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YUFE: Auf dem Weg zur Europäischen Universität

Wie bringen sich Studierende in die YUFE-Allianz ein? Lea Bilić, Sonia Synak und Lea Fischer geben am Rande des jährlichen Town Hall-Meetings Einblicke in ihr Engagement.

Campusleben

Wenn Europa nach Bremen kommt, geht es lebhaft zu. Selbst während der Mittagspause im Café wird eifrig diskutiert. Mehr als 60 Vertreter:innen der zehn am Netzwerk YUFE (Young Universities for the Future of Europe) beteiligten Universitäten sowie Politiker:innen der jeweiligen Städte tauschten sich beim jährlichen Town Hall Meeting Mitte Oktober über den weiteren Weg hin zu einer Europäischen Universität aus. Mittendrin die drei Studentinnen Lea Bilić (20 Jahre, Universität Maastricht/Niederlande), Sonia Synak (23 Jahre, Nikolaus Copernicus Universität Toruń/Polen) und Lea Fischer (23 Jahre, Universität Bremen). Sie sind Mitglieder des YUFE Student Forum. Ihre Aufgabe: Dafür sorgen, dass die studentische Perspektive von vornherein in die Planungen integriert wird.

Die YUFE-Allianz, ein Zusammenschluss aus zehn europäischen Universitäten und vier weiteren Partnern, hat sich einiges vorgenommen: In den kommenden Jahrzehnten soll eine junge, offene und integrative Europäische Universität etabliert werden. Die studentische Perspektive soll von Anfang an einbezogen werden. Daran arbeiten Sie und Ihre 27 Mitstreiter:innen im YUFE Student Forum. Heute ist der zweite Tag des Town Hall Meetings. Wie läuft es bisher aus Ihrer Sicht?

Sonia Synak: Ich finde das Treffen einfach fantastisch. Ich habe tolle Menschen getroffen, die mich inspirieren. Aber nicht nur das, es bringt der Initiative auch richtig viel. Ich sehe nun klarer, welche Herausforderungen es gibt, wenn wir über eine Europäische Universität reden. Beispielsweise wurde eifrig diskutiert, ob YUFE ein föderales Netzwerk sein will oder ob es tatsächlich eine Europäische Universität geben soll. Die Frage ist also: Wie weit will jede einzelne Universität in Sachen Integration wirklich gehen? Es ist sehr spannend, das mitzuerleben.

Sonia Synak und Lea Bilić (rechts) genießen den direkten Austausch im Rahmen der YUFE Town Hall.
© Matej Meza / Universität Bremen

Lea Fischer: Besonders ist an dieser Town Hall natürlich auch, dass sie in Präsenz stattfindet. Das tut unserem Miteinander gut und wir können nun noch besser im Team an unserer gemeinsamen Idee arbeiten. So konnten wir bei dem Treffen bereits konkrete Schritte vereinbaren, wie es mit YUFE weitergehen soll.

„Das Ziel ist ein akkreditierter Abschluss mit Präsenzstudium an Partneruniversitäten der YUFE Allianz.“ 
 Lea Fischer, YUFE Student Forum

Welche konkreten Schritte sind denn geplant?

Lea Fischer: Der nächste große Schritt wäre aus meiner Sicht, dass Studierende an der YUFE-Universität ein sogenanntes „European Degree“ erlangen können. Ab diesem Semester ist es ja bereits möglich, mit dem Diploma Supplement Track an den YUFE Partneruniversitäten Kurse zu belegen und Credit Points zu erlangen. Dabei können die Studierenden wählen, ob sie an den YUFE-Universitäten virtuell oder vor Ort studieren möchten. Das ist ein guter Einstieg, aber das Ziel ist natürlich ein akkreditierter Abschluss mit Präsenzstudium an verschiedenen Partneruniversitäten der YUFE Allianz.

Lea Bilić: Ich stelle mir vor, dass YUFE-Studierende eines Tages ein europäisches Diplom als Abschluss bekommen und damit problemlos überall in Europa leben und arbeiten können. Ich habe das Gefühl, dass wir hier auf einem guten Weg sind – auch wenn das sicher noch einige Zeit dauern wird.

Sonia Synak: Ja davon träume ich auch. Allerdings studiere ich Jura und kann mir daher gut vorstellen, dass es bis dahin noch einige administrative Hürden in den einzelnen Ländern zu überwinden gibt. Studienleistungen anerkannt zu bekommen ist teilweise ja ganz schön kompliziert.

Treffen nach der Pandemie: Beim YUFE Town Hall Meeting sahen sich einige Mitglieder des YUFE Student Forums das erste Mal persönlich.
© Matej Meza / Universität Bremen

Der Weg hin zu einer Europäischen Universität ist also noch lang. Sie persönlich werden die Europäische Universität vermutlich gar nicht mehr selbst als Studierende erleben. Warum engagieren Sie sich trotzdem für dieses Projekt?

Lea Fischer: In Zeiten des Brexits ist es sehr wichtig, dass wir als Europäer:innen enger zusammen rücken. Ich wünsche mir, dass wir uns nicht mehr nur als Deutsche, Poli:nnen oder Brit:innen betrachten, sondern einfach als Europäer:innen. Es gibt so viel, was uns verbindet.

“Ich engagiere mich bei YUFE, weil es das Ziel hat, das Bildungssystem umzugestalten.” Lea Bilić, YUFE Student Forum

Lea Bilić: Ich engagiere mich bei YUFE, weil das Projekt das Ziel hat, das Bildungssystem umzugestalten. Bildung wird hier anders gedacht – Aspekte wie bürgerschaftliches Engagement, Diversität und Sprachkenntnisse spielen eine sehr große Rolle. Das finde ich spannend.

Lea Fischer: Gut, dass du das ansprichst, Lea. Diversität ist ein zentrales Thema bei YUFE und wird wirklich ernst genommen. Viele Institutionen schreiben sich ja mittlerweile auf die Fahnen, divers zu sein, aber hier wird das tatsächlich gelebt. „Diversität und Inklusion“ ist von Beginn an ein eigenes Arbeitspaket gewesen, steht also auf dem gleichen Niveau wie beispielsweise die „YUFE Student Journey“ oder „Innovation und Entrepreneurship“. Da wird wirklich hart dran gearbeitet und das überzeugt mich. Wir mussten alle ein Unconcious-Bias-Training, also ein Training für die Vermeidung unbewusster Voreingenommenheiten, absolvieren, bevor wir so richtig einsteigen konnten. Das gehört bei YUFE einfach dazu.

„Studierende sind herzlich willkommen.“ 
Sonia Synak, YUFE Student Forum

Gibt es denn die Möglichkeit, jetzt noch bei YUFE einzusteigen?

Sonia Synak: Ja klar. Studierende sind herzlich willkommen. An jeder YUFE-Uni gibt es studentische Vertreter:innen, dort können sich Interessierte einfach melden. Die Kontaktdaten sind über den YUFE-Instagram Kanal (@YUFE_alliance) oder die YUFE-Webseite.zu finden. Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, sich zu engagieren. Das hängt ganz davon ab, woran sie interessiert sind.

Lea Fischer: Nächstes Jahr wird sich das Student Forum teilweise neu zusammensetzen. An der Universität Bremen wird dann auf jeden Fall ein Platz frei. Wer Interesse hat, kann sich gern jetzt schon melden.

Über YUFE

Die YUFE-Allianz wird von der EU, vom DAAD und vom Land Bremen gefördert. Sie ist eine von 41 Allianzen, die im Sommer 2019 ausgewählt wurden, um eine Europäische Universität zu gestalten. Das Netzwerk bietet Studierenden bereits jetzt in Pilotprojekten die Möglichkeit, akademische Kurse an ihren jeweiligen Partnerhochschulen zu belegen. Hinzu kommen Sprachkurse, -tandems, -cafés, Trainings für berufliche und soziale Kompetenzen, Aktivitäten für bürgerschaftliches Engagement, physische, virtuelle und gemischte Mobilitätsmöglichkeiten, internationale Praktika und die Förderung von unternehmerischen Initiativen. Die Allianz bietet auch Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende aus Wissenschaft, Verwaltung und Technik. So wurden bereits die ersten YUFE -Post-Doc-Stellen vergeben. Zudem gibt es Angebote für Veranstaltungen und Weiterbildung für alle Uni-Mitarbeitenden. YUFE soll auch die jeweiligen Städte und Regionen vernetzen sowie die Zusammenarbeit und den Austausch fördern.

Dem Netzwerk gehören neben der Universität Bremen die Universität Maastricht (Niederlande), Universität Antwerpen (Belgien), Universität Carlos III Madrid (Spanien), Universität Eastern Finland, Universität Essex (Großbritannien), Nicolaus Copernicus Universität Torun (Polen), Universität Rijeka (Kroatien), Universität Roma Tor Vergata (Italien) und die Universität Zypern an.

Weitere Informationen:

YUFE Webseite der Uni Bremen

YUFE Webseite

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