Ein Physiker zwischen Krieg und Frieden
Zum 100. Geburtstag von Andrei Sacharow zeigt die Universität auf dem Boulevard eine Ausstellung.
„Frieden, Fortschritt, Menschenrechte – diese drei Ziele sind untrennbar miteinander verbunden“, sagte Andrei Sacharow in seiner Nobelpreisrede 1975. In den fünfziger Jahren hatte er selbst noch die erste Wasserstoffbombe der Sowjetunion auf den Weg gebracht. Wie er dennoch zum Friedensnobelpreisträger wurde, zeigt eine Ausstellung auf dem Campus.
„Andrei Sacharow – vom Bombenbauer zum Bürgerrechtler“ titelt die Ausstellung, die derzeit auf dem Uni-Boulevard vor der Staats- und Universitätsbibliothek zu sehen ist. Die Bauzäune, an denen die Stelen befestigt sind, verleihen der Ausstellung einen Hauch von Brutalismus, wie er passender nicht sein könnte: Andrei Sacharow war 1953 maßgeblich an der Entwicklung und dem Test der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe beteiligt. Doch dann die Wende: In seiner Position als erfolgreicher Physiker mit Zugang zu ausländischer Literatur sowie Staats- und Parteiführern war er in der Lage, nicht nur sein eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen. Er forderte dies auch von führenden Politikern und legte sich dafür mit dem Partei- und Staatschef Nikita Chruschtschow an. Es folgte ein jahrzehntelanger Einsatz für politisch Verfolgte und für geistige Freiheit, der zu Schikane und Schmutzkampagnen führte. Schließlich wurde der Physiker 1980 ins Exil verbannt. Erst 1986 holte Gorbatschow ihn zurück, sodass Sacharow 1989 im Jahr seines Todes als Abgeordneter seine politischen Ideen im Volksdeputiertenkongress vorstellen konnte.
Professorin Susanne Schattenberg vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen und ihre Studierenden haben im Wintersemester eine Ausstellung des Sacharow Zentrum Moskau für ein deutsches Publikum aufbereitet. In 21 Stelen wird noch bis zum 16. Juli 2021 das bewegte Leben von Andrei Sacharow erzählt. Die Ausstellung kann jederzeit unter Einhaltung der geltenden Hygienebestimmungen auf dem Uni-Boulevard besucht werden.
Zwei der Studierenden, Lilja Girgensohn und Raffael Joos, bieten einen Einblick in die Ausstellung:
Die Ausstellung wird zeitgleich auch in Moskau, Prag und Vilnius eröffnet und soll ebenfalls im Europaparlament gezeigt werden. Die „Bremer“ Fassung wandert weiter nach Berlin und Köln. Die Ausstellung wird von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung unterstützt.