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Die Vielfalt der Wissenschaftsarbeit

Antje Boetius erforscht die Ozeane; die Uni-Professorin ist dabei zugleich Wissenschaftlerin, Managerin und Kommunikatorin

Forschung

Antje Boetius lehrt im Fachbereich Geowissenschaften an der Universität Bremen und leitet das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Sie erforscht unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arktischen Ozean und die Lebensvielfalt der Tiefsee – und geht regelmäßig selbst auf Expedition: Im August und September 2023 war sie mit dem Forschungseisbrecher Polarstern in der Arktis unterwegs und forschte auch am Nordpol.

„Schon als Kind wusste ich: Wenn ich groß bin, will ich dem Ozean im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen“, sagt Uni-Professorin Antje Boetius. „Ich war ganz versessen auf Piraten-Romane, Jules Verne, aber auch auf Sach- und Bilderbücher über die Meere. Mein Großvater war Kapitän, so dass ich schon sehr früh viel über das Leben auf dem Meer gehört habe, die Seefahrt – und es gab im Fernsehen schon erste Unterwasserfilme von Hans und Lotte Hass und von Jacques-Yves Cousteau. Das war alles extrem reizvoll für mich.“ Diese frühe Faszination für die Ozeane, das bunte Leben darin und die Seefahrt treibt Antje Boetius bis heute an. Und ihren großen Wunsch – dem Ozean auf den Grund zu gehen – hat sie sich erfüllt.

Seit 2009 Professorin an der Uni Bremen

Geboren 1967 in Frankfurt am Main studierte Antje Boetius von 1986 bis 1992 in Hamburg und San Diego Biologische Ozeanographie und wurde 1996 im Bereich Tiefseemikrobiologie promoviert. Nach Aufenthalten an verschiedenen Meeresforschungsinstituten etablierte sie von 2003 bis 2008 eine Arbeitsgruppe zur Erforschung Mikrobieller Habitate im Ozean am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie. Seit Ende 2008 leitet sie die Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie (AWI, MPI für Marine Mikrobiologie Bremen und MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Uni Bremen) und ist seit 2009 Professorin für Geomikrobiologie im Fachbereich Geowissenschaften an der Universität Bremen. Seit 2017 ist sie Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Für Ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Umweltpreis, dem Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Carl-Friedrich-von-Weizsäcker Preis der Leopoldina und des Stifterverbandes.

Antje Boetius
Porträt von Antje Boetius in Lloyd Werft, Bremerhaven
© Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0)

Die Geomikrobiologie-Professorin erforscht die Folgen des Klimawandels auf die Ozeane und Polarregionen, besonders im Zusammenhang mit der arktischen Amplifikation, den Veränderungen der biologischen Pumpe sowie mikrobieller Gemeinschaften im Meer. Als Tiefseeforscherin beschäftigt sie sich zudem mit der Entdeckung unbekannter Lebensräume der Tiefsee, besonders von extremen Lebensgemeinschaften und Tiefseeökosystemen unter Eis, an Seebergen, Schlammvulkanen, Gashydraten sowie kalten und heißen Quellen. Ihre Studien zu den ökologischen Folgen von Tiefseebergbau zeigen auf, welche Konsequenzen die Störung des Meeresbodens langfristig verursachen.

„In der Begegnung mit Studierenden an der Universität Bremen bin ich immer am Puls der Zeit.“

Bis heute hat sie an 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen. Zuletzt war sie im Spätsommer 2023 als Fahrtleiterin mit dem AWI-Forschungseisbrecher Polarstern auf Expedition, um den aktuellen Zustand der Arktis zu untersuchen. Der Eisbrecher machte dabei an neun „Eisstationen“ halt, um auf, im und unter dem Meereis bis zum Grund der Tiefsee jedes Stockwerk des arktischen Ökosystems genau zu erkunden. Eine dieser Stationen war dabei auch der geographische Nordpol.

Hochschullehrerin des Jahres 2023

Ein großes Anliegen ist der Professorin, die 2023 als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet wurde, die Weitergabe von Wissen an junge Studierende: „Mir sind die Hochschulen als Orte von vielfältig vernetzbarem Wissen sehr wichtig und die Lehre wie der Wissenstransfer dort ganz besonders. In der Begegnung mit Studierenden an der Universität Bremen bin ich immer am Puls der Zeit. Das Interesse am Erdsystem und der Rolle des Ozeans und Eises für unsere Zukunft ist enorm gestiegen, auch jenseits der exzellenten Meeresforschung an der Uni Bremen. Die Verantwortung von uns Lehrenden ist hoch: Kommende Generationen brauchen für die Transformationsprozesse komplexes Wissen, Hoffnung und Lust auf Zukunft. Und diese Zukunft wird von drängenden Themen der MINT-Fächer geprägt werden: Klimakrise, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.“

Antje Boetius ist darüber hinaus Expertin für Wissenschaft und Kultur im Anthropozän und arbeitet mit Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Publizist:innen zu Fragen der gesellschaftlichen Transformation und ihrer Spuren in Kunst und Kultur, unter anderem auch im Rahmen des Projektes Theater des Anthropozän unter der Schirmherrschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Als Wissenschaftsmanagerin schreibt und kommuniziert sie zudem über Fragen von Diversität und Chancengleichheit in der Wissenschaft, Nachhaltigkeitsstrategien und Transformationsprozesse. Sie möchte junge Menschen für die Wissenschaft begeistern und setzt sich dafür ein, dass noch mehr Forscherinnen als Rollenvorbilder in Medien wie Film und Fernsehen vorkommen.

Weiterführende Links

ARD-Doku „Expedition Arktis 2 – Tauchfahrt zum Nordpol“ über die ArcWatch-1-Expedition der Polarstern im Sommer 2023

Auszeichnung „Hochschullehrerin des Jahres“

Preisträgerinnen-Video

Pressemitteilung des Deutschen Hochschulverbands

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