Mit einem Humboldt-Stipendium von Kanada nach Bremen
Der Wissenschaftler Jeff Bale wird an der Universität Bremen im Bereich der Lehrerbildung forschen.
Ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ist in der Wissenschaft eine große Auszeichnung. Jeff Bale, Bildungswissenschaftler der University of Toronto, hat eins bekommen. Für seinen Forschungsaufenthalt hat er sich die Universität Bremen ausgesucht. Der Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften hat eine strategische Partnerschaft mit der kanadischen Universität.
Als Jeff Bale das erste Mal Deutsch sprach, war er noch ein Kind. Und genauer gesagt sang er es. „Aber ich verstand kein Wort“, sagt der Wissenschaftler lachend. Das war während seiner Zeit in der Grundschule. Denn diese hatte eine Kooperation mit dem berühmten Chicago Symphony Orchestra. Bale sang dort im Chor. Und der hatte viele deutsche Lieder in seinem Repertoire. „Mir machte es Spaß in dieser Sprache zu singen, auch wenn ich sie nicht verstand“, sagt Bale.
Als Zehnjähriger durfte der gebürtige Kanadier mit dem Chor nach Deutschland reisen. Bei öffentlichen Auftritten sang Bale dann Mahler, Webern und Brahms in Bonn, Bad Hersfeld und anderen Orten. Der Chor rührte die Zuschauerinnen und Zuschauer zutiefst. Und diese Erlebnisse berührten auch ihn. „Ich erinnere mich noch gut an eine Aufführung in einem Seniorenheim in Bad Hersfeld“, so Bale.
Die deutsche Sprache ließ den US-Amerikaner nicht mehr los. Bale studierte Biologie und Germanistik. Seinen PhD machte er in Bildungspolitik. Nach seinem Abschluss arbeitete der Wissenschaftler zehn Jahre lang als Lehrer in den USA, um neu zugewanderten Jugendlichen Englisch beizubringen. Auch Deutsch unterrichtete er an einer Oberschule. „Meine akademische Arbeit hat ihre Wurzeln in dieser Zeit“, sagt der Wissenschaftler. Und er nutzt sie für seine Forschungen, in denen er sich mit Sprachbildungspolitik und Lehrerausbildung aus politisch-ökonomischer und rassismuskritischer Perspektive beschäftigt. Heute ist Jeff Bale Assoziierter Professor am renommierten Ontario Institute for Studies in Education (OISE) der University of Toronto in Kanada.
„Die Bildungssysteme von Kanada und Deutschland sind sehr ähnlich“
Vor Kurzem hat der 49-Jährige ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung bekommen. Das ist in der Wissenschaft eine große Auszeichnung. Als Forschungsstipendiat ist er jetzt im Juni in Bremen. „Ich werde an der Universität forschen und mich mit den dortigen Fachkolleginnen und -kollegen austauschen“, sagt er. „Ich freue mich sehrt über diese Möglichkeit“. Unter anderem wird er eine vergleichende Studie zur Lehrerbildung in Migrationsgesellschaften durchführen. Dafür wird Bale Interviews mit Verantwortlichen sowie Lehramtsstudierenden führen. Sein Ziel ist es, mehr über die Lehrerbildung in Bremen zu erfahren und diese dann mit der in Kanada zu vergleichen. „Die Bildungssysteme von Kanada und Deutschland sind sehr ähnlich“, sagt Bale. Dabei interessieren den Wissenschaftler besonders die Einstellungen und Kenntnisse von Lehramtsstudierenden zu migrationsgesellschaftlicher Vielfalt und wie diese Aspekte in ihrem Studium verankert sind.
„Das Humboldt-Forschungsprojekt von Jeff Bale bereichert die Bandbreite an Kooperationsaktivitäten zwischen den beiden Universitäten.“ (Yasemin Karakasoglu, Universität Bremen)
Strategische Partnerschaft mit Universität in Kanada
Sein Gastgeber ist an der Universität Bremen der Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung im Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften. „Wir sind stolz, dass Jeff Bale uns für sein Humboldt-Stipendium ausgewählt hat“, sagt Yasemin Karakasoglu. Die Professorin arbeitet schon länger mit Bale und dem Institut in Ontario zusammen und hat selbst 2019 an Schulen in Kanada geforscht. Ihr Fachbereich pflegt eine enge strategische Partnerschaft mit der University of Toronto. Über ein aktuelles DAAD-Projekt zur Internationalisierung der Lehrerbildung nehmen Kolleginnen und Kollegen aus Toronto an Seminaren in Bremen als Gastdozentinnen und -dozenten teil. Ein Austausch von Studierenden ist ebenso in Planung wie eine gemeinsame Summerschool für Lehramtsstudierende 2022 in Bremen. „Das Humboldt-Forschungsprojekt von Jeff Bale bereichert die Bandbreite an Kooperationsaktivitäten zwischen den beiden Universitäten“, sagt Yasemin Karakasoglu.
Eigentlich wollte Bale schon im März in Bremen sein. Doch die Pandemie durchkreuzte seine Pläne, so dass er sein Stipendium zunächst in Kanada beginnen musste. Im Juni ist er zunächst für vier Wochen in Bremen. Ein weiterer Aufenthalt ist für das Sommersemester 2022 geplant.
Weitere Informationen
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Diese Website informiert über die Alexander von Humboldt Stiftung