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Den europäischen Zusammenhalt stärken: YUFE mit neuer Leitung

Im Gespräch mit Daniel Mouchard und Jutta Günther

Uni & Gesellschaft / Zusammenhalt

Zehn Hochschulen, eine europäische Universität – dafür steht die Allianz YUFE (Young Universities for the Future of Europe). Sowohl Studierenden als auch Forschenden und Mitarbeitenden in Verwaltung und Technik bietet sie Möglichkeiten, sich auf europäischer Ebene zu vernetzen. Seit September 2024 steht die Allianz unter neuer Leitung: Präsident ist nun Professor Daniel Mouchard, Präsident der Université Sorbonne Nouvelle (Paris). Professorin Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen, ist neue Vizepräsidentin. Im Interview verraten sie, was sie an YUFE begeistert und wohin sie die Allianz in Zukunft leiten möchten.

Herr Mouchard, Frau Günther, Glückwunsch zu Ihrer Präsidentschaft! Was hat Sie dazu bewogen, sich zur Wahl zu stellen?

Daniel Mouchard: Als Professor für Politikwissenschaft beschäftige ich mich vor allem mit europäischen Themen. Vor diesem Hintergrund hat mich das Konzept von YUFE sehr angesprochen. Unsere Universität, die Sorbonne Nouvelle, hat sich während ihrer Mitgliedschaft bei YUFE sehr dynamisch entwickelt, und als Universitätsgemeinschaft haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, uns mehr und mehr eine europäische Identität anzueignen. Dazu kommen die besondere Energie und die Verbundenheit im YUFE-Team und unter den YUFE-Partnern, die bei unseren gemeinsamen Treffen spürbar wurden. All das alles hat mich dazu motiviert, mich als Präsident zur Wahl zu stellen, zusammen mit Jutta als Vizepräsidentin.

Jutta Günther: Uns beide verbindet das Anliegen, den europäischen Zusammenhalt zu stärken – gerade in einer Zeit, die von Polarisierung und antieuropäischen Bewegungen gekennzeichnet ist. Wir haben schon vor unserer Wahl sehr gut zusammengearbeitet. Deshalb freue ich mich umso mehr, mein Amt gemeinsam mit Daniel Mouchard anzutreten.

Portrait Daniel Mouchard
Daniel Mouchard ist seit April 2023 Präsident der Université Sorbonne Nouvelle. Er ist Professor für Politikwissenschaft am Institut d’Etudes Européennes. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der politischen Soziologie und politischen Theorie im europäischen Kontext.
Bevor er das Amt des Präsidenten übernahm, war Daniel Mouchard seit 2018 Direktor der Fakultät Langues, littératures, cultures et sociétés étrangères der Université Sorbonne Nouvelle. Zuvor war er stellvertretender Direktor, dann Direktor der Fakultät für Europastudien (2006-2008) und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats (2008-2010). Zwischen 2010 und 2018 arbeitete er im Kabinett des Bürgermeisters von Paris, erst als Berater und anschließend als Kabinettsdirektor der stellvertretenden Bürgermeisterin für Hochschulbildung, Forschung und studentisches Leben.
© Université Sorbonne Nouvelle

Wie werden Sie zusammenarbeiten?

Jutta Günther: Wir stehen dem Strategic Council vor, dem höchsten Entscheidungsgremium von YUFE. Hier treffen sich die Leitungen aller YUFE-Universitäten, um über die strategische Ausrichtung zu beraten und Meilensteine zu planen. Wir treffen uns mehrmals im Jahr an einer der beteiligten Universitäten und darüber hinaus in zahlreichen Online-Meetings.

Daniel Mouchard: Grundlegend für unsere Arbeit ist das Engagement des gesamten YUFE-Teams, besondere der YUFE-Generalsekretärin Valerie Schegk und der Mitarbeitenden im Central Office. Nur mit ihrer Unterstützung ist es möglich, dass wir uns neben unseren Aufgaben als Hochschulleitungen als Präsident und Vize-Präsidentin bei YUFE einbringen können.

Das Central Office von YUFE in Brüssel ist erst vor kurzem eingeweiht worden. Was für eine Funktion hat es?

Daniel Mouchard: Im Central Office arbeitet Valerie Schegk mit sechs anderen YUFE-Kolleg:innen, die für die zentrale Organisation von YUFE zuständig sind. Sie sind zum Beispiel für die strategische Ausrichtung von YUFE und die zentrale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Jutta Günther: Das Central Office ist auch deshalb entstanden, weil Anfang dieses Jahres ein Verein nach belgischem Recht (AISBL) als Träger von YUFE gegründet worden ist. Das ist ein wichtiger Meilenstein für YUFE, der unsere Zusammenarbeit stärker und der Allianz eine längerfristige Perspektive ermöglicht. Der Aufbau des Central Office ist eins der vielen Verdienste der bisherigen YUFE-Präsidentin Rianne Letschert. Auf ihrem Engagement bauen wir auf.

Portrait Jutta Günther
Jutta Günther ist seit September 2022 Rektorin, seit 2014 Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bremen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Innovationsprozesse, Strukturwandel und ökonomische Aspekte der Systemtransformation. Von 2002 bis 2014 war sie als Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) tätig. Dort hatte sie verschiedene wissenschaftliche Leitungspositionen inne, unter anderem als Abteilungsleiterin und als Mitglied des Vorstands. Von April 2020 bis August 2022 war sie Konrektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer an der Universität Bremen.
© Universität Bremen / Matej Meza

Auf welchem Stand ist YUFE gerade, und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Jutta Günther: YUFE ist in diesem Jahr fünf Jahre alt geworden und damit eine der ältesten europäischen Hochschulallianzen. Wir haben ein sehr breites Angebot für viele unterschiedliche Zielgruppen. An Studierende richtet sich beispielsweise unser gemeinsamer Bachelorstudiengang „Urban Sustainability Studies“, der voraussichtlich im Studienjahr 2025/26 starten soll. Im Programm YUFE4Postdocs gibt es attraktive Stellen für junge Forschende. Und Mitarbeitende aus Verwaltung und Technik profitieren von grenzüberschreitenden Weiterbildungsangeboten. In den nächsten Jahren werden wir überlegen, wie wir diese Angebote weiter ausbauen und wo wir Schwerpunkte setzen wollen.

Daniel Mouchard: Uns ist es wichtig, das nicht allein zu entscheiden, sondern sowohl die Mitarbeitenden als auch Studierenden an unseren Universitäten aktiv einzubeziehen. Ein besonderes Anliegen ist uns dabei die enge Zusammenarbeit mit dem YUFE Student Forum, das den YUFE-Studierenden eine Stimme gibt.

Inwiefern wollen Sie in den kommenden Jahren das Netzwerk von YUFE erweitern?

Daniel Mouchard: Wir möchten eine offene Allianz sein, die aktiv mit der Gesellschaft zusammenarbeitet, sei es mit Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern oder NGOs. Unser Ziel ist es, diese Verbindungen in Zukunft weiter zu stärken.

Jutta Günther: Wir arbeiten aktuell auch an einer Strategie zur Kooperation mit Universitäten außerhalb der EU. Als europäische Hochschulallianz wollen wir keine eurozentrische Perspektive einnehmen, sondern im Dialog mit Hochschulen aus der ganzen Welt sein. Wie das konkret aussehen kann, werden wir in der nächsten Zeit ausloten.

Weitere Informationen

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