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Hilfe über den Gartenzaun

Wie Bremerinnen und Bremer internationale Studierende unterstützen

Uni & Gesellschaft

Studentische Jobs brechen weg, wovon Miete und Lebensunterhalt bestreiten? In der anhaltenden Corona-Krise sind besonders internationale Studierende in Not geraten. Der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) berichtet in diesen Tagen von „schweren finanziellen Notlagen“. Betroffene hätten teilweise nichts mehr zu essen.

Zahlreiche Bremerinnen und Bremer helfen, wo sie können, und das ohne viel Tamtam. In einer kleinen Straße in Findorff wohnen solche Menschen, denen Bürgerengagement eine Herzensangelegenheit ist. „Wir sind eine spendenfreudige Nachbarschaft“, sagt Anwohnerin Mirja Uschkureit. Als Öffentlichkeitsarbeiterin der Academy HERE AHEAD, die im Land Bremen das Vorbereitungsstudium für internationale Studierende anbietet, weiß sie um deren Sorgen und Nöte.

Hand in Hand

Darüber tauscht sich der Runde Tisch HIST (Hilfe für Internationale Studierende) in diesen Zeiten besonders intensiv aus. Auf den Stühlen sitzen Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, Vereinen, Kirchen und Beratungsstellen aus Bremen und Bremerhaven. Von AStA bis XENOS reicht die Liste der 20 Mitglieder. „Wir haben für jede Notlage eine Stelle im Netzwerk, die helfen kann und arbeiten alle Hand in Hand. Es gibt keine Konkurrenz“, betont Mirja Uschkureit.

Von Nachfrage überrannt

Telefonische Bitten um Unterstützung internationaler Studierender, die kein BaföG bekommen und wegen Corona ihre Jobs verloren haben, erreichten gleich zu Beginn der Krise Martina Rolfes, Hochschulseelsorgerin der Katholischen Hochschulgemeinde, und Kerstin Petrusch, Beraterin des Vereins für Innere Mission. Die beiden Frauen schmiedeten einen Plan. „Wir wollten schnell, unkompliziert und niedrigschwellig direkte Hilfe geben,“ sagt Martina Rolfes. Also stellten und stellen sie Lebensmitteltüten zusammen und geben Gutscheine für Supermärkte aus. „Nach einem Post bei Facebook wurden wir von der Nachfrage förmlich überrannt.“

Hochschulseelsorgerin Martina Rolfes vergibt diskret Lebensmittelgutscheine an internationale Studierende.
© Karla Götz/Universität Bremen

„Genug, um etwas abzugeben“

Und nun kommt wieder die Findorffer Straße mit ihren hübschen Häuschen und blütenbunten Vorgärten ins Spiel. Quasi über den Gartenzaun reicht die funktionierende Nachbarschaft Spenden an Mirja Uschkureit herüber, die sie bei einem großen Discounter in Lebensmittelgutscheine umtauscht und zur Katholischen Hochschulgemeinde ins Schnoor bringt. „Wir haben genug, um ein bisschen was abzugeben“, sagt ganz selbstverständlich Meike Bertz, Lehrerin am Schulzentrum Utbremen und Nachbarin von schräg gegenüber. Sie unterrichtet in einer Klasse mit Geflüchteten Deutsch als Fremdsprache. „Für ausländische Studierende ist das Leben hier in Deutschland teurer als im Verhältnis zu anderen Ländern“, weiß sie und sagt: „Eltern können nicht locker was dazugeben, um die Krise zu überbrücken.“ Auch bei zweien ihrer drei Kinder sind die Nebenjobs weggebrochen, das gleichen selbstverständlich die Eltern aus. „Die Berichte in der Presse über die vielen Hilfsangebote in der Corona-Krise gaben mir immer das positive Gefühl, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft sehr groß ist und viele Menschen für andere da sind. Bevölkerungsgruppen, die in Deutschland zurzeit von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind, gibt es ja nicht viele“, begründet Apothekerin Siegrid Semken ihre großzügige Spende.

Eine hohe Hürde

Hochschulseelsorgerin Martina Rolfes, die für die Aktion finanzielle Unterstützung vom Bistum Osnabrück und aus Bremer Gemeinden bekommt, hat bereits 60 Gutscheine vergeben können. „Viele der Betroffenen versuchen erst einmal alles, um sich selbst zu helfen. Es ist eine hohe Hürde für sie, um Unterstützung zu bitten. Das hat mit Stolz und Ehre zu tun.“ Martina Rolfes freut sich über alle Spenden. Sie betont: „Für uns ist es eine Frage der Solidarität, Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen. Solidarität kennt keine nationalen Grenzen.“


Informationen über alle Unterstützer, die im Netzwerk HIST mitarbeiten, finden sich hier.

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