up2date. Das Onlinemagazin der Universtiät Bremen

Mit Herzblut für die Lehre

Ein Gespräch mit Jennifer Reiske, Preisträgerin des Berninghausenpreises

Lehre & Studium

Noch bis zum 21. Juli können Uni-Angehörige Lehrende der Universität für den Berninghausenpreis für hervorragende Lehre nominieren. Warum man diese Chance nutzen sollte und was für sie gute Lehre ausmacht, erläutert Jennifer Reiske. Sie lehrt in der Deutsch-Didaktik als abgeordnete Lehrkraft und ist im vergangenen Jahr mit dem Berninghausenpreis ausgezeichnet worden.

Frau Reiske, was ist Ihnen in Ihrer Lehre besonders wichtig?

Ich habe selbst sehr viel Freude an der Lehre und möchte das auch in meiner Arbeit vermitteln. Denn die Lehrkräftebildung hat eine enorme gesellschaftliche Bedeutung. Lehrkräfte bleiben nach ihrem Studium oft 40 Jahre lang im Schuldienst. Da macht es einen Riesenunterschied, wenn Lehrer:innen vor den Klassen stehen, die wissen, was sie tun und mit Freude bei der Sache sind.

Ganz offensichtlich ist Ihre Freude an der Lehre bei Ihren Studierenden angekommen, denn sie haben Sie im vergangenen Jahr für den Berninghausenpreis nominiert. Haben Sie damit gerechnet, dass Sie den Preis auch gewinnen?

Ich unterrichte nun schon seit 2010 an der Universität Bremen, leite Seminare und Vorlesungen und berate und unterstütze Studierende bei Praktika und im Praxissemester. In all den Jahren habe ich häufig positive Rückmeldungen von Studierenden bekommen. Manchmal sind auch ehemalige Studierende auf mich zugekommen und haben mir berichtet, wie sehr sie im Schulalltag von meiner Lehre profitieren. Das hat mich natürlich sehr gefreut, ebenso wie die Nominierung für den Berninghausenpreis. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass es wirklich klappt.

Wie ging es nach der Nominierung weiter?

Den Berninghausenpreis gibt es in zwei Kategorien: Für den Studierendenpreis schlagen die Studierenden eine Lehrperson vor und müssen ihre Nominierungen kurz begründen. Für den Preis für gute Lehre können alle Universitätsangehörigen Vorschläge machen, die Lehrpersonen können sich aber auch selbst bewerben. Der Akademische Senat setzt dann eine Auswahlkommission ein, die aus allen Bewerbungen und Nominierungen eine Auswahl trifft. Anschließend müssen die Stugen Stellung zu den Nominierten beziehen, und auch die Studiendekan:innen bekommen hierzu die Möglichkeit. Ich musste ebenfalls auf zwei Seiten zusammenfassen, was meine Lehre ausmacht. Das war eine spannende Aufgabe, denn natürlich bin ich mir über meine grundlegenden Prinzipien im Klaren. Aber die auf zwei Seiten komprimiert darzustellen war gar nicht so einfach.

Zwei Seiten wären für up2date. noch um einiges zu lang. Können Sie in ein paar Sätzen zusammenfassen, welche Grundsätze Ihre Lehre prägen?

Wichtig ist mir das Lernen mit Kopf, Herz und Hand – sowohl im Studium als auch in der Schule. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Philosophieren: Ich könnte den Studierenden theoretisch erklären, was sich hinter dem Konzept verbirgt, wie es funktioniert und wie man es im Unterricht einsetzen kann. Oder aber wir probieren es im Seminar gleich einmal aus. Im zweiten Fall werden die Studierenden hoffentlich selbst erfahren, welchen Sinn das Philosophieren hat und wie viel Spaß es macht. Diese Erfahrung nehmen sie viel eher in ihre spätere Unterrichtspraxis mit. Außerdem ist es mir ein Anliegen, die Studierenden möglichst aktiv in die Lehre einzubinden. Das fängt schon bei der Themenauswahl an. Natürlich habe ich in meinen Veranstaltungen eine Lehrverantwortung und muss dafür sorgen, dass bestimmte Themen vorkommen. Ich erstelle auch vor jeder Veranstaltung einen Seminarplan, aber der ist immer erst einmal vorläufig. In der ersten Sitzung frage ich dann die Studierenden nach ihren Interessen und überarbeite den Plan nochmal. Und ich versuche, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, sodass die Arbeit der Studierenden direkt den Lehrkräften zugutekommt.

Jennifer Reiske steht vor einem Bücherregal und ist gerade dabei zu sehen, wie sie ein Buch herauszieht.
In ihren Veranstaltungen verbindet Jennifer Reiske Theorie und Praxis – etwa im Seminar „Lesen lernen leicht gemacht“, in dem Studierende Videos, Lehr- und Lernmaterialien für Lehrkräfte erstellt haben.
© Matej Meza / Universität Bremen

Wie sieht das konkret aus?

Ich denke zum Beispiel an das Seminar „Lesen lernen leicht gemacht“, das ich im Wintersemester 2022/23 geleitet habe. Die Studierenden haben sich in Forschungsliteratur zu verschiedenen Aspekten des Lesenlernens eingearbeitet. So ging es beispielsweise darum, wie man die Lesemotivation von Kindern steigern oder ihnen helfen kann, flüssiger zu lesen. Die Ergebnisse aus ihrer Literaturrecherche haben die Studierenden in kleinen Videos aufbereitet und außerdem weiterführende Lehr- und Lernmaterialien erstellt. All das haben wir auf die Plattform itsLearning hochgeladen, die Lehrkräfte in Bremen unter anderem zur Unterrichtsplanung nutzen. Unser Ziel war, dass die Lehrer:innen sich in kurzer Zeit über neue Methoden informieren und diese dann direkt im Unterricht anwenden können. Inzwischen habe ich erfahren, dass die Angebote von den Lehrkräften gut angenommen und genutzt werden. Und auch für die Studierenden ist es bestärkend, wenn sie erfahren, dass andere von ihrer Arbeit profitieren. Eine echte Win-win-Situation also!

Was bedeutet der Preis Ihnen persönlich?

Ich sehe den Preis vor allem als Wertschätzung meiner Arbeit. Es freut mich, dass die Studierenden wahrgenommen haben, wie viel Herzblut ich in meine Lehre stecke, und das in der Nominierung auch konkret begründet haben. Mich hat der Preis auch neugierig gemacht, zum Beispiel auf die Veranstaltungen des Juristen Lars Viellechner, der 2023 ebenfalls den Studierendenpreis gewonnen hat. Ich fände es interessant, einmal in einer seiner Veranstaltungen vorbeizuschauen. Insgesamt gefällt mir, dass durch den Preis an vielen Stellen darüber geredet wird, was gute Lehre eigentlich ausmacht. Das halte ich für sehr wertvoll.

Weitere Informationen

Noch bis zum 21. Juli 2024 können Uni-Angehörige Lehrende der Universität Bremen für den Berninghausenpreis für hervorragende Lehre auf der Webseite nominieren.

zurück back


Auch interessant…

Universität Bremen