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Wohnraummangel: Wie groß ist das Problem für Bremer Studierende tatsächlich?

Uni & Gesellschaft

Eine Studie der Universität Bremen hat die Wohnsituation von Studierenden in Bremen und Bremerhaven genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lage durchaus ernst ist. Doch auch Hoffnung zeichnet sich ab: Unterschiedliche Neubauprojekte sollen für mehr bezahlbaren studentischen Wohnraum sorgen.

Im Fokus der Studie eines Forschungsteams des Instituts Arbeit und Wirtschaft (iaw) und des Instituts für Geographie standen Fragen nach bevorzugten Wohnstandorten und Wohnformen sowie zur Höhe der Mietausgaben. Die repräsentative Befragung aus dem Jahr 2018 zeigt: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum stellt für Studierende ein außerordentliches Problem dar. „Rund 70 Prozent der interviewten Studierenden an Bremischen Hochschulen bewerteten die Wohnungssuche als ,sehr schwierig‘ oder ,eher schwierig‘“, sagt Dr. Günter Warsewa vom Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw), einer Einrichtung der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Universität Bremen.

„Unsere 2.042 Wohnplätze sind immer schnell belegt.“
Hauke Kieschnick, Geschäftsführer des Studierendenwerks Bremen

Die häufigste und beliebteste Wohnform der Studierenden an Bremer Hochschulen ist laut Studie die Wohngemeinschaft (32,7 Prozent). Auffällig ist ein wachsender Anteil von Studierenden, die bei Eltern oder Verwandten leben – vermutlich eine Reaktion auf den harten Wohnungsmarkt.

Neustadt ist der Lieblings-Stadtteil

Die Neustadt ist für Studierende laut Studie der beliebteste Stadtteil zum Wohnen. Sie punktet mit einer lebendigen Kultur- und Gastronomieszene.
Foto: Harald Rehling / Universität Bremen

Wo wohnen die Studierenden am liebsten? Hier gewinnt in der Befragung ganz klar der Stadtteil Neustadt. Die generelle Zufriedenheit mit der Wohnsituation nach Einschätzung der Studierenden ist hier erkennbar höher als in allen anderen Stadtteilen.

Auf ein beunruhigendes Ergebnis weist der Geographieprofessor und Co-Autor der Studie Ivo Mossig hin: Studierende, die nicht bei den Eltern oder Verwandten wohnten, würden fast die Hälfte ihres monatlich verfügbaren Budgets (49,1 Prozent) für die Miete ausgeben. „Das ist eine äußerst kritische Mietbelastung, die deutlichen Handlungsbedarf bezüglich der studentischen Wohnsituation in Bremen offenbart“, so der Wissenschaftler.

Quelle: Ivo Mossig, Günter Warsewa, Kevin Wolnik, Fabian Fortmann, Jessica Bas, Studentisches Wohnen in Bremen und Bremerhaven, Schriftenreihe Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen, Bremen 2018.
Grafik: Jens Oertel / Universität Bremen

442 Bewerbungen für einen Wohnraumplatz

Das Studierendenwerk versucht gegenzusteuern, kann jedoch mit seinem Wohnheimangebot den Bedarf nicht erfüllen. „Unsere insgesamt 2.042 Wohnplätze – davon 136 in Bremerhaven – sind immer schnell belegt“, sagt Hauke Kieschnick, Geschäftsführer des Studierendenwerks Bremen. Zum vergangenen Wintersemester 2018/2019 hätten auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz 442 Bewerberinnen und Bewerber gestanden. „Notschlafplätze in Turnhallen oder Hotels musste das Studierendenwerk in Bremen bislang jedoch noch nicht einrichten, wie in den vergangenen Jahren in Göttingen oder Frankfurt“, so Kieschnick.

Illustration: Jens Oertel / Universität Bremen

Mehr als 750 neue Wohnheimplätze geplant

Auch in der Politik ist die prekäre Lage am Wohnungsmarkt angekommen. Die Bremer Landesregierung plant laut Koalitionsvertrag bis 2023, mindestens 750 neue Wohnheimplätze in Bremen und Bremerhaven zu schaffen. Konkret vorgesehen ist bereits der Bau von 380 Wohnplätzen in der Emmy-Noether-Straße auf dem Campus der Universität Bremen. Diese sollen später vom Studierendenwerk betrieben werden.

Weitere 175 Plätze sollen am Niedersachsendamm in Huckelriede, ganz in der Nähe des Werdersees, entstehen. Durch eine Kooperation mit der Bremer Heimstiftung sind außerdem im Rahmen des Projekts „Ellener Hof“ in Bremen-Osterholz 66 Plätze vorgesehen. Die Bremer Heimstiftung unterhält überwiegend Wohnangebote für ältere Menschen – im Stiftungsdorf „Ellener Hof“ sollen jedoch Alt und Jung aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenleben.

Besonders interessant hierbei: Der „Ellener Hof“ soll Bremens erstes Klimaquartier werden. Ziel ist ein verringerter Ausstoß von Treibhausgasen durch klimafreundliches Handeln im Alltag. Auch wenn günstiger Wohnraum weiterhin Mangelware bleiben wird, dürfte dieser Zuwachs an Unterkünften wenigstens etwas Entspannung auf dem Bremer Wohnungsmarkt bringen.

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