Hilfe bei Redeangst
Rund 1.000 Studierende suchen jedes Jahr die Psychologische Beratungsstelle des Studierendenwerks Bremen auf. Ein häufiges Thema: die Angst, vor Gruppen zu sprechen.
Alle Augen sind auf dich gerichtet und warten gespannt. Jetzt bloß nicht stottern. Oder noch schlimmer, den Faden verlieren. Und schon bricht der kalte Angstschweiß aus. Präsentationen halten, vor Publikum sprechen oder Veranstaltungen moderieren löst bei dir Nervosität oder sogar blanke Panik aus? Doris Moormann von der Psychologischen Beratungsstelle (PBS) des Studierendenwerks Bremen gibt Tipps, wie du die Redeangst unter Kontrolle bekommst.
„Ein bisschen Angst und Aufregung vor einem Vortrag ist völlig normal, selbst für geübte Rednerinnen und Redner“, versichert Doris Moormann. Problematisch werde es, wenn wegen der Angst solche Situationen gemieden werden und die Nervosität uns schon Wochen vorher krank macht. Die Mitarbeiterin der PBS berät Studierende in Workshops und Einzelgesprächen, die unter Redeangst leiden – das heißt panische Angst haben, vor Gruppen zu sprechen. „Vor allem entsteht Redeangst, weil wir uns in eine Situation begeben, in der wir der Kritik und Bewertung anderer direkt ausgesetzt sind und Angst haben, uns zu blamieren“, erklärt Moormann. In ihren Workshops erarbeitet die Expertin mit den Studierenden, wie sie die Angst mit ein paar Tipps schrittweise überwinden können.
Tipp 1: Nimm die Angst an
Schon Wochen vor der Präsentation hast du Magen- und Kopfschmerzen und willst am liebsten gar nicht daran denken? Der Tipp der Expertin: Die Angst akzeptieren und der Situation nicht ausweichen. Angst kann uns auch dazu bringen, dass wir uns gut auf den bevorstehenden Vortrag vorbereiten. Wenn die Angst jedoch zu groß wird und krank macht, sollte man nach den Gründen dafür suchen – zum Beispiel mithilfe der PBS. „Manchmal kann ein früheres Ereignis prägend für das flaue Gefühl im Magen sein, manchmal ist es ein geringes Selbstwertgefühl. Wer weiß, woher die Angst rührt, kann auch daran arbeiten.“
Tipp 2: Ändere die Einstellung zu dir selbst
Selbst- und Fremdwahrnehmung prallen oft aufeinander. Die eigene Einschätzung falle meist härter aus als der Eindruck aus dem Publikum, stellt Moormann immer wieder im Workshop fest. Denn die anderen merken oft gar nicht, dass ein Punkt ausgelassen wurde oder kleinere Fehler passiert sind. Streiche daher Sätze wie „Ich bin eh nicht gut genug“ und „Ich werde sowieso versagen“ aus deinem Repertoire. Stattdessen solltest du dir selbst gut zusprechen mit Sätzen wie „Ich vertraue meinen Fähigkeiten“ oder „Ich darf auch Fehler machen“.
Tipp 3: Entspann dich
Angst ist eigentlich eine Art von Stress und wird aufgrund der Ausschüttung von Stresshormonen auch von körperlichen Symptomen wie einem erhöhtem Blutdruck, schnellerem Herzschlag und einer veränderten Atmung begleitet. Stress kann auch positiv sein, der sogenannte Eustress. Dann hat er eine schützende Funktion und kann antreibend wirken. Negativer Stress – auch Distress genannt – dagegen blockiert und lähmt uns, sodass wir beim Vortrag nicht mehr klar denken können. „Mit speziellen Entspannungsübungen wie Atemtechniken kann man diese körperlichen Reaktionen gut regulieren“, rät Moormann.
Tipp 4: Bereite dich gut vor
Eine klassische aber effektive Methode bleibt jedoch die Vorbereitung. Daher der Tipp der Expertin: „Wer sich gut vorbereitet und vorher seine Präsentation ausgiebig übt, bekommt mit der Zeit Routine und fühlt sich von Vortrag zu Vortrag sicherer“.
Tipp 5: Du bist nicht allein
Und das Wichtigste zum Schluss: Du bist nicht allein mit dem Problem. Jedes Semester kommen Studierende zur Beratungsstelle, denen das Reden vor großen Gruppen Unbehagen bereitet und suchen Rat. Mit dem Workshop bietet die PBS einen sicheren Raum, in dem du dir in kleinen Gruppen Feedback und Tipps vom Profi und von Leidensgenossen einholen kannst.
Psychologische Beratungsstelle
Der nächste Workshop zum Thema Redeangst „Ab heute rede ich“ findet im Sommersemester 2022 am 13. und 14. Mai jeweils von 9 bis 16 Uhr statt. Anmeldungen werden im Sekretariat der PBS telefonisch unter 0421 2201-11310 entgegengenommen.
Die Psychologische Beratungsstelle befindet sich im Zentralbereich der Universität Bremen, unterhalb der Mensa. Termine können telefonisch am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 13 und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr vereinbart werden. Erreichbar ist die Beratungsstelle unter 0421 22 01 - 1 13 10 oder per E-Mail unter pbs@stw-bremen.de. Während der Pandemie werden schwerpunktmäßig videogestützte, telefonische und Online-Beratungen angeboten. Die Services der PBS stehen Studierenden der Universität und der Hochschulen in Bremen und Bremerhaven kostenfrei zur Verfügung.