„Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand für dich da ist“

Wie das Study Buddy Programm an der Uni Bremen internationalen Studierenden den Start erleichtert

Lehre & Studium / Studienstart

Wie finde ich Anschluss? Wie funktioniert das Studium in Deutschland? Wie finde ich eine Wohnung und an wen kann ich mich wenden, wenn ich mal nicht weiterweiß? Wer im Ausland studiert, hat viele Fragen. Hier setzt das Study Buddy Programm an: Es vermittelt internationalen Studierenden an der Uni Bremen lokale Buddys, die sie mit Erfahrungen aus erster Hand unterstützen. Oft entstehen daraus tiefe Freundschaften. up2date hat das Study Buddy Paar Tanya Toofany und Aneeb Hassan getroffen und gefragt, wie sie das Programm erleben.

Das Study Buddy Programm wird vom kompass-Team des International Office organisiert. Es realisiert interkulturelle Angebote, die internationale und lokale Studierende zusammenbringen. Die Vermittlung der Study Buddy Paare findet zu Beginn des Semesters statt und richtet sich in der Regel nach Interessen. Wie viel Zeit die Study Buddys miteinander verbringen und was sie gemeinsam unternehmen, entscheiden sie selbst. Das Organisationsteam veranstaltet außerdem regelmäßig Ausflüge, bei denen die Paare auch die anderen Study Buddys kennenlernen können.

Tanya und Aneeb, warum habt ihr euch dazu entschlossen, am Study Buddy Programm teilzunehmen?

Tanya: Ich komme ursprünglich von Mauritius und habe an einem ähnlichen Programm teilgenommen, als ich für mein Bachelorstudium nach Deutschland gekommen bin. Das hat mir damals sehr geholfen. Mittlerweile lebe ich seit fast zehn Jahren hier und studiere seit letztem Jahr im Masterstudiengang „Marine Biology an der Uni Bremen. Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig es sein kann, sich in einem fremden Land und an einer ausländischen Universität zurechtzufinden, möchte ich anderen internationalen Studierenden gern helfen. Deshalb habe ich mich als lokale Buddy gemeldet. Als internationale Studentin kenne ich mich mit Visumsfragen und anderen Formalitäten gut aus. Auch dieses Wissen wollte ich gern weitergeben.

Aneeb: Ich komme aus Pakistan und studiere im ersten Semester im Masterstudiengang „Management Information Systems an der Universität Bremen. Als ich hier angekommen bin, kannte ich niemanden und sprach kein Deutsch. Daher dachte ich, es wäre schön, wenn ich mich mit einer Person austauschen könnte, die Englisch spricht. Zudem könnte mir jemand, der den Studienstart schon gemeistert hat, Tipps für meinen eigenen Studienbeginn geben.

Eine Frau blickt in die Kamera.
Tanya ist schon seit fast zehn Jahren in Deutschland und freut sich, ihre eigenen Erfahrungen mit anderen internationalen Studierenden zu teilen.
© Matej Meza / Universität Bremen

Ihr kennt euch jetzt seit knapp zwei Monaten. Was habt ihr in dieser Zeit gemeinsam erlebt?

Tanya: (lacht) Wir sind wahrscheinlich kein typisches Study Buddy Paar, denn wir sehen uns heute tatsächlich zum ersten Mal persönlich. Es ist eher so, dass ich für ihn da bin und er sich mit jedem Anliegen an mich wenden kann. Besonders am Anfang standen wir in engem Kontakt per WhatsApp. Andere Study Buddys unternehmen wahrscheinlich viel mehr miteinander. Für uns hat es aber auch so sehr gut funktioniert.

Aneeb: Tanya wurde mir als Buddy zugeteilt, als ich erst ein paar Wochen hier war. Sie hat mir eine E-Mail geschrieben, sich vorgestellt und mir mitgeteilt, dass ich mich jederzeit an sie wenden kann, wenn ich etwas nicht verstehe. Sie hat vorgeschlagen, E-Mails für mich zu schreiben, und Unterstützung bei der Übersetzung von Texten angeboten. Auch wenn ich normalerweise erst selbst versuche, Lösungen und Wege zu finden, habe ich ihre Hilfe bei Problemen zu Beginn eigentlich fast immer in Anspruch genommen.

Tanya: Am Anfang haben wir uns wirklich viel ausgetauscht und ich war überrascht, wie gut wir uns auf Anhieb verstanden haben. Das liegt vermutlich auch daran, dass wir kulturell und religiös ähnlich sozialisiert wurden und viele Werte teilen. Ein Großteil der Bevölkerung von Mauritius stammt von indischen Völkern ab. Daher gibt es viele Parallelen zur indischen und pakistanischen Kultur – auch das Essen ist ähnlich.

Aneeb: Ja, Essen ist auf dem Subkontinent ein äußerst wichtiges Kulturgut. Wir haben außerdem festgestellt, dass wir den gleichen Personen auf Social Media folgen.

Tanya: Es tut mir gut, mich mit Aneeb auszutauschen, denn er versteht mich in vielerlei Hinsicht. Eine große Community von Studierenden aus Mauritius gibt es an der Uni nicht, mit der ich das tun könnte.

Ein Mann blickt in die Kamera.
Aneeb kommt aus Pakistan und ist gerade erst für sein Masterstudium nach Bremen gezogen.
© Matej Meza / Universität Bremen

Aneeb, bei welchen Herausforderungen konnte dich Tanya unterstützen?

Aneeb: Eine Sache, bei der mir Tanya sehr geholfen hat, war definitiv die Wohnungssuche. Das hat sehr lange gedauert und war wirklich frustrierend. Ich wusste nicht genau, wie ich das angehen sollte, weshalb ich anfangs viele Absagen bekommen habe. Sie musste mir nicht aktiv helfen, aber es war schön, in dieser Zeit jemanden zu haben, die ein offenes Ohr für mich hatte und ihre Erfahrungen mit mir teilen konnte. Ein zweites Thema, das mich zu Beginn sehr beschäftigt hat, war die Frage, wie ich einen Job finden kann. Auch hierzu konnte sie mir gute Hinweise und Tipps geben. Sie hat mir beispielsweise das schwarze Brett auf Stud.IP gezeigt und mir einige Webseiten mit Stellenangeboten genannt. Ein weiteres Thema, bei dem ich Tanya fragen konnte, war die Anmeldung bei den Portalen der Universität. Manche sind wirklich kompliziert und nicht selbsterklärend, besonders, wenn man kein Deutsch spricht.

Tanya: Ich konnte Aneeb schließlich auch bei den Formalitäten helfen, die mit der Anmietung einer Wohnung einhergehen. Schließlich habe ich in der langen Zeit, in der ich schon hier bin, schon den einen oder anderen Mietvertrag unterschrieben.

Was ist eurer Meinung nach wichtig, damit ein Study Buddy Paar als Team gut funktioniert?

Tanya: Beide Personen sollten auf jeden Fall offen sein und sich idealerweise auch ein wenig Wissen über die Kultur des anderen aneignen. Es ist außerdem sehr wichtig, einander zuzuhören und zu respektieren. Wenn die andere Person sich dir gegenüber öffnet, versuche, sie zu verstehen, sei empathisch und findet gemeinsam eine Lösung. Alles, was dein Buddy mit dir teilt, ist für ihn ein wichtiges Thema. Begegne ihm daher mit Verständnis und Geduld. Denn jeder Mensch wächst unterschiedlich auf und braucht Hilfe bei Dingen, die anderen vielleicht selbstverständlich erscheinen.

Aneeb: Dem stimme ich voll und ganz zu. Ich würde noch ergänzen: Seid nicht schüchtern, sondern tretet in Kontakt und nutzt die Chance, an dem Programm teilzunehmen. Ihr habt nichts zu verlieren und könnt nur gewinnen. Insbesondere Personen, die kein Deutsch sprechen oder zum ersten Mal im Ausland sind, können davon profitieren. Seid für euren Buddy da und respektiert seine Persönlichkeit. Auf der ganzen Welt gibt es introvertierte und extrovertierte Menschen, die gegebenenfalls unterschiedliche Bedürfnisse haben. Seid daher kreativ und findet euren gemeinsamen Nenner. Haltet nicht an alten Verhaltensmustern fest, sondern lasst euch auf Neues ein. Ihr werdet merken, dass es sich auszahlt – und das schon nach ein paar Wochen. Denn gemeinsam ist alles einfacher und Probleme lassen sich viel leichter zu zweit lösen.

Mehr Informationen

Für das Wintersemester 2025 werden noch lokale und internationale Studierende gesucht, die Lust haben, am Study Buddy Programm teilzunehmen. Lerne mit dem Study Buddy Programm Menschen aus der ganzen Welt kennen, übe eine Fremdsprache oder finde neue Freund:innen.

Anmeldungen sind seit dem 1. Oktober 2025 möglich. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite.

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