Berufsbegleitend: Masterstudiengang für Personal- und Betriebsräte
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Ein Studium vermittelt Personalräten wichtige Kenntnisse.
Der Weiterbildende Masterstudiengang „Arbeit – Beratung – Organisation“ ist der erste und deutschlandweit einzige Masterstudiengang speziell für betriebliche Interessenvertreterinnen und Interessenvertreter. Ein innovatives Baukastenprinzip macht flexibles Studieren berufsbegleitend möglich. Im Interview sprechen Dr. Simone Hocke und Prof. Andreas Klee vom Zentrum für Arbeit und Politik (zap) über den von ihnen entwickelten Master. Gemeinsam leiten sie den Studiengang.
Wie ist die Idee entstanden?
Andreas Klee: Aufgabe des Zentrums für Arbeit und Politik ist es, arbeitnehmerorientierte, politische Weiterbildung und Forschung entlang von gesellschaftlichen Herausforderungen durchzuführen. Das macht das zap seit 50 Jahren und ist daher unter anderem auf dem Gebiet der Weiterbildung sehr erfahren. Dabei ist ein Kernbereich die betriebliche Mitbestimmung.
Für diesen Bereich zeichnet sich das Bild ab, dass die rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt auch die Arbeit von Betriebs- und Personalräten deutlich komplexer machen. Digitalisierung, demografischer Wandel, Fachkräftemangel und neue Organisationsformen – um Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen weiterhin zukunftsfähig mitgestalten zu können, benötigen sie entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen. Dies zeigen mehrere Studien, die wir am zap durchgeführt haben.
Simone Hocke: Hinzu kommt, dass der Betriebsrat und ähnliche Ämter häufig von Menschen bekleidet werden, die keine akademische Laufbahn hatten. In ihrer Amtszeit erlangen sie Kompetenzen, die einem Bachelor gleichzustellen sind. Wir haben den Master entwickelt, um ihnen die Professionalisierung ihrer Arbeit zu ermöglichen und ihnen durch einen formalen Abschluss die Anerkennung der Kompetenzen zu bieten, die sie während ihrer Amtszeit erworben haben.
Wen spricht der Studiengang an und was sind die Inhalte?
Andreas Klee: Das Studienprogramm richtet sich gezielt an betriebliche Interessenvertreterinnen und Interessenvertreter. Neben Betriebs- und Personalratsmitgliedern sowie Mitgliedern von Mitarbeitervertretungen gehören auch Referenteninnen und Referenten von Betriebs- und Personalräten, Schwerbehindertenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte zur Zielgruppe.
Simone Hocke: Der Studiengang selbst besteht aus drei Abschnitten, die jeweils einzeln als Zertifikatsstudiengang studiert werden können. Gemeinsam bilden sie den Master. Das erste Zertifikat „Arbeitsbezogene Beratung“ dient dem Ausbau der Beratungskompetenz. Hier werden Theorien und Methoden der Einzel- und Gruppenberatung vermittelt. Im zweiten Zertifikat „Partizipative Personal- und Organisationsentwicklung“ werden Organisationstheorien und Managementhandeln thematisiert. Das dritte Zertifikat „Arbeits-/Technikgestaltung und Beteiligung“ vermittelt Kenntnisse über Transformation von Arbeit, gute Arbeitsbedingungen und über die Beteiligung von Mitarbeitenden.
Was ist das Besondere?
Simone Hocke: Besonders ist vor allem die flexible Studienstruktur durch das Baukastenprinzip des Studiums. Die einzelnen Studienabschnitte können jeweils mit einem Zertifikat abgeschlossen werden. Das ermöglicht eine individuelle Gestaltung nach beruflichen Schwerpunkten und unterschiedlichen Bildungszielen der Studierenden.
Die Studierenden können sich sowohl von Anfang an für den Master bewerben. Oder sie entscheiden sich, zunächst eines oder mehrere Zertifikate zu studieren. Entscheiden sie sich später für den Masterstudiengang, werden die bereits erworbenen Zertifikate für den Master anerkannt.
Ebenso ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wie bei MABO vorherige berufliche Erfahrungen als Zugang zum Master angerechnet werden können. Diese Validierung informeller Kompetenzen, wie es fachlich richtig heißt, macht den Studiengang besonders attraktiv. Und es stellt eine Möglichkeit dar, die Universität noch weiter zu öffnen.
Andreas Klee: Auch der Ablauf unterscheidet sich von konventionellen Studienangeboten. Wir wollen es den Studierenden erleichtern, die Studienzeit nebenberuflich nach individuellem Bedarf einrichten zu können. Das gelingt durch onlinebasierte Lehre und Selbstlernphasen, die örtlich flexible und familienfreundliche Lernzeiten ermöglichen.
Letztlich zeugt dieses Studienangebot, an dem auch die Akademie für Weiterbildung und der Fachbereich Sozialwissenschaften beteiligt sind, von der gesellschaftlichen Verantwortung, die das zap und die Universität Bremen für arbeitspolitische Themen übernehmen. Die tragfähige Kooperation mit der Arbeitnehmerkammer Bremen und die engen Kontakte zu Gewerkschaften verzahnen Theorie und Praxis und stärken die Zusammenarbeit im Land Bremen.