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Ein kreativer Brückenschlag: Theaterworkshop mal anders

Äquatorialguineischer Künstler bietet Studierenden der Uni Bremen Einblick in seinen Schaffungsprozess

Lehre & Studium

In der wissenschaftlichen Welt ist es selten, dass Kunst und Kultur einen so bedeutsamen Raum einnehmen wie im INPUTS Artist / Writer in Residence“-Programm der Universität Bremen. Ins Leben gerufen von Kerstin Knopf und organisiert vom Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien (INPUTS), einem interdisziplinären Forum, das seit 2007 besteht, bietet es Studierenden einen unmittelbaren Einblick in den Schaffensprozess von Künstler:innen aus der ganzen Welt.

Eines der jüngsten Highlights des Programms war der Besuch von Recaredo Silebo Boturu, oder einfach Boturu, wie er sich selbst als Künstler bezeichnet. Er stammt aus Äquatorialguinea, ein zentralafrikanisches Land, das bis 1968 unter spanischer Kolonialherrschaft stand. Es ist das einzige offiziell spanischsprachige Land des afrikanischen Kontinents.

Ursprünglich für 2020 geplant, musste sein Besuch aufgrund der Coronapandemie verschoben werden. Doch 2023 war es soweit. Boturu, ein Lyriker, Theaterautor und Schauspieler, bot den Studierenden einen Workshop, der sich von den bisherigen stark unterschied. Anstelle des üblichen Workshops zu kreativem Schreiben, entschieden sich die Organisatorinnen Kerstin Knopf und Julia Borst erstmals für einen Theaterworkshop in spanischer Sprache. Eine Entscheidung, die sich auszahlte.

Für ihn selbst war der Besuch eine tolle Erfahrung: „Meine Zeit in Deutschland fühlte sich an wie ein Flug ins Unbekannte, doch ich wurde von der Neugier und dem Eifer zum Lernen getragen. Es war ein Kaleidoskop aus neuen Kulturen, Farben und Geschmäckern, das sich vor mir entfaltete. Mit den Studierenden zu arbeiten, war ein Geschenk. Ihre Offenheit und Bereitschaft, zuzuhören und zu lernen, spiegelten meine eigenen Gefühle wider. Dieser Workshop war nicht nur eine Chance für mich, sondern auch für die Studierenden, unsere Fähigkeiten und Perspektiven zu erweitern. Ich kann nur betonen, wie wertvoll das „INPUTS Artist / Writer in Residence“-Programm ist: Es bietet eine einzigartige Plattform des interkulturellen Austauschs, in der sowohl Künstler:innen als auch Studierende voneinander lernen und wachsen können“, sagte der Künstler.

Der Künstler Recaredo Silebo Boturu lacht in die Kamera. Hinter ihm ist eine Stadt zu sehen.
Künstler Recaredo Silebo Boturu stammt aus Äquatorialguinea. Er ist Lyriker, Theaterautor und Schauspieler.
© Max Doppelbauer

Boturus Workshop mündete in der Aufführung “(Des)conectadxs”. Hierbei handelte es sich um keine traditionelle Theatervorführung, sondern es bot sich eine Mischung aus Performance und Theater, in der Kommunikation jenseits von Worten im Vordergrund stand.

Für Victoria Ropero Ortigosa, eine Teilnehmerin des Workshops, war die Teilnahme ein schönes Erlebnis: “Theater hilft uns dabei, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, und dieser Workshop hat uns die Möglichkeit geboten, mit Menschen aus anderen Kulturen in Verbindung zu kommen. Er hat uns verstehen lassen, dass Kommunikation viel mehr ist als nur Worte. Die Regieleitung von Boturu war ganz besonders, er hat uns beigebracht, dass Dinge nicht in einer bestimmten Reihenfolge stattfinden müssen, dass wir herumexperimentieren, ausprobieren, eine Idee umsetzen, aber auch wieder verwerfen können, dass alles im Theater erlaubt ist.”

Neben Boturu war im Sommersemester 2023 außerdem die haitianisch-kanadische Schriftstellerin Marie-Célie Agnant zu Gast, deren Aufenthalt von Karen Struve und Kerstin Knopf organisiert wurde. Ihre Schreibwerkstatt Autour du conte, au tour du conte mit Bremer Studierenden mündete in eine öffentliche Lesung der Texte im Institut français Bremen. Doch INPUTS schaut auch bereits in die Zukunft. Für das kommende Jahr sind weitere spannende Gäste angekündigt: Melba Boyd (African American poetry) und Anthony Brunt, der sich intensiv mit dem deutschen Kolonialismus in Samoa beschäftigt.

Das “Artists / Writer in Residence“-Programm der Universität Bremen demonstriert eindrucksvoll, wie sich wissenschaftlicher und künstlerischer Austausch befruchten können. Ein Modell, das zeigt, wie vielseitig und interdisziplinär die moderne Universitätsbildung sein kann. Finanziert wird das „INPUTS Artist / Writer in Residence“-Programm durch die Professur für North American and Postcolonial Literary and Cultural Studies von Kerstin Knopf. Unterstützt wurde der Aufenthalt von Boturu darüber hinaus von Julia Borst im Rahmen ihres von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekts „Die spanische Black Diaspora: Afro-spanische Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts“.

Weitere Informationen

Zum INPUTS Writers/Artists in Residence Programm

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