, dann geht‘s mit Motto-Spielen, Abtanzen, Klönen und Spaß weiter. „Die Stimmung ist immer riesig, auch bei denen, die am nächsten Tag aktiv reiten müssen – die bleiben nämlich in der Regel nüchtern, schließlich sitzen sie dann ja später auf den Pferden“, so Obfrau Lea Remke. Die Organisation eines CHU bindet schnell 60 bis 70 Menschen, so viele kommen mittlerweile auch in Bremen samt aller Unterstützerinnen und Unterstützer zusammen. Weil ein Studentenreitturnier auch Geld kostet, ist die Sponsorensuche ebenfalls wichtig. Auch die Universität Bremen beteiligte sich und sorgte unter anderem dafür, dass die Bremer Gruppe in einheitlicher Kleidung und mit einem großen Banner an den Start gehen kann.
In den „Top 6“ etabliert
Spaß und Geselligkeit stehen im Vordergrund, guter Sport wird aber auch geboten. Viele Reiterinnen und Reiter der Studentenreiterei sind auch noch in ihren Heimatvereinen auf eigenen Pferden aktiv, manche reiten auf Vereinsturnieren bis hin zu S (Schwer)-Wettbewerben mit. Als Studentenreitgruppe haben sich die Bremer Aktiven schnell unter den „Top 6“ der mehr als 50 Gruppen etabliert. Und natürlich gibt es auch eine Deutsche Hochschulmeisterschaft im Reiten, wo die Leistung noch stärker im Mittelpunkt steht. Um ins Finale zu kommen – es findet Mitte Dezember 2019 in Vechta statt – müssen sich die Bremer Reiterinnen und Reiter bei speziellen Turnieren qualifizieren.
Es sind stattliche Pferde mit entsprechendem Stockmaß, auf denen die Gruppe sitzt – Ponys sieht man nur manchmal. „Das klang aber als Instagram-Begrüßung fetziger“, lacht Lea Remke. „Und wir sind wirklich offen für alle. Wir haben sogar einen Handballer dabei, der noch nie auf einem Pferd gesessen hat. Aber er fand unsere Gruppe so lustig, dass er jetzt oft als Schlabu dabei ist. Also: Einfach mal beim Stammtisch vorbeikommen und sich mitreißen lassen!“
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