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Kennt Ihr schon… das Dickinson College an der Universität Bremen?

Auf dem Campus gibt es viel zu entdecken. Doch was verbirgt sich dahinter? up2date hat für Neugierige Erklärungen zusammengetragen. Willkommen zur Campusführung!

Campusleben

Manche Besonderheiten der Universität Bremen sieht man nicht auf den ersten Blick, sie sind nicht in Stein materialisiert. Das Dickinson College hat auf dem Campus kein eigenes Gebäude. Nur das unspektakuläre Büro der Direktorin im fünften Geschoss des Sportturms. Die Gäste aus Pennsylvania sind unter uns auf dem Campus, lernen deutsch, besuchen Vorlesungen und Seminare. Und das seit 35 Jahren.

Momentan trifft das allerdings nicht zu. Im März dieses Jahres mussten mit der Corona-Krise die gern gesehenen Studierenden aus dem Nordosten der USA nach Hause fliegen, noch bevor das Semester begonnen hatte. „Wir haben alles dafür getan und es geschafft, dass dennoch jeder von ihnen das Semester digital fortführen und abschließen konnte – dabei wurden auch die Online-Angebote der Uni Bremen gern genutzt“, sagt Dr. Janine Ludwig, die Akademische Direktorin des Colleges auf Bremer Seite. Selbst die, die nur sechs Wochen da sein konnten, schwärmten von ihrer Zeit in Bremen und möchten gern irgendwann wiederkommen.

Virtueller Ersatz als Brücke

Weil Janine Ludwig „ihr College“ am Herzen liegt, hat sie sich seither unermüdlich virtuellen Ersatz ausgedacht, um die begegnungslose Zeit zu überbrücken. Der Kontakt mit der noblen, privaten Einrichtung in Carlisle im Nordosten der USA ist schließlich der älteste Austausch, den die Universität pflegt. Ins Leben gerufen durch das Engagement von Altrektoren, lebt die transatlantische Partnerschaft fort. Das bedeutet wissenschaftlicher Austausch auf allen Ebenen, Studierende und Lehrende engagieren sich in beiden Richtungen. Momentan virtuell. Die Direktorin freut sich über Zusagen ihrer Bremer Kolleginnen und Kollegen.

Dr. Janine Ludwig ist die Akademische Direktorin des Colleges auf Bremer Seite.
© Katelyn King

Brisante politische Themen

So wird der Politikwissenschaftler Stefan Luft ein mit Spannung erwartetes Zoom-Seminar zu Fragen von Migration und Integration in Deutschland halten. Zu den gesellschaftspolitischen Lectures hat sich Janine Ludwig allerhand Überraschendes für ihre Online-Seminare im Sommersemester einfallen lassen. Unter anderen hat Egon Krenz, immerhin zwei Monate Staatsratsvorsitzender in der Wendezeit der DDR, den amerikanischen Studierenden Rede und Antwort gestanden. „Er hat sich klar zum Sozialismus bekannt“, schmunzelt Janine Ludwig.

Autoren stellen ihre Bücher vor

Die Literaturwissenschaftlerin ist als Vorsitzende der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft und als stellvertretende Sprecherin des Bremer Instituts für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien (ifkud) exzellent in der literarischen Szene vernetzt. Die Autoren Jens Sparschuh, Jens Wonneberger, Bernd Schirmer und Kerstin Hensel traten ebenfalls im Seminar auf und stellten in Dickinson Lectures online ihre literarischen Arbeiten vor, die sich mit der Zeit nach 1989 befassen.

Veranstaltungen in deutscher Sprache

Für die Direktorin ist es wichtig, dass die Studenten Lehrveranstaltungen in deutscher Sprache besuchen. „Da sind wir ganz oldschool“, sagt sie. Englischsprachige Vorlesungen seien austauschbar und nicht an das Land gebunden. „Das ist in Bremen schon was Besonderes.“ Janine Ludwig hofft, dass der Lehrbetrieb bald wieder regulär aufgenommen werden kann, denn die gelebte Partnerschaft zu einem der ältesten Colleges in den USA gibt auch der Bremer Universität Glanz.

Sich wie zu Hause fühlen

Wer über den Campus geht, sieht als Zeichen dieser außergewöhnlichen Beziehung die signalroten Sitzmöbel, die Dickinson Chairs. Die Heimat dieses Sessels sind die Adirondack Mountains, der höchste Gebirgszug im US-Bundesstaat New York. Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Kult-Gartenstuhl mit der gefächerten Lehne. „Unsere Gäste sehen die Stühle, die sie von ihrem heimatlichen Campus kennen, und fühlen sich gleich wie zu Hause“, sagt Janine Ludwig. 26 rote Sessel sind es bisher. Annette Lang, Leiterin des International Office der Universität Bremen, nennt das Ziel: „50 Stühle, 50 Jahre Partnerschaft“. Es sind also noch Spenderinnen und Spender willkommen.

Weitere Informationen:

Blog “Dickinson in Bremen”: “Dickinson in Germany” turns 30 (Englisch)

Blog “Dickinson in Bremen”: Online teaching! Literature about the events of 1989 (Englisch)

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