Was ist eigentlich ein Promotions- oder Graduiertenkolleg?
An der Universität Bremen studieren und arbeiten rund 23.000 Menschen in zwölf Fachbereichen sowie zahlreichen Instituten und anderen Einrichtungen. In dieser Serie wollen wir Einblicke in die unterschiedlichen Bereiche geben.
Mehr als 300 Doktorandinnen und Doktoranden schließen jährlich ihre Promotion an der Universität Bremen ab. Ein Teil von ihnen schreibt die Doktorarbeit in strukturierten Programmen. Das sind Graduiertenschulen, Graduiertenkollegs oder Promotionsprogramme. Hier können Promovierende aus dem In- und Ausland in einem interdisziplinären Forschungsumfeld arbeiten und sind dabei nicht alleine mit ihren Fragen. Sie tauschen sich mit anderen Promovierenden und ihren Betreuenden regelmäßig aus. Zudem nehmen sie an eigens konzipierten Lehrveranstaltungen teil und profitieren von innovativen Betreuungsformen. Weitere Unterstützung erhalten Promovierende in dem zentralen Nachwuchszentrum der Universität Bremen. Das Bremen Early Career Researcher Development – kurz: BYRD – bietet Beratung und Unterstützung in allen Fragen rund um die Weiterqualifizierung im Wissenschaftsbereich.
Wissenschaft in die Gesellschaft transportieren
In vielen Promotions- und Graduiertenkollegs ist es ein wichtiges Ziel, Wissenschaft in die Gesellschaft zu transportieren. Ein Beispiel dafür ist ein Erklärvideo, das acht Doktorandinnen und Doktoranden des Promotionskollegs NanoCompetence im Fachbereich Biologie/Chemie erstellt haben. Ziel war es, auch Laien einen Einblick in die Nanotechnologien zu geben. Der Film gibt nicht nur spielerische Einblicke mit Comic- und Legoszenen in das komplexe Themenfeld der Nanotechnologie. Zum Beispiel, dass Nanopartikel heutzutage in vielen Produkten verarbeitet sind. So erzeugen sie in manchen T-Shirts einen sogenannten Lotuseffekt. Wenn das T-Shirt nass wird, perlt die Flüssigkeit ab. In Sonnencreme sorgen bestimmte Nanopartikel dafür, dass die Haut nicht verbrennt. In Wundpflastern wirken sie antibakteriell und helfen bei der Heilung. In dem Erklärvideo erfährt man zudem, wie die Nachwuchsforschenden in drei Teams grundlegende Fragestellungen zu den speziellen Nanopartikeln Kupferoxid und Ceroxid bearbeiten. Denn diese sind bisher noch wenig erforscht - vor allem in der Umwelt. So gehen sie etwa den Fragen auf den Grund, wie Nanopartikel das Gehirn beeinflussen und wie die Sicherheit bei der Anwendung von Nanopartikeln gewährleistet werden kann.
Herausforderung: Forschungsarbeit auf das Wesentliche herunterbrechen
„Durch die Arbeit an dem Video konnten wir unsere Forschung nochmal ganz anders unter dem Aspekt der Verständlichkeit und Transportierbarkeit sehen“, sagt Jonas Fischer. Der Doktorand hat an dem Film mitgewirkt und auch die Comics darin gezeichnet. Die große Herausforderung sei es gewesen, die Forschungsarbeit auf das Wesentliche herunter zu brechen und dennoch den Kern der wissenschaftlichen Arbeit sichtbar zu machen. „Die im Video erlernten Techniken lassen wir mittlerweile regelmäßig in unsere Präsentationen einfließen - vor Fachpublikum oder allgemeinem Publikum“, so Fischer. Das Promotionskolleg NanoCompetence wird von der Hans-Böckler-Stiftung, der Freien Hansestadt Bremen und dem Verband der chemischen Industrie gefördert.
Neues Graduiertenkolleg mit Jacobs University bewilligt
Im Bereich der Nachwuchsförderung kooperiert die Universität Bremen auch mit mehreren außeruniversitären Einrichtungen. Mitte November hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Beispiel ein Projekt der Jacobs University und der Universität Bremen an der gemeinsam betriebenen Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) bewilligt:
Im Rahmen des Forschungs- und Qualifizierungsprogramms können 14 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Disziplinen Psychologie, Soziologie und Politologie ihren Doktorgrad erwerben. Die ersten sieben Promovenden treten ihre Ausbildung in 2020 an, eine zweite Gruppe folgt voraussichtlich in 2021. Die DFG finanziert das Kolleg über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren mit rund drei Millionen Euro. Auch in den Naturwissenschaften gibt es Kooperationen. Beispiele sind in der Meeresforschung die International Max Planck Research School for Marine Microbiology MarMic und die Helmholtz Graduate School for Polar and Marine Research POLMAR.