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„Der einsamste Ort wird zum sozialsten Ort“

Aufbruch ins Eis: Doktorandin Linda Thielke erklärt, wie man sich auf eine Expedition in die Arktis vorbereitet

Forschung

MOSAiC ist die größte Arktisexpedition aller Zeiten. Seit September 2019 driftet das Forschungsschiff Polarstern im arktischen Meereis. Dort wird es noch bis Oktober diesen Jahres bleiben. Die Arktis ist das Epizentrum der globalen Erwärmung. Um den weltweiten Klimawandel besser zu verstehen, führt ein internationales Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 20 Ländern jede Menge Untersuchungen durch. Geleitet wird die Expedition vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Im August geht Linda Thielke mit an Bord. Die 24-Jährige ist seit Oktober 2019 Doktorandin in der International Research Training Group ArcTrain und arbeitet in der Arbeitsgruppe „Remote Sensing of Polar Regions“ im Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Sie forscht an dem Wärmeaustausch, der zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre stattfindet. Im Oktober wird sie gemeinsam mit der Polarstern zurückkehren. up2date. hat Linda Thielke zu ihren Reisevorbereitungen befragt.

Eine Teilnahme an so einer großen Expedition bedeutet viel Vorbereitung. Insgesamt bin ich drei Monate von zu Hause weg. Die Expedition findet mitten im Arktischen Ozean statt. Das heißt, wir sind weit weg von Zivilisation an Land und haben deswegen nur eine limitierte medizinische Versorgung. Deswegen ist es die erste Voraussetzung einer Teilnahme, einen ausführlichen Medizin-Check zu bestehen. Dann beginnt die fachliche Vorbereitung. Vor Ort haben wir mit vielen verschieden Geräten zu tun, die ich im Vorfeld nur theoretisch kennenlerne. Wenn wir auf dem Eis sind, muss alles möglichst reibungslos laufen. Deswegen ist es wichtig, genau über die geplanten Messungen Bescheid zu wissen. Trotzdem muss man auch flexibel sein. Die Eis- und Wetterbedingungen können sich jederzeit ändern. Und wenn ein Eisbär vorbeischaut, dürfen wir natürlich nicht aufs Eis.

Zur Vorbereitung geht es in die Quarantäne

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation müssen wir zusätzliche Vorbereitungen treffen. Das macht die ohnehin schon sehr aufregende Erfahrung noch ein bisschen spannender. Wir haben uns nun für gut zwei Wochen in ein Hotel zur Quarantäne begeben. Dort wurden wir auf COVID-19 getestet, damit wir uns sicher sein können, dass wir das Virus nicht mit auf das Schiff bringen. Von der Quarantäne werden wir mit einem Eisbrecher zur Polarstern im Arktischen Eis gebracht.

Bevor die Expedition starten kann, begibt sich Linda Thielke für zwei Wochen in Quarantäne.
© Linda Thielke

Damit wir gut für die arktischen Bedingungen ausgestattet sind, brauchen wir besondere Kleidung. Dazu gehören verschieden dicke und wasserfeste Kleidungsstücke für wechselnde Wetterbedingungen während unseres Aufenthalts. Außerdem sind Gletscherbrille und Sonnencreme im Gepäck. Wir werden für einige Wochen Polartag haben, das heißt: 24 Stunden am Tag Sonne.

Für die Arbeit in der Arktis wird vor allem wetterfeste Kleidung benötigt.
© Linda Thielke

Für uns liegt der Fokus darauf, so viele Messungen wie möglich zu machen. Trotzdem gibt es natürlich etwas Freizeit zum Ausgleich. Dafür sind Sportsachen und Bücher im Gepäck. Nicht zu vergessen ist, dass wir kein Internet haben. Das heißt, man muss alle Dateien, die man für die Arbeit oder Freizeit braucht, vorher downloaden.

Der einsamste Ort wird zum sozialsten Ort

Eine Besonderheit ist, dass wir uns auf dem Schiff sicher sein können, dass wir nicht mit dem Coronavirus infiziert sind und daher keine Kontaktbeschränkungen brauchen. Sonst ist ein Schiff in der Arktis ein eher einsamer Ort. Jetzt freuen wir uns auf eine Zeit ohne Masken und Kontaktbeschränkungen. Vielleicht ist diese Arktis-Expedition im Moment der sozialste und unbeschwerteste Ort. Diese Expedition ist ein großes Abenteuer und auch eine große Herausforderung. Ich freue mich riesig, ein Teil der Expedition sein zu dürfen!

Folgt der Expedition online:

MOSAiC-Expedition

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