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Klimaschutzumfrage: „Starkes Interesse, Wissen und Engagement“

Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers, die Klima- und Umweltmanagerin der Universität Bremen, freut sich über rund 4.000 Rückmeldungen – und präsentiert die Ergebnisse.

Campusleben / Nachhaltigkeit

Klima- und Umweltschutz ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit – auch an der Universität Bremen. Eine zweiteilige Umfrage im Herbst 2021 und Frühjahr 2022 unter den Mitarbeitenden und Studierenden sollte die eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen ermitteln, aber auch die Wahrnehmung der universitären Klimaschutzmaßnahmen und Verbesserungsmöglichkeiten abfragen. Nun liegen die Resultate vor.

Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers, die Klima- und Umweltmanagerin der Universität Bremen, ist zufrieden. „Erstmals in der Geschichte der Universität Bremen haben wir unsere Mitarbeitenden und Studierenden zu ihren Einstellungen, Wahrnehmungen und Wünschen in Sachen Klima- und Umweltschutz an der Universität befragt. Und das hat sich gelohnt: Wir haben wichtige Hinweise bekommen, was den Menschen auf dem Campus – immerhin eine Art Kleinstadt mit rund 22.000 Bewohnerinnen und Bewohnern – in Sachen Klima- und Umweltschutz wichtig ist, wie sie ihr eigenes Verhalten sehen, was verbessert und verstärkt werden kann.“

Im November 2021 und im Frühjahr 2022 waren 3.457 Beschäftigte und 18. 471 Studierende gefragt. „Insgesamt hatten wir rund 4.000 Rückmeldungen“, so die Uni-Umweltmanagementkoordinatorin. Von den Studierenden habe man sich etwas mehr Beteiligung als die knapp 1.800 Rückmeldungen erhofft, „allerdings muss man hier auch Verständnis haben. Durch die Corona-Pandemie hatten viele lange Zeiten der Online-Lehre hinter sich und womöglich weniger Lust auf weitere Zeit vor dem Bildschirm. Und wer erst kurze Zeit in Bremen lebt, identifiziert sich vielleicht noch nicht so stark mit dem Studienort und der Thematik vor Ort.“ Bei den Mitarbeitenden sah das wesentlich besser aus: ein „starkes Interesse, Wissen und Engagement“ konstatiert Doris Sövegjarto-Wigbers ihnen.

Klimaaktivitäten der Uni sind noch zu wenig bekannt

Im Ergebnis gibt die Erhebung viele Einblicke, wie die Menschen an der Universität ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Wünsche in Sachen Klima- und Umweltschutz einschätzen. Aber auch darüber, wie die Maßnahmen der Universität Bremen gesehen werden und was es zu verbessern gibt. „Was mich wirklich überrascht hat: Viele der jahrelangen Aktivitäten der Universität auf diesem Gebiet sind offenbar immer noch nicht ausreichend bekannt“, so Sövegjarto-Wigbers. „Dass wir schon seit 2004 ein kontinuierlich validiertes Umweltmanagementsystem haben, ist nur wenigen geläufig. Oder dass es die Solargenossenschaft UniBremen Solar eG gibt, die seit 11 Jahren Solarpaneele auf den Gebäuden installiert und betreibt. Und wer weiß, dass die Uni schon seit 2007 zu 100 % Öko-Strom bezieht?“

Solardach mit Fallturm im Hintergrund
Immer noch zu wenig bekannt: Die UniBremen Solar eG – eine Solargenossenschaft – sorgt seit 11 Jahren dafür, dass Solarpaneele auf den Universitätsgebäuden installiert und betrieben werden.
© Olga Schreiner / Universität Bremen

Zahlreiche Befragte, so ein Resultat der Umfrage, haben also wenig bis keine Kenntnis von den durchgeführten Klima- und Umweltschutzmaßnahmen an der Universität. Die Umweltmanagerin ist davon überzeugt, dass es noch mehr Information geben muss: „Warum nicht mal eine oder mehrere zentrale Veranstaltungen pro Jahr dazu?“ Einige der wichtigsten Erkenntnisse aus der Erhebung:

• Es besteht ein starkes Bedürfnis nach mehr Informationen zum Umwelt- und Klimaschutz. Die Befragten wünschen sich regelmäßige Informationsveranstaltungen zu Energieeinsparmöglichkeiten, zur Abfallvermeidung und Nachhaltigkeit im universitären und persönlichen Umfeld.

• Gefordert wird eine stärkere Sensibilisierung aller Universitätsangehörigen für den Klimawandel. Vergleichbar zu den obligatorischen Brandschutzschulungen sollten für Studierende und Mitarbeitende verpflichtend auch Informationsveranstaltungen zum Umwelt- und Klimaschutz veranstaltet werden.

• Vor allem von Studierenden und wissenschaftlichem Personal wurde häufig der Wunsch nach interdisziplinär vernetzten Lehrveranstaltungen zum Umwelt- und Klimaschutz in allen Studiengängen genannt.

• Zum Aspekt Energiesparen auf dem Campus wurde als zentrale Forderung die energetische Sanierung der Gebäudesubstanz genannt.

• Die Beleuchtung sollte abends und in nicht genutzten Bereichen reduziert werden, Bewegungsmelder installiert werden.

• Verbesserung der Biodiversität: Der Campus sollte stärker begrünt werden, Gewässer renaturiert, Dachflächen begrünt und Regenwasser für die Bewässerung genutzt werden.

• Der hohe Papierverbrauch an der Universität wurde von vielen Teilnehmenden kritisiert – der Trend gehe zum papierlosen Büro.

• Die zu geringe Anzahl der Müllbehälter in den öffentlichen Bereichen und die schlechte Mülltrennung werden auffallend häufig genannt. Gewünscht werden praktikable und leicht zugängliche Lösungen.

Portrait Doris Soevegjarto Wigbers
Freut sich über eine gute Beteiligung – und weiß, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst beginnt: Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers, die Umweltmanagerin der Universität, hat durch die Umfrage viele Anregungen und Einblicke bekommen.
© Jonas Ginter

Persönliche Kommentare legen den Finger in die Wunden

„In persönlichen Kommentaren haben die Befragten oft sehr deutlich gemacht, was sie denken und sich wünschen“, sagt Doris Sövegjarto-Wigbers. „Da wurde der Finger zum Teil recht klar in die Wunden gelegt.“ Eine kleine Auswahl: „Im GW2 zieht es an allen Ecken und Enden, die Fenster sind uralt und viele Heizungen lassen sich nicht regulieren“ (zum Thema energetische Sanierung); „Licht-Bewegungsmelder, es brennt so wahnsinnig viel überflüssiges Licht an der Uni!“ (zum Thema Beleuchtung); „Bessere Mülltrennung in den Büros: Zurzeit steht in jedem Büro ein Papierkorb, in dem die Plastikmülltüte sofort gewechselt wird, sobald etwas hineingeworfen wurde“ (zum Thema „Müll auf dem Campus“).

Es gibt bei aller berechtigten Kritik aber auch Lob für die Universität: „Die Uni macht bereits viel. Weiter so!“ und „Ich finde meinen Arbeitgeber schon sehr vorbildlich in vielen Belangen“ zeigen beispielhaft, dass viele aktuelle Maßnahmen bereits positiv aufgenommen werden.

„Jetzt geht es darum, die sinnvollsten Forderungen und besten Ideen aufzugreifen und umzusetzen.“ Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers

Eines der augenscheinlich wichtigsten Themen für alle Befragten ist die Mobilität von Mitarbeitenden und Studierenden. „Tatsächlich ist die Frage ganz zentral, wie Tausende täglich zur Universität und zurück kommen“, so die Umweltmanagerin. „Dabei fällt ja auch besonders viel CO2 an.“ Manche Vorschläge sind radikal, zum Beispiel das Parken an der Universität „richtig teuer zu machen.“ Grundsätzlich werden deutlich verbesserte ÖPNV-Angebote gefordert – sei es durch Shuttle-Busse von Park&Ride-Parkplätzen, durch eine Uni-nahe Haltestelle der Deutschen Bahn oder verbindliche Jobtickets für alle, analog zum Studierenden-Ticket.

Situation für Fahrradfahrende deutlich verbesserungswürdig

Großes Thema auch: das Fahrradfahren von und zur Uni und die Verhältnisse auf dem Campus. „Allgemein wird die Situation für Radfahrende an unserer Universität als dringend verbesserungswürdig angesehen. Die Fahrradparkplätze seien zu wenig und nicht mehr zeitgemäß – was ja auch stimmt.“ Themen wie Jobrad oder auch ein Ausbau der Fahrradstrecke Richtung Innenstadt – zum Beispiel durch Umwidmung einer Pkw-Fahrbahn als “protected bike land” für den Radverkehr – brennen vielen Befragten unter den Nägeln. „Hier wird sich schon bald was tun. So planen wir zum Beispiel noch dieses Jahr die Eröffnung einer zentralen Tiefgarage für Fahrräder unter dem Studierendenhaus“, macht Sövegjarto-Wigbers Hoffnung auf schnelle Fortschritte.

Weil in der Wissenschaft auch der Austausch von Angesicht zu Angesicht manchmal wichtig ist, spielt das Thema „Dienstreisen“ in der Umfrage ebenso eine gewichtige Rolle. Denn die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es manchmal eben doch auch eine Videokonferenz tut. „Dienstreisen auf wirklich wichtige reduzieren“, „Verbot von Flugreisen bei Dienstreisen von unter 1.000 km“, „Dienstreisen wann immer möglich per Zug“, „den CO2-Fußabdruck bei Dienstreisen reduzieren und ausgleichen“ lauten einige Vorschläge.

Junge Bäume stehen mit Stützhilfe auf einer Wiese vor einem Unigebäude
Eine von vielen Klimaschutzmaßnahmen der Universität: Bei den Anpflanzungen von Obstbäumen – wie hier hinter dem Sportturm – wurde Wert darauf gelegt, dass es sich um alte Sorten handelt, die besonders bienenfreundlich sind.
© Doris Sövegjarto-Wigbers / Universität Bremen

„Die Umfrage hat gezeigt, dass das Thema Klima- und Umweltschutz sehr präsent ist und wirklich viele Menschjen auf dem Campus bewegt. Sie sind zu Veränderungen und sogar Einschränkungen bereit und wollen sehen, dass ganz konkret hier vor Ort etwas passiert“, sagt Doris Sövegjarto-Wigbers. „Jetzt geht es darum, die sinnvollsten Forderungen und besten Ideen aufzugreifen und umzusetzen. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen – wichtig ist, dass es überhaupt geschieht!“

Weitere Informationen

Umfassende Informationen zum Umweltmanagement der Universität sowie die Auswertung der Umfrage gibt es auf der Webseite des Umweltmanagements.

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