Gesünder leben, essen, trinken und kommunizieren
Wie ein studentisches Projekt die Widerstandsfähigkeit von Menschen im Homeoffice stärkt
Gedacht war es eigentlich anders. Fünf Studentinnen aus dem Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften haben mit wissenschaftlichem Anspruch Konzepte für das Betriebliche Gesundheitsmanagement erstellt. Sie sollten als Praxisprojekte in Unternehmen im Technologiepark umgesetzt werden. Dann kam die Corona-Krise und machte den schönen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Oder doch nicht?
Afia Nsiah, eine der Beteiligten, studiert Gesundheitsförderung und Prävention im Master. Sie hat sich kurzerhand für eine digitale Variante ihrer Resilienz-Basics entschieden. Ein Healthboard im Intranet des Unternehmens MeVis Medical Solutions AG hat für sehr gute Resonanz gesorgt. Jede Woche hat Afia Nsiah dort zwei ihrer sorgfältig ausgearbeiteten Poster veröffentlicht. „Ich hatte mit der Personalleitung der Firma und der Techniker Krankenkasse starke Partner“, sagt sie.
Schutzschild für innere Stärke
Resilienz, so konnten die interessierten User dort lesen, ist ein Schutzschild für die innere Stärke des Menschen. Die Studentin beleuchtet viele Facetten: herzhaftes Lachen, geduldiges Zuhören, Einfühlungsvermögen für das Gegenüber bis hin zum Medienfasten. „Spring Brain“ hat Afia Nsiah ihr Projekt genannt und 30 Poster zu insgesamt vier Themen erarbeitet. Neben der Resilienz hat sie sich Neuro Nutrition, also der Ernährung, die gut fürs Gehirn ist, gewidmet. Hinzu kommen Quali Train, Sportübungen, die den Körper stärken, und Lunch Walk, das Wandern auf unbekannten Pfaden. „Wir hatten sehr viel positive Rückmeldungen und Nachfragen“, unterstreicht die Personalreferentin von MeVis Medical Solutions, Hatice Yildiz, die das Projekt betreut hat. Die Firma im Technologiepark an der Caroline-Herschel-Straße hat 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und entwickelt Software für die Bildverarbeitung in der Medizin. Ergo müssen die Beschäftigten viel am Computer arbeiten. „80 Prozent unserer Belegschaft ist immer noch im Homeoffice“, sagt sie.
Das Healthboard der 27-jährigen Studentin sollte ursprünglich mit praktischen Angeboten wie kognitivem Training und Übungen zur Psychomotorik unterfüttert werden. Auch ein Kurs für Biofeedback, bei dem körperliche Signale gemessen werden, gehört zum Konzept. Das ging wegen Corona erstmal nicht. Die Personalleitung hofft aber auf einen späteren Zeitpunkt, um das ausgezeichnete Konzept zu vollenden.
Frisches Engagement
Einen Monat lang, zweimal pro Woche haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MeVis Medical Solutions AG in die Tipps der Studentin geklickt. Auch Personalleiterin Sibel Heckmann bestätigt: „Das Feedback von Kolleginnen und Kollegen ist äußerst positiv“. Sie attestiert der Studentin der Universität Bremen „großes Engagement und komplett neue Ideen“. Da können die IT-Spezialisten zum Beispiel leckere Rezepte wie Vollkorn-Pasta mit grünem Spargel und Pinienkernen nachlesen und nachkochen. Wissenschaftlich aufbereitet von der Masterstudentin, die vorrechnet, dass Vitamin B wichtig fürs Gedächtnis und schnelles Denken ist und der Spargel Zink, Kalium und Eisen enthält. Oder — als Idee für die Pausengestaltung — einen 30 Minuten dauernden Walk über den Jan Reiners-Wanderweg, 1,9 Kilometer, in Angriff nehmen.
„Das Feedback von Kolleginnen und Kollegen ist äußerst positiv.“
„Wir haben zu 99,9 Prozent Büroarbeitsplätze“, sagt Sibel Heckmann. „Es ist uns sehr wichtig, Wege zu finden, wie wir unsere Kolleginnen und Kollegen dazu motivieren, gesünder zu leben, zu essen und zu trinken.“ So wurden Wasserspender auf jeder Etage aufgestellt, Workshops durchgeführt, Firmenfitness angeboten. „Wir haben früher jeden Tag Kekse ausgegeben und die Kolleginnen und Kollegen waren glücklich. Gesund war es nicht. Wir haben diese durch frisches Obst ersetzt“, sagt sie. Das Komplettpaket aus Ernährung und Sport — Afia Nsiah schlägt zum Beispiel Bouldern vor — komme sehr gut an, bestätigt die Personalleiterin. „Unsere Arbeitgebermarke profitiert ebenfalls davon, nach innen sowie nach außen.“
Richtig reingekniet
Die 27-jährige Studentin der Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen freut sich, dass ihr Projekt so viel Anklang findet. „Sie hat sich richtig reingekniet“, sagt anerkennend Silvia Kaiser, Beraterin für Prävention und Gesundheitsförderung bei der Techniker Krankenkasse. Dass das meiste trotz der Corona-Krise bislang umgesetzt werden konnte, macht alle Beteiligten stolz.