Wie das WARUM-Banner an den Fallturm kam
Ganz schön hoch: Industriekletterer haben tagelang an der steilen Wand des Fallturms gearbeitet, damit das Banner überhaupt befestigt werden konnte.
Wenn jemand über ein Geländer klettert, muss das nicht besonders aufregend sein. Wenn es allerdings in rund 140 Meter Höhe passiert und die Person sich dann in die Tiefe an einer steilen Turmwand abseilt, schon. Und genau das gehörte zum Job von Industriekletterern, als sie am Fallturm an der Universität Bremen ein großes Banner anbrachten. Anlass ist die Ausstellung WARUM?DARUM. zum 50-jährigen Bestehen der Uni.
An 50 Orten zeigt die Ausstellung, wo überall in Bremen ein Stück Universität drinsteckt – und warum. Das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) mit seinem einzigartigen Fallturm gehört dazu. Die Mitarbeitenden vom ZARM forschen zu verschiedenen Themen rund um die Raumfahrt und den Weltraum. Sie bieten Vorlesungen, Seminare, Lehrprojekte und internationale Studienprogramme für Studierende an. In dem 146 Meter hohen Turm werden Experimente unter Schwerelosigkeit durchgeführt. Der Fallturm ist bremenweit einzigartig. Weltweit gibt es nur vier solcher Forschungslabore.
Für die Ausstellung entstand die Idee, ein 40 Meter langes Banner an dem Turm anzubringen. Gut sichtbar sollten darauf die Buchstaben WARUM schon von weitem zu lesen sein. Eine gute Idee – aber nicht ganz einfach in der Umsetzung. „Die Aufhängung des Plakats war ein Projekt über mehrere Tage“, erzählt die Sprecherin vom ZARM, Birgit Kinkeldey. Zahlreiche Vorbereitungsarbeiten am Turm waren nötig. Und sie mussten von professionellen Industriekletterern gemacht werden.
Zwar befinden sich an der Turmwand bereits stabile Befestigungspunkte zum Aufhängen von großen Bannern. Denn im Einsteinjahr hing dort 2005 bereits ein 80 Meter großes. Da dies jedoch bereits 16 Jahre her ist, mussten die Befestigungspunkte jetzt sicherheitshalber nochmal von Gutachtenden überprüft werden. Als das geklärt war, kam die nächste Herausforderung: Da das aktuelle Banner nur die Hälfte der Größe des vorigen hat, waren zwei weitere Befestigungsplatten am Turm erforderlich. Diese mussten die Industriekletterer mit aufwändigen Bohrungen und Befestigungstechniken anbringen.
Schwer beladen mit Werkzeug und Materialien fuhren die Männer jeden Morgen mit dem Fahrstuhl im Turm hinauf zur Spitze. Dort befindet sich ein heller Raum, in dem nicht nur Meetings abgehalten werden. Seit einigen Jahren steht dieser besondere Ort auch für standesamtliche Trauungen zur Verfügung. Eine Ebene darüber – direkt in der gläsernen Fallturmspitze – befindet sich die Panorama -Lounge. An klaren Tagen hat man dort eine gute Sicht auf Bremen und das Umland. Von dort gelangten die Kletterer über eine Tür auf die schmale Plattform rund um die Fallturmspitze. Gut gesichert stiegen sie über das Geländer der Plattform und seilten sich langsam an der langen Wand ab, um ihre Arbeit zu machen. „Mir wurde immer ganz mulmig in diesem Moment“, sagt Birgit Kinkeldey lachend, die das Team der Firma Steady Climbing betreut hat. „Und es war beeindruckend, wie schwer beladen und professionell die Industriekletterer tagtäglich an der Turmwand unterwegs waren.“ Schließlich mussten sie über Stunden ihr Werkzeug dabeihaben, um die Vorarbeiten für die Befestigung des Plakats vorzunehmen.
„Es war beeindruckend, wie professionell die Industriekletterer tagtäglich an der Turmwand unterwegs waren.“ (ZARM-Sprecherin Birgit Kinkeldey).
Arbeiten konnten sie nur an relativ windstillen Tagen, wodurch das Projekt mehrfach unterbrochen werden mussten. Am 20. Mai 2021 war es dann soweit: Begleitet von Filmaufnahmen einer Drohne, brachten die Industriekletterer das Plakat am Fallturm an. Und dort wird es bis voraussichtlich Ende des Jahres noch hängen.
Wenn ihr mal auf dem Campus seid und den QR-Code auf dem Banner scannt, der darauf zu sehen ist, erfahrt ihr mehr über die Experimente im Fallturm und die Ausstellung WARUM?DARUM.