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Größte Korallenriffkonferenz erstmals in Bremen

Erstmals findet die weltweite Korallenriffkonferenz in Europa statt – und zwar in Bremen. Hier gibt es geballtes Know-how.

Uni & Gesellschaft / Nachhaltigkeit

Vom 3. bis 8. Juli 2022 diskutieren rund 1.000 Teilnehmende über die Bedeutung und Bedrohung der Korallenriffe. Beim International Coral Reef Symposium (ICRS) tauschen sie neueste Erkenntnisse aus und besprechen, wie man diese bedeutenden Ökosysteme besser schützen kann. Denn weltweit sind nur noch weniger als 30 Prozent aller Korallenriffe in einem guten Zustand. Warum organisiert die Universität Bremen das ICRS? Das Bundesland ist ein bedeutender Standort in der Meeresforschung.

Das ICRS ist die mit Abstand wichtigste Weltkonferenz, die sich mit den Ökosystemen der Korallenriffe beschäftigt. Seit 1967 treffen sich normalerweise alle vier Jahre Forschende, um ihre aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten vorzustellen, aber auch Personen, die in den Bereichen Küstenmanagement, Umweltschutz und Politik tätig sind. Der aktuellen Konferenz kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn weltweit gibt es eine Korallenriffkrise. Die Existenz dieser Ökosysteme ist bedroht. Ursachen sind vor allem der Klimawandel, die Überfischung und die Verschmutzung der Meere.

Erstmals findet das ICRS in seiner über 50-jährigen Geschichte nun in Bremen, Deutschland und Europa statt. Der Meereswissenschaftler Professor Christian Wild von der Universität Bremen hatte sich bei der Internationalen Korallenriffgesellschaft des ICRS erfolgreich beworben. Mit der Ausrichtung der 15. Weltkorallenriffkonferenz in Europa soll auch ein Zeichen gesetzt werden, dass die Länder Europas Verantwortung übernehmen. Denn die Hauptverursacherinnen und -verursacher des Klimawandels sind die entwickelten Länder mit ihren hohen CO2 Emissionen.

„Weltweit sind nur noch weniger als 20 Prozent der Korallenriffe in einem guten Zustand“, warnt Professor Christian Wild von der Universität Bremen, der die Korallenriffkonferenz mit seinem Team organisiert.
© Harald Rehling / Universität Bremen

Christian Wild beschäftigt sich mit seiner Arbeitsgruppe Marine Ökologie an der Universität Bremen seit vielen Jahren mit diesen sensiblen Ökosystemen. „Die aktuellen Zahlen zeigen eine dramatische Situation“, sagt der Wissenschaftler. Im Jahr 2016 fielen in der letzten großen Korallenbleiche im australischen Great Barrier Reef etwa 30 Prozent der Steinkorallen zum Opfer. Kurz vor Ausbruch der COVID-19 Pandemie im Februar/März 2020 bleichten auch im bisher weitgehend vom Korallensterben verschonten Süden des Great Barrier Reef, die Steinkorallen großflächig aus. Damit spitze sich die bedrohliche Situation, für das mit etwa 2.600 Kilometern größte Korallenriff der Welt, weiter zu, so Wild. „Global sind 30 Prozent aller Korallenriffe schon verloren, 50 Prozent massiv bedroht und nur noch 20 Prozent in einem vergleichsweise guten Zustand.“

Premiere: Weltkorallenriffkonferenz in Bremen wird klimaneutral durchgeführt

Das 15. ICRS in Bremen ist das erste ICRS das klimaneutral durchgeführt wird. Dieses Ziel wurde durch eine umfangreiche und zweistufige Grüne Strategie erreicht. Kohlendioxid-Emissionen vor Ort wurden minimiert. Und die nicht-vermeidbaren Kohlendioxid-Emissionen, vor allem durch die Anreise der Teilnehmer verursacht, wurden durch die Unterstützung einer Reihe von marinen Klimaschutzprojekten kompensiert. Professor Wild: „Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere grüne Strategie so erfolgreich war. Korallenriffe sind Frühwarnsysteme für den Klimawandel, daher ist es besonders wichtig, dass Korallenriff-Veranstaltungen nicht zum Klimawandel beitragen. Vielen Dank an das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, das unsere grüne Strategie maßgeblich unterstützt hat.“

Bremen ist weltweit wichtiger Standort in der Meeresforschung

Nicht nur Christian Wild arbeitet in der Meeresforschung in Bremen. Die Region verfügt auf diesem Gebiet über geballtes Wissen und ein exzellentes Netzwerk an Partnerinnen und Partnern. An der Universität, den angrenzenden außeruniversitären Einrichtungen im Technologiepark Bremen und in der gesamten Region arbeiten Forschende in der Ozeanografie und Umweltphysik, den Marinen Geowissenschaften, Meeresbiologie und -chemie interdisziplinär zusammen. Eingebunden in die Meeresforschung sind auch die Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Meeres-, Polar- und Klimaforschung ist ein Wissenschaftsschwerpunkt der Universität Bremen, den sie strategisch fördert. Am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen ist der Exzellenzcluster „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ angesiedelt. Hier kooperieren Forschende eng mit den Einrichtungen in der Region sowie mit internationalen Partnerinnen und Partnern. So viel unterschiedliche Expertise an einem Standort ist in den Meereswissenschaften deutschlandweit einmalig und weltweit nur an sehr wenigen Standorten realisiert.. Hier beteiligen sich verschiedene Akteurinnen und Akteure der Universität Bremen zum Beispiel das BREMARE-Zentrum für Marine Ökologie und das MARUM. Auch außeruniversitäre Einrichtungen aus dem Land Bremen beschäftigen sich mit Korallenriffen, etwa das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI) und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. Sie alle gestalten das 15. International Coral Reef Symposium über Vertretungen im Organisationskommittee mit.

Weitere Informationen:

Hier erfahrt ihr mehr über die Korallenriffkonferenz: www.icrs2022.de

Auf dieser Website gibt es Infos zu Professor Christian Wilds Arbeitsbereich an der Uni Bremen: www.uni-bremen.de/marine-ecology

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