Sich der Angst stellen
Rund 1.200 Studierende suchen jedes Jahr die Psychologische Beratungsstelle des Studierendenwerks Bremen auf. Dort helfen Swantje Wrobel und ihr Team, wenn es mal nicht so läuft. Ein häufiges Thema zum Semesterende: Prüfungsangst.
Die Klausurenphase ist für dich der Horror in Tüten? Keine Sorge, das geht fast jedem so. Kritisch wird es allerdings, wenn es dir vor Prüfungen so richtig schlecht geht, mit starken körperlichen Symptomen. Vielleicht leidest du an Prüfungsangst.
Elmo steht inmitten lodernder Flammen. Das flauschige Monster aus der Sesamstraße reckt die Arme verzweifelt in den Himmel. Das animierte Bild, das Studentin Kathi twittert, bedarf keiner großen Erklärungen: Die Hütte brennt, es ist wieder Klausurenphase!
Zum Semesterende kursieren viele dieser Panik-Gifs im Internet – eine gute Möglichkeit, den Druck einfach mal herauszulassen. Doch es gibt Studierende, bei denen das nicht reicht. Bei ihnen hat sich die Situation so zugespitzt, dass ihnen beim Gedanken an die kommende Klausur oder mündliche Prüfung einfach nur übel wird.
Panikattacken und Blackouts
„Manche Studierende berichten von Panikattacken oder Blackouts“, sagt Swantje Wrobel. Als Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle (PBS) des Studierendenwerks Bremen und kennt sie die vielfältigen Formen von Prüfungsangst und weiß, wie ernst die Situation für die Betroffenen ist. „Die meisten reagieren ganz natürlich: Sie gehen der angstmachenden Situation aus dem Weg und verschieben die Prüfung auf später“, berichtet die Psychologin. Doch das sei auf Dauer natürlich keine Lösung. „Wir raten den Studierenden dazu, sich bewusst der Situation zu stellen. Das kann man üben“.
Rezept: Klein anfangen, langsam steigern
Für viele Betroffene reiche ein wenig Praxis. Wer beispielsweise mündliche Prüfungen scheut, weil er oder sie generell nicht gern redet, kann beim nächsten Einkauf versuchen, ein wenig mit der Kassiererin oder dem Kassierer zu schnacken. Die nächste Stufe wäre laut Wrobel, einen kurzen Vortrag über ein Thema zu halten, mit dem man sich gut auskennst. Danach geht es thematisch auf unbekanntes Terrain.
„So können sich die Studierenden Stück für Stück herantasten und irgendwann deutlich unbefangener kommunizieren – auch in der Prüfung. Denn plötzlich ist diese Situation gar nicht mehr so angsteinflößend,“ sagt sie.
Zu hohe Ansprüche
Eine weitere Ursache für Prüfungsangst: Viele überschätzen die „Bedrohung“ durch die Prüfung, zum Beispiel weil sie hohe Ansprüche an sich selbst stellen oder Noten-Druck von den Eltern verspüren. Manche Studierende treiben außerdem Zukunftsängste um – was passiert, wenn ich nach der Uni keinen Job finde?
In den Beratungsgesprächen bei der PBS gehen Wrobel und ihr Team diesen vielfältigen Phänomenen auf den Grund. „Meistens schält sich in den Gesprächen ziemlich bald ein Ansatzpunkt heraus und da denken wir dann gemeinsam weiter drauf herum“, sagt die Psychologin.
Einigen Studierenden helfe schon der Besuch einer Arbeitsstrukturierungsgruppe, in der sie lernen, sich gezielt auf Prüfungen vorzubereiten. Außerdem bietet die PBS spezielle Workshops zu Prüfungs- und Redeangst an. „Hilfsangebote gibt es genug. Wenn die Betroffenen erstmal akzeptiert haben, dass sie etwas ändern müssen, ist der wichtigste Schritt schon getan“, sagt die Psychologin.
Tipps für weniger Stress in der Prüfungszeit
Der studentische Blog EULe hat ein paar Tipps für die stressige Prüfungszeit zusammengestellt: www.blogs.uni-bremen.de/eule
Psychologische Beratung
Der für den 26. und 27. November 2020 angesetzte Workshop „Selbstsicher in die Prüfung gehen – Wege aus der Prüfungsangst“ fällt aufgrund der aktuellen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie leider aus. Stattdessen wird eine telefonische Beratung am Donnerstag, den 26. November, zwischen 11 und 13 Uhr und am Freitag, den 27. November, von 9 bis 10.45 Uhr unter der 0421 2201-11310 angeboten.
Die Psychologische Beratungsstelle befindet sich im Zentralbereich der Universität Bremen, unterhalb der Mensa. Das Sekretariat ist Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 bis 13 und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr besetzt. Termine können auch telefonisch unter 22 01 - 1 13 10 oder per E-Mail pbs@stw-bremen.de vereinbart werden. Zudem gibt es eine Online-Beratung. Die Services der PBS stehen Studierenden der Universität und der Hochschulen in Bremen und Bremerhaven kostenfrei zur Verfügung.