Wie kommt Ihr zur Uni?
Diese Frage erforschten Studierende der Universität Bremen - und stießen auf klare Sieger.
Wie erreichen Studierende die Universität? Mit dem Fahrrad oder dem Auto? Oder nutzen sie mehrheitlich den Öffentlichen Nahverkehr? Das war Inhalt der Befragung: „Dein Weg zur Uni“. 200 Studierende haben mitgemacht. Eines gleich vorab: Klare Sieger sind das Semesterticket und die Straßenbahnlinie 6.
In der Geographie gibt es das inzwischen preisgekrönte Modul „Einführungsprojekt“. Dabei beginnen Studierende in kleinen Gruppen bereits im ersten Bachelorsemester zu forschen. Die Themen suchen sie sich selber aus, recherchieren, studieren Quellen und setzen ihre Ergebnisse grafisch ansprechend auf Postern um. Schließlich kommt der Schritt in die Universitätsöffentlichkeit: Die Präsentation.
Und die ist Clara Gübel, Finn Irmer, Jan Ismer und Sebastian Kaienburg bei ihrem selbstgewählten Thema souverän gelungen. „Studentische Verkehrsmobilität“, so Finn Irmer in seinen Einführungsworten, „hat natürlich auch die Dimension des Klimawandels.“ Die jungen Geographinnen und Geographen haben deshalb erst einmal als Fundament den Verkehrsentwicklungsplan des Senats für die Stadt Bremen studiert. Bis 2025 sollen Bus, Bahn und Fahrrad echte Alternativen zum Auto sein.
In der Bahn wird es schon mal eng
Wie zu erwarten war, steuern im Sommersemester ein Drittel der Studierenden den Campus mit dem Fahrrad an, 55 Prozent wählen Bus und Bahn, 10 Prozent setzen sich ins Auto. Im Winter ist es im ÖPNV am kuschligsten, nahezu 70 Prozent nehmen dann dessen Verkehrsmittel und nur noch 14 Prozent treten bei Wind und Wetter in die Pedale. Häufig geübte Kritik in der Befragung: Es wird dann schon mal eng. Es war ihnen wichtig, so Jan Ismer, die durchschnittliche Statistik noch einmal nach Stadtteilen aufzulisten und zwar nach denen mit der größten Studierendendichte.
Hier geht es zum detailllierten Poster
Der Öffentliche Personennahverkehr bringt 80 Prozent der Befragten, die im Umland wohnen, zur Universität. Die Neustadt ist mit 70 Prozent dicht dran. Klarer Sieg für die Linie 6! In Horn-Lehe und der Östlichen Vorstadt wählen Studierende lieber das Fahrrad, um zur Universität zu gelangen. Sebastian Kaienburg erläutert die durchschnittliche Benotung der ÖPNV-Anbindung auf einer Skala von 1 bis 6. Die Neustadt, Schwachhausen und Obervieland schneiden mit 1,6 am besten ab, Vegesack und Osterholz sind mit 3,7 die Schlusslichter. „Das sind trotzdem im Durchschnitt sehr positive Ergebnisse“, sagt Kaienburg.
Preisgünstige Tickets für alle
„Das preisgünstige Semesterticket ist für viele ein Grund, öffentliche Verkehrsmittel zur Universität zu wählen“, zieht Clara Gübel ein Fazit der Befragung. Die Gruppe ist insgesamt der Meinung, dass Bremens Bürgerinnen und Bürger ähnlich preiswerte Tickets erhalten sollten, wenn das Ziel der autofreien Innenstadt 2030 angepeilt wird. Dozent Daniel Schuster fragt am Ende nach überraschenden Ergebnissen. „Aus dem Fachbereich Sozialwissenschaften kommen die meisten Fahrradfahrer und die meisten Autofahrer aus dem Fachbereich Rechtswissenschaft“, sagt prompt einer aus der Gruppe und erntet Gelächter.
Informationen zum Einführungsprojekt
Studierende stellen sich im Fach Geographie gleich im ersten Bachelorsemester eigenen Forschungsaufgaben. Sie werden beim forschenden Lernen eng von Dozenten und Tutoren betreut. „Wir sagen im Einführungsprojekt nicht, das ist der Stoff, lernt hinterher, sondern regen die Studierenden zum selbständigen Arbeiten an“, sagt Professor Ivo Mossig, der für diese Innovation den Lehrpreis vom Verband für Geographie an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen 2019 bekommen hat.
Bei der Präsentation erläuterten studentische Gruppen weitere höchst anspruchsvolle Themen: Konfliktpotentiale im Bremer Hochwasserschutz, die Relevanz der Meerwasserentsalzung in Norddeutschland, Nitrat-Grundwasseranalyse in Bremen, Entwicklung des Salzgehaltes der Weser und die Auswirkungen auf das Ökosystem, Nachhaltigkeitszertifizierung im Hotel- und Gaststättengewerbe am Beispiel Langeoog, Potential von Waterfront-Entwicklungen, die Frage, ob Bremen dem ansteigenden Meeresspiegel gewachsen ist, bis hin zu den Auswirkungen europäischen Sojakonsums auf brasilianische Anbaugebiete. So erstaunlich breit ist das Fach aufgestellt.