Durch YUFE andere europäische Universitäten kennenlernen
Ein Pilotprojekt ermöglicht zurzeit 100 Studierenden, an mehreren Universitäten in Europa Kurse zu belegen.
Die Universität Bremen gestaltet mit neun Hochschulen und vier nicht akademischen Partnern eine Europäische Universität. Im Sommersemester ist das Pilotprojekt Diploma Supplement Track (DST) gestartet. Insgesamt 100 Studierende der zehn YUFE Universitäten belegen Kurse an ihren jeweiligen Partnerunis. Wir haben in einen Kurs des Sprachenzentrums der Hochschulen im Land Bremen (SZHB) reingeschnuppert.
Dienstag, 15 Uhr: Jelle Schuermans und Lorena Zavidić haben sich in ihren Deutschkurs in Bremen über Zoom eingewählt. Jelle macht das in Belgien, wo er Jura an der University of Antwerp studiert. Lorena ist Physiotherapie-Studentin an der University of Rijeka (Kroatien). Die anderen Teilnehmenden loggen sich in Italien, Spanien, Großbritannien und Polen für den A1-Kurs ein. An diesem Nachmittag sind Wechselpräpositionen dran. Sätze werden geübt, wie zum Beispiel: „Das Bett steht vor der Lampe.“ Dann spielt die Lehrerin Sophie Lahr-Eigen der Gruppe ein Audio vor. Die Atmosphäre ist entspannt, alle sind mit Interesse dabei. Zwar kennen sich die sechs Kursteilnehmenden nicht persönlich, doch sie haben eins gemeinsam: Sie alle gehören zu den ersten Studierenden, die an dem Diploma Supplement Track (DST) der YUFE Allianz teilnehmen. Die Abkürzung steht für Young Universities for the Future of Europe.
Mit dem DST geht die Allianz die ersten Schritte, um Erfahrungen für ein erstes, rund zweijähriges Studienangebot zu sammeln. Zum Teil kann es bei den jeweiligen Studiengängen der Studierenden anerkannt werden. Das Ziel von YUFE ist es langfristig, ein Studienprogramm mit einem europäischen Abschluss zu konzipieren. Im DST können die Studierenden Kurse an den anderen neun Partneruniversitäten belegen – jetzt im Sommersemester natürlich nur digital. Dabei erstellen sie ihren eigenen Lehrplan und wählen aus akademischen Kursen aller zehn Hochschulen aus, die in einem speziellen Kurskatalog angeboten werden. Dafür hat die Allianz extra einen „Virtual Campus“ konzipiert – eine virtuelle Lernplattform.
Jelle besucht neben dem Deutschkurs des Sprachenzentrums in Bremen zum Beispiel auch das englischsprachige Seminar „Multinational Enterprises“ im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Bremen. Die Angebote gefallen dem Jurastudenten gut. Lorena nimmt neben dem Sprachkurs in Bremen noch an zwei weiteren Kursen der University of Eastern Finland teil. Die beiden finden es nicht schlimm, dass sie sich die Kurse nicht für ihr reguläres Studium anrechnen lassen können. „Das ist erstmal nicht so wichtig“, sagt Lorena. Und Jelle fügt hinzu: „Durch YUFE kann ich mein Englisch und Deutsch aufbessern und andere Europäische Universitäten und Studierende kennenzulernen. Das ist toll, das Netzwerk bietet hier sehr viel.“ Beide freuen sich schon darauf, wenn sie wieder reisen können und ein richtiger Aufenthalt an YUFE Universitäten möglich sein wird.
Seit Anfang Mai sind die Anmeldungen für Kurse im kommenden Wintersemester online. Zum ersten Mal ist hier geplant, nicht nur virtuelle Veranstaltungen anzubieten, sondern auch vor Ort, sofern es die örtlichen Covid-Bestimmungen zulassen.
„Wir können alle viel voneinander lernen“
Der Deutschkurs ist nur eines von mehreren Angeboten des Bremer Sprachenzentrums für YUFE Studierende. „Sie nutzen auch gerne unsere Sprachcafés“, sagt Friederike Weiß, die die Angebote koordiniert. Hier trifft man sich wöchentlich, um ganz ungezwungen zu reden und zu üben. Sie sind für alle Studierenden offen. Darüber hinaus gibt es Tandems, in denen YUFE Studierende sich mit Bremer Kommilitoninnen und Kommilitonen vernetzt haben. „Durch die Allianz wächst unser Angebot“, sagt Weiß. Die digitalen Kurse ermöglichen Studierenden eine virtuelle Mobilität. „Das wollen wir auf jeden Fall beibehalten.“ Darüber hinaus hat Weiß mit ihren Kolleginnen und Kollegen aber noch weitere Ideen – zum Beispiel hybride Formate in Präsenz und digital oder auch Sprachkurse und -cafés für Mitarbeitende der neun Partneruniversitäten. Hier befindet sich Weiß mit den anderen Sprachenzentren der YUFE Universitäten im Austausch. „Wir können alle viel voneinander lernen“, sagt sie. So biete zum Beispiel die University of Eastern Finland spannende Weiterbildungen. „Die Kolleginnen und Kollegen dort sind sehr fortgeschrittenen mit ihren digitalen Lernformen, das motiviert.“
Angebote für Mitarbeitende und Vernetzung in der Region
YUFE ist nicht nur für Studierende attraktiv: Die Allianz bietet auch Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende aus Wissenschaft, Verwaltung und Technik. So wurden bereits die ersten YUFE Post-Doc-Stellen vergeben. Eine weitere Ausschreibungsrunde erfolgt im Herbst. Zudem gibt es digitale Angebote für Veranstaltungen und Weiterbildung für alle Uni-Mitarbeitenden. Wenn man wieder reisen kann, soll auch hier ein Austausch für alle möglich sein. Zudem soll YUFE die jeweiligen Städte und Regionen vernetzen sowie die Zusammenarbeit und den Austausch fördern. Die Allianz wird von der EU, dem DAAD und dem Land Bremen gefördert.
Mehr Informationen:
Lest auch ein Portrait über die Bremer YUFE Studentin Jessica Winter: Die Europäerin
Hier gibt es noch weitere Erfahrungsberichte von YUFE-Studierenden.
YUFE an der Universität Bremen: www.uni-bremen.de/yufe
YUFE-Webseite: www.yufe.eu