Die dritte Mission der Universität
Neues Gesicht an der Spitze von UniTransfer: Wir stellen Anne-Kathrin Guder, die Leiterin der zentralen Transferstelle der Uni Bremen, vor.
Anne-Kathrin Guder ist die neue Leiterin von UniTransfer. Die zentrale Transferstelle der Universität Bremen kümmert sich um die wichtige dritte Kernaufgabe einer Hochschule neben Forschung und Lehre – um den wechselseitigen Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Dabei möchte die neue Leiterin die ganze Bandbreite des Transfers fördern und sichtbar machen, mehr Innovationen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften in die Öffentlichkeit bringen und bei Gründungen von Start-Ups den Fokus noch stärker auf Nachhaltigkeit legen.
„Der Wissenstransfer ist die dritte zentrale Kernaufgabe einer Universität neben Forschung und Lehre“, sagt Anne-Kathrin Guder. Seit Dezember 2023 ist sie das neue Gesicht an der Spitze von UniTransfer. „Diese so wichtige dritte Mission ist fest im Hochschulgesetz verankert. Und das aus gutem Grund. Universitäten sind Innovationstreiber und Impulsgeber. Die hier entwickelten Ideen, Technologien und Forschungsergebnisse strahlen in die nicht-akademische Umgebung aus – also in die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft. Damit bestimmen Universitäten und Hochschulen die großen Entwicklungsfragen entscheidend mit – von sozialer Gerechtigkeit über den Klimawandel bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Das ist eine große Verantwortung. Als neue Leiterin der Transferstelle der Universität Bremen möchte ich gemeinsam mit meinem Team dabei mithelfen, dass das hier entwickelte Wissen dazu beiträgt, die gesellschaftlichen Transformationsprozesse mitzugestalten und voranzutreiben.“
Anne-Kathrin Guder hat Literaturwissenschaften und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg studiert. Von 2001 bis 2007 arbeitete sie als Schauspieldramaturgin, unter anderem am Hessischen Landestheater Marburg und am Stadttheater Gießen. Danach war sie bis 2009 an der Volkshochschule Heilbronn Abteilungsleiterin für die Fachbereiche Kulturelle Bildung und Kreativität. 2010 wechselte sie nach Hamburg ins Wissenschaftsmanagement und leitete dort bis 2018 das Karriere-Kompetenz-Zentrum „Pro Exzellenzia“, eine gemeinsame Initiative der sieben Hamburger Hochschulen, die sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Frauen in Führungsverantwortung zu bringen. 2016 wurde Pro Exzellenzia mit dem renommierten Chefsache-Award ausgezeichnet. Ab 2018 war Anne-Kathrin Guder Gesamt-Koordinatorin des Transferprojekts „Innovative Hochschule Jade-Oldenburg!“ an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Im Juli 2021 übernahm sie dort die Teamleitung Transfer im Referat Forschung und Transfer. Im Dezember 2023 wurde sie schließlich Leiterin der Transferstelle an der Universität Bremen.
„Die Universität Bremen ist seit ihrer Gründung in ihrem Selbstverständnis sehr transferorientiert“, sagt Anne-Kathrin Guder. „Die 2019 vom Akademischen Senat beschlossene Transferstrategie der Uni Bremen ist stark und konkret, setzt auf gesellschaftliche Verantwortung, Austausch und Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und allen relevanten Akteur:innen aus Gesellschaft, Kultur, Bildung, Politik und Wirtschaft. Auch das neue Leitbild der Uni Bremen verknüpft die Zukunftsthemen Nachhaltigkeit und Verantwortung mit dem Transfer. Diese Werte sind auch mir persönlich sehr wichtig. Deshalb ist die Uni Bremen für mich ein hervorragender Ort, um den Transfergedanken nach innen und außen zu leben und weiter zu stärken.“
Die Stärke von UniTransfer ist die große thematische Bandbreite, die Anne-Kathrin Guders 21-köpfiges Team abdeckt. Diese reicht vom Bereich „Uni trifft Schule und Gesellschaft“, der Praxisbörse, Deutschland-Stipendien, Stiftungen und Mentoring-Programmen über Unternehmensbeteiligungen, Fundraising, Sponsoring und Patente bis hin zur Uni-Bremen-Campus-GmbH und zu Ausgründungen von Start-Ups. „Wir möchten als zentrale Servicestelle alle Forschenden dazu ermutigen und dabei unterstützen, diese Vielzahl von Transferchancen zu nutzen“, erklärt die neue Leiterin. „Künftig möchte ich dabei noch stärker auf fachübergreifende Zusammenarbeit setzen, die Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenführt und so wichtige Innovationsimpulse gibt. Vertieft in den Blick nehmen und zentralisieren möchte ich auch die Wissenschaftskommunikation, mit der Forschende die Gesellschaft über ihre Arbeit informieren. Und auch die Studierenden möchte ich mit bestehenden und neuen Projekten für den Wissenstransfer sensibilisieren.“
Bei der Gründungsberatung möchte Anne-Kathrin Guder Fragen der Nachhaltigkeit noch mehr ins Zentrum rücken: Wie können geplante Start-Ups auf das Konto der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen einzahlen? Und wie können auch soziale Innovationen dabei einen Beitrag leisten? „Es gibt gerade in jüngster Zeit exzellente Beispiele für erfolgreiche und nachhaltige Gründungen aus der Uni Bremen. Darunter etwa Ubica Robotics und Aisencia.“ Das Start-Up Ubica Robotics baut autonome Scan-Roboter für den Einzelhandel und sorgt so mithilfe von KI für mehr Effizienz in der Infrastruktur (UN-Nachhaltigkeitsziel 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“). Dafür wurde das junge Unternehmen mit dem „euRobotics Technology Transfer Award 2022“ ausgezeichnet. Auch die Aisencia GmbH setzt auf Künstliche Intelligenz: So hat das Team um Gründer Maximilian Schmidt ein KI-Diagnose-Tool entwickelt und trainiert, das Hautgewebeproben analysieren und inzwischen mehr als 40 Hautkrankheiten – darunter zahlreiche Krebsarten – erkennen und Dermatolog*innen so bei der Diagnose unterstützen kann (UN-Nachhaltigkeitsziel 3 „Gesundheit und Wohlergehen“). Aisencia hatte sich zu Beginn für eine Förderung im Rahmen des Programms „EXIST-Forschungstransfer“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz entschieden und wurde bei der aufwändigen Antragstellung von BRIDGE, der bei UniTransfer angesiedelten Gründungsberatung der Uni Bremen, unterstützt.
„Diese tollen Erfolge zeigen, was aus guten Ideen werden kann, wenn man sie entdeckt und fördert, wenn Forschende also von Beginn an mit dem ‚Gründungs-Gen‘ infiziert werden“, erklärt Anne-Kathrin Guder. „Deshalb wollen wir verstärkt mit der Innovations-Scouting-Brille durch die Uni gehen und schauen, welche spannenden Ideen vielleicht noch in den Schubladen schlummern und mit einer geeigneten Förderung in die Anwendung kommen können. Doch Transfer bedeutet schon lange nicht mehr nur Gründung und Patente. Ich möchte daher auch einen starken Fokus auf den Innovationstransfer aus den Sozial- und Geisteswissenschaften legen.“
„Die dritte Kernaufgabe Transfer ist so wichtig, weil sie die Universität in der Gesellschaft verankert“, sagt Anne-Kathrin Guder. „Sie hilft dabei, großen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen, kann aber auch Fragen des individuellen Alltags lösen. Zum Beispiel die Frage, wie wir gut leben und wohnen wollen – in einer WG, in einem Mehrgenerationenhaus, in einer multikulturellen Umgebung, auf dem Land oder in der Stadt. UniTransfer ist eine hervorragende Service-Einheit, die genau dazu ihren Beitrag leisten will. Das Team ist hochmotiviert, offen und bereit für Veränderungen und neue Entwicklungen. Und unsere Türen stehen der ganzen Universität offen. Kommen Sie einfach mal vorbei.“