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Innovative Karrierewege für die Wissenschaft

Unbefristet forschen und lehren – ohne Professur

Forschung

Zwei Stellenkategorien im Mittelbau geben Wissenschaftler:innen und Hochschule Planungssicherheit: Seit 2017 forschen und lehren (Senior) Researcher und (Senior) Lecturer an der Universität Bremen unabhängig von einer Professur.

Bachelor, Master, Promotion – und dann? Wer den Weg in die Wissenschaft einschlägt, hat oft die Lebenszeitprofessur als Ziel. Doch das gilt längst nicht für alle: Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung verfolgen nur etwa vierzig Prozent der Post-Doktorand:innen dieses Ziel. Weitere vierzig Prozent wünschen sich eine von Professuren unabhängige, dauerhafte Stelle in Lehre und Forschung. Unbefristete Stellen sind in Lehre und Forschung im deutschen Hochschulsystem jedoch rar gesät.

Neue Wege in die Wissenschaft

2018 hat die Universität Bremen daher als erste Hochschule zwei neue Stellenkategorien in der Wissenschaft geschaffen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich bereits als Post-Doc auf die Stellenkategorien Researcher und Lecturer bewerben. Diese Positionen sind im akademischen Mittelbau angelegt, von Eigenständigkeit in Forschung und Lehre geprägt und führen nach positiver Evaluation zur entfristeten Anstellung als Senior Researcher beziehungsweise Senior Lecturer. Die beiden Kategorien bieten damit eine planbare Perspektive in der Wissenschaft, unabhängig von einer Professur.

Marcello Gugliotta ist seit 2020 Researcher an der Universität Bremen. Er kam nach drei Jahren als Post-Doc in Japan in die Hansestadt. „Die Tenure-Track-Option als Researcher an der Universität Bremen war für mich der ideale nächste Schritt in meiner Karriere. Die Universität ist international für ihre Meeresforschung bekannt. Das passt gut zu meiner Forschung an Sedimentologie in Küstenumgebungen“, berichtet er. „Meine Stelle ermöglicht es mir, unabhängig an Themen zu arbeiten, die ich in meiner Disziplin für relevant halte. Bei all der Freiheit ist es wichtig, sich selbst gut zu organisieren und kritisch zu denken. Besonders attraktiv ist natürlich die Option, die Stelle durch eine Evaluation zu entfristen. Das bietet Wissenschaftlern wie mir eine tolle Perspektive.“

Ein Portraitfoto von Marcello Gugliotta in einem Garten
Marcello Gugliotta ist seit 2020 Researcher an der Universität Bremen.
© Privat

Auch in Lehre und Verwaltung ist er involviert: „Obwohl mein Titel „Researcher“ lautet, gebe ich natürlich auch Lehrveranstaltungen, organisiere Exkursionen mit meinen Studierenden, betreue ihre Projekte und arbeite in der akademischen Selbstverwaltung mit.“

Unabhängig forschen und lehren

Die beiden Stellenkategorien Lecturer und Reseacher unterscheiden sich, den Bezeichnungen entsprechend, in ihrer inhaltlichen Ausrichtung. Beide sind in die Lehre eingebunden, die (Senior) Lecturer haben jedoch ein höheres Lehrdeputat. (Senior) Researcher hingegen fokussieren sich auf die Forschung. Beiden Kategorien gemein ist die Evaluation am Ende der vierjährigen sogenannten „Tenure-Track-Phase“. Das Merkmal „Tenure-Track“ bezeichnet ein Verfahren, in dem einer gewissen Bewährungsphase mit abschließender Überprüfung eine Festanstellung folgt.

Lehren, und dennoch forschen können

Anna Mattfeldt ist seit 2020 Lecturer. „Als ich mich für die Stelle beworben habe, kannte ich die Universität Bremen schon von einigen linguistischen Tagungen. Ich war und bin begeistert von der Forschung, die hier betrieben wird. An einem innovativen Wissenschaftsstandort eine langfristige Perspektive im universitären Mittelbau anstreben zu können – mit einem Fokus in der Lehre, ohne auf Forschung verzichten zu müssen – hat mich absolut überzeugt.“

Ein Portraitfoto von Anna Mattfeldt
Anna Mattfeldt verbindet als „Lecturer“ Lehre und Forschung.
© Matej Meza

Ihre Tätigkeit empfindet die Wissenschaftlerin als abwechslungsreich und spannend: „Ich konzipiere und unterrichte natürlich Lehrveranstaltungen in verschiedenen Modulen, vor allem in der Germanistik, aber zum Beispiel auch in den General Studies, und betreue Abschlussarbeiten. Aktuell arbeite ich zum Beispiel auch mit dem Zentrum für Multimedia in der Lehre (ZMML) an nachhaltig einsetzbaren E-Learning-Formaten zur Vertiefung des Grammatikwissens im Lehramtsstudium. Zudem wirke ich als beteiligte Wissenschaftlerin in der Faculty des DFG-Graduiertenkollegs Contradiction Studies mit, das Konstellationen des Widersprüchlichen interdisziplinär erforscht, so dass ich auch in die Betreuung von Promovierenden eingebunden bin. Der Wissenschaftstransfer ist mir ebenfalls wichtig: Im letzten Semester habe ich neben einer Ringvorlesung und einer Beteiligung an der Kinder-Uni zum Beispiel bei der Ausstellung „Bremen spricht“ im Focke-Museum zu einem Exponat wissenschaftlich beraten. Zudem publiziere ich natürlich Forschungsbeiträge, zum Beispiel zu Sprache in der digitalen Kommunikation und Diskurslinguistik. Außerdem halte ich Vorträge bei Fachtagungen und organisiere auch mal einen Workshop oder eine Tagung.“

Aktuell sieben Fachbereiche beteiligt

Die unterschiedlichen Zuschnitte der beiden Stellenkategorien ermöglichen es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich ihren Interessen entsprechend auf Lehre oder Forschung zu konzentrieren, ohne auf das andere verzichten zu müssen. Derzeit sind insgesamt 14 Reseacher- und zwei Lecturer-Stellen an der Universität Bremen besetzt. Bislang sind sieben der zwölf Fachbereiche der Universität Bremen mit insgesamt zehn Fächern vertreten: Anglistik, Germanistik, Kunstwissenschaft, Geographie, Wirtschaftswissenschaft, Geowissenschaft, Psychologie, Inklusive Pädagogik, Public Health und Erziehungswissenschaft.

Weitere Informationen

Wissenschaftliche Karriere als Researcher oder Lecturer an der Universität Bremen

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