In Kamerun gibt es jetzt das Dorothea-Brückner-Institut
Ehrung zu Lebzeiten für die Bienenexpertin der Bremer Uni: An der University of Ngaoundéré in Kamerun weiß man die Bedeutung ihrer Forschung sehr zu schätzen
Als Dorothea Brückner die Nachricht aus dem Mund von Professor Mazi Sanda von der University of Ngaoundéré hörte, konnte sie es kaum glauben – aber die Freude ist natürlich groß: Ihr ehemaliger Doktorand hat sein neues Forschungsinstitut in Kamerun nach ihr benannt. Mazi Sanda will damit zum einen Danke sagen für die profunde Ausbildung in der Bienenforschung durch die Bremerin, aber auch für die unschätzbaren Kontakte, die er durch Dorothea Brückner in die europäische Bienenszene bekommen hat.
Um zu verstehen, wie es überhaupt zu dieser ehrenvollen Benennung schon zu Lebzeiten kam, muss man die Geschichte der Bienenforschung an der Bremer Uni – und später der Universität Ngaoundéré – sowie der Zusammenarbeit beider Universitäten kennen. Die Biologin Dorothea Brückner arbeitete seit 1984 für die Bremer Uni im Fachbereich Biologie/Chemie; 1988 gründete sie hier die Forschungsstelle für Bienenkunde.
Im Rückblick kann man heute sagen, dass sie mit ihrem damals noch als speziell geltenden Forschungsgebiet ihrer Zeit weit voraus war. Seinerzeit wurde das Thema manchmal belächelt, doch im Laufe der Zeit wandelte sich das Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten im allgemeinen und Bienen im Speziellen enorm: „Heute weiß man viel besser als früher, dass Bienen aller Art für die Natur ungemein wichtig sind und dass sie durch den Klimawandel gefährdet sind“, sagt Dorothea Brückner.
Die „Leistung“ der Bienen hat einen Wert von mehreren Milliarden Euro
Bienen und Insekten bekommen heute eine ganz andere Aufmerksamkeit als noch vor 20 oder 30 Jahren. Als Bestäuber für viele Obst- und Gemüsesorten sind sie wirtschaftlich enorm wichtig. Schätzungen gehen davon aus, dass die „Bienenleistung“ weltweit einen Wert von mehreren Milliarden Euro hat. Auch für die Biodiversität sind sie in einer Umwelt, die zunehmend von Monokulturen in der Landwirtschaft geprägt ist, von Bedeutung. „Unsere Forschungen sind in den Fokus geraten – und das nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in Afrika!“, sagt Dorothea Brückner.
Daran ist sie nicht ganz unschuldig. Denn seit mehr als 20 Jahren gibt es eine intensive Zusammenarbeit der Universität Bremen mit der University of Ngaoundéré, einer Universität für Agrikultur und Technologie mit rund 7.000 Studenten in der kamerunischen Region Adamaoua. Dies nicht nur auf dem Gebiet der Biologie, sondern auch in der Informatik. „1999 war Fernand Nestor Tchuenguem Fohouo mein erster Doktorand aus Kamerun“, erinnert sich die Bremer Bienenforscherin. „Er wurde später Biologieprofessor im Biology Department der Universität von Ngaoundéré und ist der afrikanische Doktorvater von Mazi Sanda.“
Auch Mazi Sanda wurde Biologieprofessor an der kamerunischen Universität. Auf seinem Weg zur Professur kam auch er mithilfe eines DAAD-Stipendiums an die Bremer Uni. Hier fing er an, sich ebenfalls für die Bienenforschung zu interessieren. Wildbienen spielen in Kamerun eine große wirtschaftliche Rolle. Beispielsweise sammeln Hirten diesen Honig, um ihn dann in dem afrikanischen Land und seinen Nachbarländern zu verkaufen. „Auf Tagungen hat Mazi Sanda dann die internationale Community der Bienenforschung kennengelernt – Kontakte, von denen er noch heute profitiert.“
Mazi Sanda will die Bienenforschung auf ganz Afrika ausdehnen
Wie seine Doktormutter früher in Deutschland und Europa will nun Sanda an „seinem“ neuen Institut in der 230.000-Einwohner-Stadt die Bienenforschung intensivieren. Mehr noch: Der Biologieprofessor will die Bienenforschung auch in anderen afrikanischen Ländern stärken und zu einer Vernetzung auf dem Kontinent kommen. Dieser Prozess soll mit einer internationalen Tagung beginnen, die im September 2024 an der kamerunischen Universität stattfindet – die erste große Veranstaltung des neuen „Dorothea Brückner Institute of Bee Research and Sustainable Development“ in Ngaoundéré.
Dorothea Brückner ist bis heute in der Bienenforschung aktiv. Nach ihrer Zeit im Fachbereich 2 ist sie nun als Gastwissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe Kognitive Neuroinformatik von Professorin Kerstin Schill am Fachbereich Mathematik/Informatik tätig. Die AG hat im Projekt „Bee Observer“ an der Universität Bremen die Behausungen von Bienenvölkern verkabelt und überwacht sie mit Sensoren. Ziel ist es, mit modernen Technologien aktuelle Informationen über die Bienen zu sammeln, ohne die Bienenstöcke öffnen zu müssen, und damit zum Erhalt ihres Bestandes beizutragen.