
© Felix Clebowski/ Universität Bremen
„Nachhaltigkeit ist unsere Verantwortung“: Rektorin Jutta Günther im Interview
Wie nachhaltiges und klimagerechtes Handeln an einer Uni funktionieren kann
Die Universität Bremen übernimmt Verantwortung: Im Februar verabschiedete der Akademische Senat eine Nachhaltigkeitsstrategie. Nachhaltiges und klimagerechtes Handeln wird damit zu einer gesamtuniversitären Aufgabe: in Forschung, Studium und Lehre, Transfer und Campusbetrieb. Wie das gelingen kann, darüber hat up2date. mit Rektorin Jutta Günther gesprochen.
Mit der Nachhaltigkeitsstrategie möchte die Uni Bremen noch verbindlicher beim Thema Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und Klimaneutralität werden. Wie weit sind wir schon?
Wir beginnen keineswegs bei Null. In zahlreichen Fachbereichen und betrieblichen Einheiten laufen schon seit langem Aktivitäten, um die Universität in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren. Zudem sind wir als eine der ersten Universitäten in Deutschland EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) zertifiziert. Um die vielen wertvollen Einzelaktivitäten zusammenzuführen und zu verstärken, hat die Uni Bremen eine gesamtuniversitäre Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Damit soll es systematisch werden – Forschung, Lehre, Transfer, Campusbetrieb und ein nachhaltiges Miteinander auf dem Campus.
Gibt es Beispiele aus den verschiedenen Bereichen?
Es gibt so viele Beispiele – ich kann das wirklich nur exemplarisch aufzeigen. Im Fachbereich Biologie/Chemie wird beispielsweise das Projekt BreGoS – Bremen Goes Sustainable koordiniert, an dem alle Bremischen Hochschulen teilnehmen. Darin hat sich die Uni Bremen zum Beispiel auch die Förderung von mehr Biodiversität auf Campus zur Aufgabe gemacht – und es gibt bereits nachweisbare Erfolge. Ein anderes Beispiel aus der Lehre ist der neue, englischsprachige Bachelorstudiengang „Natural Sciences for Sustainability“, der, auch das ist ein Novum von drei Fachbereichen, als interdisziplinäres Studium angeboten wird. Oder zwei Beispiele aus dem Bereich Mobilität: Mit emissionsärmerer Mobilität, also durch Bus, Bahn und Fahrrad zum Campus wurde durch Aufklärungskampagnen in 2024 ein Anteil von 73 Prozent pro Arbeitstag erreicht. Und Dienstreisen werden für alle motorisierten Verkehrsmittel gemäß Klimazertifikat CO2 kompensiert.
Aber wie gesagt: Uns ist wichtig, aus der Vielfalt und Vielzahl nun einen gesamtuniversitären Prozess zu machen.

© Felix Clebowski/ Universität Bremen
Wie kann man so einen großen Prozess steuern?
Die Hauptverantwortung für das strategisch-gesamtuniversitäre liegt bei der Hochschulleitung; auch die Frage der Finanzierung beziehungsweise des veränderten Einsatzes von Mitteln. Entsprechend der demokratischen Verfasstheit und Selbstverwaltung der Universität werden die Aufgaben in den Bereichen Forschung, Lehre, Transfer, Campusbetrieb und Miteinander aber heruntergebrochen; die Kommissionen des Akademischen Senats und die Fachbereiche, Dezernate und Personalvertretung werden eine wichtige Rolle spielen und selbstverständlich beteiligt sein. In der Moderation und Vernetzung wird die ständige Kommission für Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und Klimaneutralität – kurz NKK – ein wichtiges Scharnier sein.
Den Gedanken der Nachhaltigkeit mit Leben zu füllen, funktioniert nur, wenn alle Mitarbeitenden und Studierenden mitmachen. Wie gelingt das?
Das gelingt, indem man in den Kommissionen, Fachbereichen, Instituten und Verwaltungseinheiten über die Nachhaltigkeitsstrategie informiert – als eine Aufgabe, die gesamtuniversitär angelegt ist. Es gelingt, indem wir uns als Rektorat Nachhaltigkeit zur Aufgabe für die gesamte Universität machen. Handeln in den einzelnen Bereichen ist wichtig, aber auch die Kommunikation über das Erreichte und die Konflikte, die damit auch einhergehen werden. Es ist auch ein Stück Kulturveränderung.

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Wie hängt die Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Antrag auf Exzellenzuniversität zusammen?
Sehr eng. Im Antrag auf Exzellenzuniversität, den wir mit der Uni Oldenburg gemeinsam stellen werden, präsentieren wir uns mit einem Profil, mit unseren besonderen Errungenschaften. An beiden Unis spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Insofern wird die Nachhaltigkeitsstrategie auch auf den Verbundantrag ausstrahlen.