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Und dann? Wissen bereitstellen

In dieser Reihe stellen wir Absolventinnen und Absolventen der Uni Bremen und ihren Karriereweg vor. Diesmal: Jacob Chilinski, Referendar in der SuUB

Uni & Gesellschaft

Ob man in einer Bibliothek nicht nur den ganzen Tag Bücher zurückstellt? Eine Frage, die Jacob Chilinski oft hört, wenn er von seinem Beruf erzählt. Der 28-Jährige erklärt dann mit Begeisterung, wie komplex so ein Bibliotheksbetrieb und wie wichtig die Arbeit für Studium und Forschung ist. Uns erzählt der Absolvent der Universität Bremen von seinem Weg von der Religionswissenschaft zum Referendariat an der Staats-und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen.

Wie sah dein Weg zum jetzigen Beruf aus?

Ich habe im Zwei-Fach Bachelor Religionswissenschaften und Geschichtswissenschaften an der Uni Bremen studiert. Den Master habe ich dann im Vollfach Religionswissenschaft gemacht mit dem Schwerpunkt Religionssoziologie. Darin beschäftigt man sich mit gegenwärtigen Fragen von Religion und Gesellschaft. Zum Studium inspiriert hat mich mein Freiwilliges Soziales Jahr, das ich nach dem Abi in einer evangelischen Kirchengemeinde absolviert habe. Nach meinem Masterabschluss wollte ich in den Wissenschaftsbetrieb und habe am Institut für Religionswissenschaft an der Studie „Islamfeindlichkeit in christlichen Medien“ mitgearbeitet. Seit dem 1. Oktober mache ich an der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen mein Referendariat zum wissenschaftlichen Bibliothekar.

Was macht man bei so einem Referendariat in einer Bibliothek?

Es handelt sich um ein Referendariat, das mit einem zweijährigen Masterstudium verbunden ist. Den theoretischen Teil mache ich an der Humboldt-Universität zu Berlin als Fernstudium im Masterstudiengang Bibliothek und Informationswissenschaft. Der praktische Teil findet an der SuUB statt – quasi wie ein duales Studium. Das heißt, ich schreibe Prüfungen, auch eine Masterarbeit, und durchlaufe mehrere Stationen, die zum Tagesgeschäft der Bibliothek gehören – zum Beispiel Aufgaben wie die Buchaufstellung und Katalogisierung oder die Arbeit am Infotresen. Aber natürlich gehören auch die komplexeren Aufgaben dazu wie die Arbeit in verschiedenen Projekten oder auch den Fachreferaten, die in jedem Fachbereich die Literaturversorgung sicherstellen. Letzteres ist zum Beispiel auch ein konkreter Beruf, den ich nach diesem Referendariat ausüben kann. Während des Referendariats ist man verbeamtet auf Widerruf – so nennt man einen vorübergehenden Beamtenstatus bis man die abschließende Laufbahnprüfung bestanden hat. Und ich kriege ein sogenanntes Anwärtergehalt. Ein weiterer Pluspunkt: Das Fernstudium muss ich nicht selbst bezahlen. Zusätzlich darf ich Fortbildungen besuchen und in anderen Bibliotheken hospitieren.

Referendar Jacob Chilinski in der SuUB
Seit dem 1. Oktober ist Jacob Chilinski Referendar in der SuUB. Zu seiner Tätigkeit gehört neben der Buchaufstellung und Katalogisierung zum Beispiel auch die Literaturversorgung in den Fachbereichen.
© Maria Bossauer / Universität Bremen

Was war ein ausschlaggebender Impuls für die Berufswahl?

Nach dem Studium wollte ich im Wissenschaftsbetrieb bleiben und habe mich nach Stellen umgeschaut. Dabei bin ich auf die Möglichkeit des Referendariats gestoßen. Spannend war für mich die Erkenntnis, dass die Bibliothek als wissenschaftliche Institution oft vergessen wird, da es nicht direkt um das Forschen und die Wissensaneignung geht wie in einer Universität oder einem Forschungszentrum, sondern um das Bereitstellen von Wissen. Dabei findet in einer Bibliothek ein Großteil der Wissensweitergabe statt, beispielsweise an die Studierenden. Wissen ist zudem teuer. In der Bibliothek wird diese Barriere abgebaut, um möglichst vielen Menschen Wissen zugänglich zu machen. Mich interessieren vor allem Themen wie Open Access und Open Data. Beim ersteren geht es darum, Publikationen frei zugänglich zu machen. Bei dem anderen, Forschungsdaten transparent für weitere Forschungen bereitzustellen. Wissenschaftliche Bibliothekar:innen sind zurzeit sehr gefragt und gesucht, denn die Bibliothek durchlebt gerade einen Wandel Richtung Digitalisierung.

Dein Tipp für Studierende, die ins Berufsleben einsteigen wollen?

Wer sich für einen Beruf im wissenschaftlichen Bibliothekswesen interessiert, sollte sich nicht von Technik abschrecken lassen. Das mag erstmal überraschend klingen. Bibliotheken arbeiten jedoch mit großen Datenmengen und Metadatenmanagementsystemen zum Katalogisieren. Die SuUB hat zum Beispiel über 100 Millionen Datensätze von Medien im System, die alle in wenigen Sekunden durchsucht und die richtigen Ergebnisse gefiltert werden müssen. Außerdem finde ich es wichtig, sich selbst auszuprobieren, um sich besser in der Welt verorten zu können. Ich habe unterschiedliche Nebenjobs gemacht, war zum Beispiel studentische Hilfskraft am Institut für Religionswissenschaft und habe auch schon nebenbei mal in der Bibliothek gearbeitet. In Bewerbungen schauen die meisten auf genau diese praktischen Erfahrungen und fragen meist nicht nach dem Thema der Hausarbeit im zweiten Semester.

Interesse an einem Referendariat in einer Bibliothek?

Du kannst dir auch vorstellen, ein Referendariat in einer Bibliothek zu machen? Die Stellen für ein Referendariat zum:r wissenschaftlichen Bibliothekar:in werden zentral für Niedersachsen, Bremen und Hamburg von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover ausgeschrieben.

Bewerbungen für Stellen in Niedersachsen laufen dieses Jahr noch bis zum 16. Februar 2023. Die Ausschreibung für ein Referendariat in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen läuft wieder 2024. Voraussetzung für eine Bewerbung ist ein abgeschlossenes Masterstudium.

Mehr Informationen zum Ablauf des Referendariats findest du auf der Seite der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.

Allgemeine Informationen zum Berufsbild findest Du beim Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und beim Berufsverband Information Bibliothek e.V.

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