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HERE AHEAD fördert ehrenamtliches Engagement

Wie internationale Studierende vom Ehrenamt profitieren, erzählen Albatoul Alhussein und Tareq Kheir Allah aus Syrien.

Uni & Gesellschaft

Im Ehrenamt ist Engagement gefragt. Für internationale Studierende ist es viel mehr als „eine gute Tat“. Diese Arbeit bietet ihnen die Chance, in der Gesellschaft anzukommen. Das Potenzial hat auch die Academy HERE AHEAD (Academy for Higher Education Access Development) erkannt. Sie bereitet internationale Studieninteressierte mit und ohne Fluchthintergrund auf ein Studium in Bremen vor. Sie fördert Menschen wie Albatoul Alhussein und Tareq Kheir Allah.

„Besonders gerne arbeite ich mit Seniorinnen und Senioren“, sagt Albatoul Alhussein. Die 21-jährige Informatikstudentin ist im Verein für Ambulante Versorgung aktiv und bringt im Projekt „Jung und Alt“ Menschen verschiedener Altersstufen den Umgang mit digitalen Medien bei. „Das macht viel Spaß, die Leute lernen etwas und sind dankbar“, so die Studentin. Doch Albatoul reicht das noch nicht. Bei der AWO Kinderbetreuung kümmert sie sich zudem um Kinder aus prekären Verhältnissen. Sie unterstützt sie bei den Hausaufgaben und organisiert Unternehmungen mit ihnen. Darüber hinaus ist die Studentin in einem interkulturellen Kochprojekt bei der Inneren Mission aktiv. Dabei verteilt sie nicht nur Kochrezepte, sondern nimmt den Beteiligten ihre interkulturelle Scheu. „Beim Kochen bietet sich eine gute Gelegenheit, um locker über persönliche Dinge zu sprechen und Fragen zu Vorurteilen zu beantworten“, erklärt Albatoul. Hier spricht die junge Frau zum Beispiel über ihr Familienleben in Syrien oder tauscht sich über die kulturellen Unterschiede zwischen ihrer Heimat und Deutschland aus.

Angehende Informatikerin und „Ehrenamtmultitalent“: Die Syrerin Albatoul Alhussein an der Universität Bremen.
© Matej Meza / HERE AHEAD

„Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, was mir auch ermöglicht wurde“

„In Syrien helfen sich die Menschen immer. Denn der Staat kümmert sich zum Beispiel nicht um Obdachlose. Deshalb übernehmen das die Menschen selbst.“ Albatoul ist bereits seit ihrer Kindheit daran gewöhnt, anderen Menschen zu helfen. „Mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit möchte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben, was mir selbst auch ermöglicht wurde.“ Albatoul kommt aus einer wohlhabenden Familie. „Meine Mutter hat schon immer Menschen versorgt, die zu uns kamen, auch diejenigen, die wir nicht kannten. Sie kamen vorbei und meine Mutter gab ihnen etwas zu Essen und etwas Geld. Das war völlig normal.“ Ihre Mutter hat sie in dieser Hinsicht sehr geprägt.

„Ich sehe mich als interkulturelle Vermittlerin und bemühe mich sehr darum, den Menschen ein wohlwollendes Miteinander näher zu bringen, damit alle ein positives Verständnis für das Gegenüber entwickeln können“, so Albatoul. Ihre berufliche Perspektive nach dem Studium ist für sie auch schon klar: „Als angehende Informatikerin möchte ich die Herausforderung der sozialen Welten mit digitalen Lösungen verbinden. Mein Ehrenamt hilft mir dabei, möglichst viel dafür zu lernen.“

„So etwas wie Liebe auf den ersten Blick“

Tareq Kheir Allah ist ehrenamtlich Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. Seine Leidenschaft fürs Ehrenamt begann mit einem zufälligen Gespräch beim Blutspenden vor drei Jahren. Seitdem engagiert sich der 32-jährige Syrer in Bremen und „umzu“ – wie man in Bremen so schön sagt. Sein Lebensmotto ist: „Es gibt nichts Besseres zu tun, als das Leben der anderen zu retten.“ Tareq berichtet von einem Brand, der sich im Sommer 2019 in einem Pflegeheim in Huchting ereignete. Sein Team hatte in der Rettungsaktion rund 90 Menschen aus dem Gebäude herausgetragen, während das Dach des Gebäudes zu verbrennen drohte. „In solchen Momenten bin ich besonders stolz darauf so einen bedeutenden Einsatz geleistet zu haben. Wir sind dann alle sehr kaputt, aber so unendlich froh darüber, den Menschen geholfen zu haben.“

Mit Herzblut beim Ehrenamt dabei: Der Rettungssanitäter und Bauingenieur-Student Tareq Kheir Allah.
© Matej Meza / HERE AHEAD

„Das Ehrenamt hat mir sehr viele Türen geöffnet“

Sein damaliges Studium musste Tareq aufgrund des Krieges in Syrien abbrechen. Nach seiner Flucht und Ankunft in Deutschland steht er nach sechs Jahren wieder genau dort, wo er damals schon war. Gerade befindet er sich im 4. Semester seines Bauingenieur-Studiums an der Hochschule Bremen, ist mit dem Schwerpunkt Infrastruktur beschäftigt und recherchiert nach einem Thema für seine bevorstehende Bachelorarbeit. Wenn der Student keine Vorlesungen hat und nicht arbeiten muss, engagiert er sich beim Roten Kreuz. Dafür nimmt Tareq sich in der Woche rund zwölf Stunden Zeit.

„Das Ehrenamt hat mir sehr viele Türen geöffnet. Dadurch habe ich Menschen kennengelernt, die mich von Anfang an als Teil der Gesellschaft aufgenommen haben und mich immer willkommen heißen.“ Gerade ehrenamtliche Tätigkeiten könnten bei einer gesellschaftlichen Teilhabe sehr vieles leisten.

„Jeder von uns kann eine Lücke in der Gesellschaft schließen“

Der humorvolle und hilfsbereite Student ist sehr dankbar für den gelungenen Neuanfang in Bremen. Er weiß aber auch, dass persönliches Engagement immer zählt: „Wenn man sich in die Gesellschaft integrieren möchte, dann muss man sich bewegen und nicht darauf warten, dass jemand an der Tür klopft.“ Ehrenamtliches Engagement ist für ihn ein wichtiger Beitrag zur Gesellschaft: „Jeder von uns kann eine Lücke in der Gesellschaft schließen. Diese Haltung möchte ich durch mein Ehrenamt anderen Menschen gerne weitergeben.“

OPEN CAMPUS mit interkulturellen Ideen bereichert

Auch wenn die interkulturelle Hürde für die Programmteilnehmenden von HERE AHEAD zu Beginn groß erscheint, der Blick über den Tellerrand lohnt sich. Sichtbar wird das auch in Projekten, wie der Vorbereitung des OPEN CAMPUS der Universität Bremen, der alle zwei Jahre stattfindet. Hier gab es von Studierenden, die HERE AHEAD unterstützt, eine große Bereitschaft, diesen Tag der Offenen Tür mitzugestalten. Das Ergebnis war eine bunte Mischung an interkulturellen Aktionen. Die Ehrenamtlichen erklärten den OPEN-CAMPUS-Besucherinnen und -Besuchern zum Beispiel die arabischen Schriftzeichen sowie die Besonderheiten der arabischen Architektur.

„Ehrenamt fördert Sprachkenntnisse“

„Der Erwerb von Sprachkenntnissen ist ein zentraler Auftrag von HERE AHEAD“, sagt Dr. Christina von Behr, Geschäftsführerin der HERE AHEAD Academy. „Und wir haben gesehen, dass diejenigen, die einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen, durchgehend als sprachlich besonders agil aufgefallen sind.“ Deshalb vermittelt die Academy Vorbereitungsstudierenden, wie Albatoul und Tareq es mal waren, die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement für ihren weiteren Lebensweg. Im Mentoringprogramm „Safari“ berichten Absolventinnen und Absolventen über ihre Erfahrungen in den ehrenamtlichen Projekten. Im Projekt „Flüchtling für Flüchtling“ unterstützen HERE AHEAD-Absolventinnen und -Absolventen mit viel Herzblut geflüchtete Menschen bei ihrer Ankunft in Deutschland. Sie geben ihnen hilfreiche Informationen über Behörden an die Hand und zeigen ihnen wichtige Anlaufstellen in der Stadt.

Ehrenamt wird in den General Studies anerkannt

„Einen Vorteil fürs Studium hat das Ehrenamt auch dadurch, dass es in den General Studies angerechnet werden kann“, sagt von Behr und rät als ehemalige Studienberaterin vom Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Bremen stets dazu. „Darüber hinaus sind es die sozialen Kontakte, die geknüpft werden, und oft einen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen.“

Mehr Informationen:

Die Webseite www.aheadbremen.de

Instagram-Kanal von @hereahead

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