Campus-Racing made in Bremen

Wie das Formula-Student-Team „Bremergy e.V.“ Träume in Rennwagen verwandelt

Lehre & Studium / Campusleben

Mit dem „BreMo25“ hat die Studierendeninitiative „Bremergy e.V.“ im Juli 2025 ihren neuesten Rennwagen der Öffentlichkeit präsentiert. up2date. durfte sich in der Werkstatt umsehen und hat mit einem Teil des Teams darüber gesprochen, wie der Bau des Rennwagens abläuft, wie sich das Team organisiert und welche Visionen es für die Zukunft hat.

Das bremische Formula-Student-Team „Bremergy e. V.” setzt sich aus Studierenden der Universität Bremen, der Hochschule Bremen und der Constructor University zusammen. Sie bringen ihr Know-how aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zusammen, um ehrenamtlich an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten: dem Bau eines eigenen Rennwagens. Jedes Jahr im Sommer nehmen sie mit ihrem selbst entwickelten, elektrisch angetriebenen Rennwagen am weltweit größten Ingenieurswettbewerb „Formula Student“ teil, um sich mit anderen Teams zu messen.

Der von Studierenden für Studierende organisierte Verein „Bremergy e.V.“ bietet die Möglichkeit, bereits während des Studiums erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Der eingetragene Verein mit seinen derzeit 54 Teammitgliedern ist dabei wie ein Unternehmen organisiert. „Neben einem CEO gibt es noch eine technische Leitung und einen CFO, der sich um die Finanzen und rechtliche Belange kümmert, sowie Abteilungsleitungen und Teammitglieder der jeweiligen Unterteams. Die Teams sind überwiegend technisch spezialisiert, beispielsweise auf die Bereiche ‚Driverless‘, ‚Aerodynamik‘ oder ‚Electronics‘. Es gibt aber auch Abteilungen für Human Resources, IT und Marketing, ganz wie in jedem regulären Unternehmen“, berichtet CEO Alex Lichtner, der schon seit drei Jahren dabei ist.

Eine Person, die ein Tablet in der Hand hält, erklärt zwei weiteren Personen etwas.
Alex Lichtner bei der theoretischen Konzeptverteidigung des Rennwagens, dem sogenannten Engineering Design Event (EDE).
© private photograph

So können sich nicht nur Studierende aus ingenieurswissenschaftlichen und technischen Fächern einbringen, es ist Know-how aus allen Studienrichtungen gefragt. Beispielsweise studiert Matilda Neumann Politikwissenschaft und arbeitet im Bereich Human Resources bei „Bremergy e.V.“. Sie erzählt, dass ihre Leidenschaft für die Formel 1 sie dazu gebracht hat, sich die Initiative beim Tag der offenen Tür anzuschauen. Das tolle Teamgefühl hat sie schließlich überzeugt mitzumachen. „Ich habe eines meiner Hobbys zum Studium gemacht und sammle nun in meinem zweiten Hobby Berufserfahrung – für mich ist das perfekt“, erzählt sie begeistert. Laut Alex stehe das Studienfach gar nicht so im Vordergrund, denn viele Kompetenzen seien wertvoll. An interessierte Quereinsteiger:innen appelliert er: „Viele Dinge könnt ihr erlernen, wir bringen euch alles bei und stehen für Fragen immer gern zur Verfügung. Die Hauptsache ist, dass ihr motiviert seid und Lust habt, mit anzupacken.“

Ein typisches Jahr mit „Bremergy e.V.“

Am 1. Oktober beginnt die Saison, das Team formiert sich und es werden zu Semesterbeginn immer neue Mitglieder gesucht. Gleichzeitig erscheint das Regelwerk von „Formula Student“, in dem die Vorgaben für den Bau des neuen Rennwagens festlegt sind. Das Team entscheidet dann auf Basis der Kompetenzen der Mitglieder und der offiziellen Vorgaben, welche Änderungen im Fokus stehen sollen. „In diesem Jahr war zum Beispiel die Abteilung für Aerodynamik sehr stark, weshalb wir das komplette Aero-Paket neu designt haben. Dadurch konnten wir die Geschwindigkeit und auch das Aussehen des Rennwagens im Vergleich zum Vorjahresmodell optimieren“, erzählt Alex. Bis Ende des Jahres wird der Wagen konzipiert und konstruiert, zu Jahresbeginn beginnt die Fertigung, sodass er im April oder Mai fertig ist. Danach beginnt die Testphase, um für die Rennen im Sommer vorbereitet zu sein.

Ein Rennwagen fährt auf einer Rennstrecke.
Der „BreMo25” ist der neueste Rennwagen des Vereins Bremergy e. V.
© Formula Student Germany / Haindl

Die Fertigung des „BreMo25“ und seine Herausforderungen

Das Regelwerk von „Formula Student“ definiert nicht nur bauliche Änderungen, sondern auch den Rahmen für die Fertigung, einschließlich Vorgaben zu feuerfesten Materialien und Sicherheitsmaßnahmen. Die Studierenden fertigen viele Teile selbst, wie den Akku, Sensoren und Platinen, und verwenden 3D-Drucker für die Herstellung von Ersatzteilen. Aktuell arbeitet das Team daran, auch für den Formbau auf 3D-Druck umzusteigen, „da man in der Geometrie freier ist”, erklärt Alex. Da dies allerdings noch nicht so gut funktioniert, wird aktuell noch ein anderes Verfahren verwendet. CFK-Platten werden in verschiedenen Lagen geschichtet, gebacken und ausgehärtet, damit der Korpus des Rennwagens eine hohe Stabilität aufweist. Dieses Verfahren wäre dem Team beim Bau des „BreMo25” fast zum Verhängnis geworden, da das Material nicht wie geplant ausgehärtet ist. Da das Team aber kein vorzeitiges Saisonende akzeptieren wollte, stürzte es sich mit viel Enthusiasmus in die Arbeit, legte Nachtschichten ein und fertigte die Hülle ihres Wagens, das sogenannte Monocoque, rechtzeitig bis zum Rennen ein zweites Mal komplett neu an. „In den Hochphasen wird unsere Couch im Aufenthaltsraum auch gern mal zum Schlafen genutzt“, erinnert sich Matilda, die gerade in den Semesterferien im Sommer viel Zeit im Werkscontainer verbracht hat. Sie ist jedoch davon überzeugt: „Wenn der Wagen bei einem Event fährt, alles funktioniert und das ganze Team jubelt, dann lohnt sich der ganze Stress.“

Drei Personen stehen neben einem Stapel von Autoreifen.
Matilda Neumann mit ihren Teamkollegen beim Rennen in Italien.
© privat

Die Teilnahme an Rennen

Die Teilnahme an den einzelnen Events wird von den Veranstalter:innen anhand mehrerer Quiz entschieden, die immer an einem Tag zu Jahresbeginn stattfinden. Hierfür kommt das gesamte Team zusammen, um in kurzer Zeit möglichst viele Fragen online richtig zu beantworten und sich so zu qualifizieren. Von den weltweit rund 700 Teams dürfen nur circa 40 bis 80 an den Rennen teilnehmen, was sehr limitiert ist und eine große Ehre darstellt. „Bremergy e. V.“ strebt pro Jahr die Teilnahme an zwei bis drei Events an, da die Teilnahmekosten recht hoch sind. Es wird jedoch versucht, dass jedes Mitglied, das möchte, einmal zu einem Rennen mitkommen kann.

Das Team hält seine Pläne und Visionen für die Zukunft bewusst offen, denn vieles hängt davon ab, welche Kompetenzen künftige Teammitglieder mitbringen. Laut Alex und Matilda wäre es wünschenswert, eine Gewichtsreduktion für kommende Rennwagen anzustreben und den Bereich „Driverless”, also autonomes Fahren, auszubauen. Eine Neuausrichtung des Designs können sie sich ebenfalls sehr gut vorstellen. Hierfür bräuchte es allerdings mehr Designer:innen im Team.

Mehr Informationen

Mehr Informationen zur Studierendeninitiative auf der Webseite von Bremergy e.V.

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