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Kennt ihr schon … das Universitätsarchiv?

Seit 25 Jahren sichert das Universitätsarchiv Wissen, Dokumente und Erinnerungen – und macht die Geschichte der Uni für Forschung und Öffentlichkeit lebendig.

Uni & Gesellschaft / Campusleben

Im Erdgeschoss des GW1 im Trakt A befindet sich das Gedächtnis der Universität Bremen: das Universitätsarchiv. Was dort aufbewahrt wird, wer darauf zugreifen kann und warum es weit mehr ist als nur ein Ort für alte Akten, erfahrt ihr hier.

Zwischen Lesesaal, Magazin und Büros herrscht eine konzentrierte Ruhe – und eine gewisse Spannung: Wer hier eintritt, begibt sich auf eine Reise durch mehr als fünf Jahrzehnte Hochschulgeschichte. Seit dem Jahr 2000 archiviert das Universitätsarchiv, was die Universität Bremen in Verwaltung, Forschung und Lehre produziert hat. Heute umfasst es über 55.000 Archivalien, davon sind mehr als 38.000 erschlossen, darunter rund 12.000 Akten, 3.600 Druckschriften, 5.800 Periodika und mehr als 5.100 Abschlussarbeiten.

Zwei bedruckte Blätter liegen übereinander.
Archivalien zum Projekt „Weserwasser“: Ein interdisziplinäres Studienprojekt von 1976 bis 1982 an der Universität Bremen, das die Wasserqualität der Weser- und des Trinkwassers untersuchte. Es trug maßgeblich zur Verbesserung der Trinkwasserqualität in Bremen bei.
© Matej Meza / Universität Bremen

Mit rund 2.200 Regalmetern Lagerkapazität – davon bereits etwa 1.200 Meter belegt – ist das Archiv eine zentrale Sammelstelle universitären Wissens. Es befindet sich im Gebäude Geisteswissenschaften 1 (GW1), hier begann 1971 der Lehrbetrieb der neugegründeten „Reformhochschule“. Passender könnte der Standort kaum sein.

Vom Aktenstapel zur Quelle der Forschung

„Unsere Aufgabe ist es, das Handeln von Verwaltung und Gremien nachvollziehbar zu machen, sagt Archivleiterin Sigrid Dauks. Das bedeutet: Unterlagen aus allen Bereichen der Universität werden gesichtet, bewertet und – wenn sie als archivwürdig gelten – dauerhaft bewahrt. So trägt das Archiv zur Rechtssicherheit bei und dokumentiert gleichzeitig die Entwicklung der sich stetig wandelnden Universität.

Zwei unterschiedlich große Bücher stehen auf einem Tisch nebeneinander
Zwei Hefte im Kontrast: Die Broschüre 66 Fragen – 66 Antworten zum besseren Verständnis der Kernenergie“ der Hamburgischen Electricitäts-Werke (links) und die kritische Gegenschrift „Zum richtigen Verständnis der Kernindustrie“ (rechts), veröffentlicht 1975 von einer Autorengruppe des Projekts „Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz und in der Industrieregion Unterweser“ an der Universität Bremen. Die Streitschrift analysiert und kommentierte kritisch jede der 66 Aussagen des Originals – ein früher Beitrag zur Anti-Atomkraft-Bewegung.
© Matej Meza / Universität Bremen

Die Arbeit beschränkt sich längst nicht mehr auf Papier. Auch digitale Formate gewinnen an Bedeutung. Dabei steht das Uniarchiv vor einer Herausforderung, die viele Archive betrifft: „Die meisten Organisationen müssen noch lernen, das auch das Digitale für Archive wichtig ist. Viele Verwaltungsprozesse verschwinden in E-Mail-Postfächern oder Dateiablagen“, erläutert Archiv-Mitarbeiter Thomas Lietz. Gleichzeitig bietet die Digitalisierung Chancen: „Wir nutzen die Retro-Digitalisierung, um Akten in schlechtem Zustand dauerhaft zu sichern – und gleichzeitig besser zugänglich zu machen.“

Öffentlichkeitsarbeit als Kernaufgabe

Neben Erschließung und Bewertung der Quellen gehört Öffentlichkeitsarbeit fest zum Aufgabenprofil. „Das gilt nicht nur für uns, sondern für die gesamte Archivlandschaft“, so Archiv-Mitarbeiterin Nicole Stöbener. Das Archiv versteht sich zudem als forschende Einrichtung: „Wir bemühen uns von Anfang an um Sichtbarkeit“, ergänzt Dauks. „Dazu gehört, eigene Forschungen anzustoßen, Dokumentationen zu erstellen und neue Recherchezugänge aufzubauen.“

Mehrere Metallmünzen an einem Band
Ein alltäglicher Gegenstand mit Erinnerungswert: Diese Münzen für das frühere Unibad gehören zu den kleinsten Archivalien im Universitätsarchiv Bremen.
© Matej Meza / Universität Bremen

Geschichte erzählen – auch jenseits der Akte

Besonders lebendig wird Geschichte durch Menschen. Seit 2019 sammelt das Archiv im Rahmen des Projekts „Geschichte der Universität – Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen“ Erinnerungen ehemaliger Studierender und Mitarbeitender. 65 Interviews wurden bislang geführt. „In den offiziellen Dokumenten steht meist, was die Uni-Gremien oder der Staat beschlossen haben – so etwas wie die harten Fakten. Wie der Alltag an der Uni erlebt wurde, wie es atmosphärisch zuging oder was Beweggründe einzelner waren, Dinge zu tun oder zu lassen, das findet man dort eher selten“, so Projektleiter Dr. Heiko Garrelts. Insofern ergänzen die mündlichen Quellen die schriftliche Überlieferung. Autorisierte Transkripte und Audios stehen für die universitätsgeschichtliche Forschung bereit.

Zwei weiße Handschuhe liegen auf alten Papierprotokollen.
Dokument der Gründung: Das Protokoll der Sondersitzung des Gründungssenats zur Eröffnung der Universität Bremen vom 14. Oktober 1971.
© Matej Meza / Universität Bremen

Ein weiteres Projekt mit großer Außenwirkung ist der Professor:innenkatalog. Er dokumentiert wissenschaftliche Lebensläufe, Denominationen und Beschäftigungszeiten aller Professor:innen seit 1971 – einschließlich Junior-, Honorar- und Vertretungsprofessuren. So entsteht ein Überblick über die akademische Mobilität an der Universität Bremen. Auch Vor- und Nachlässe spielen eine wichtige Rolle. „Wir sind zwar ein Verwaltungsarchiv“, so Dauks, „aber wir haben auch große Sammlungsbestände – gerade Vorlässe und Nachlässe von Professor:innen ergänzen unser Profil entscheidend.“ Eine Abgabepflicht besteht nicht. „Deshalb sprechen wir aktiv Personen an – bei Pensionierungen oder wenn uns ein Wechsel bekannt wird.“ So gelangen Forschungsunterlagen, Projektmaterialien und persönliche Dokumente ins Archiv, die sonst oft verloren gingen.

Ein gelbes Plakat, das für ein Frauenplenum wirbt.
Plakat aus der universitären Frauenbewegung: Mit bunten Farben und klarer Botschaft kündigt dieses handgemalte Poster ein Frauenplenum am 24. Januar 1979 an der Universität Bremen an. Themen waren die Situation von Frauen an der Hochschule und die Forderung nach einem eigenen Frauenraum. Es steht stellvertretend für 2.670 erschlossene Plakate
© Matej Meza / Universität Bremen

Öffentlich, offen, zugänglich

Das Universitätsarchiv steht nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern offen – auch Studierende und interessierte Bürger:innen können es nutzen. Dabei ist zu beachten, dass manche Unterlagen erst nach einer gewissen Zeit eingesehen werden dürfen – zum Beispiel aus Datenschutz- oder Persönlichkeitsgründen. „Wir merken, dass Lehrende bei der Nutzung des Archivs eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Dauks. „Wenn Dozent:innen ihre Studierenden gezielt ins Archiv führen, wird es deutlich stärker genutzt.“ Besonders gefragt sind Themen wie Baugeschichte, Kunst im öffentlichen Raum und studentische Bewegungen.

Auch die Nutzung hat sich verändert. „Früher wurde vor Ort mit Block und Stift gearbeitet“, sagt Lietz. „Heute möchten viele Nutzerinnen und Nutzer Dokumente lieber fotografieren oder kopieren und zu Hause auswerten.“ Das Archiv dient zunehmend als Recherchebasis. Der Lesesaal bietet dafür optimale Bedingungen: ruhig, konzentriert und mit fachkundiger Unterstützung.

Ein Schale mit Vorrichtung zum Nüsse knacken, die auf einem Papierflyer steht.
Selbstgebauter Nussknacker mit Anleitung: Dieses Werkstück stammt aus der früheren Werkstatt des Studiengangs Arbeitslehre/Politik, in der damals Werklehrerinnen und -lehrer im Umgang mit Materialien und Maschinen ausgebildet wurden. Übergeben wurde es dem Universitätsarchiv vom ehemaligen Werkstattleiter.
© Matej Meza / Universität Bremen

Ob historische Quelle, rechtliche Absicherung oder persönliches Erinnerungsstück – das Universitätsarchiv ist ein Ort, der Vergangenheit bewahrt und Zukunft mitgestaltet. Wer mehr über die Geschichte der Universität erfahren möchte, ist hier genau richtig.

Bild 1/6 © ChatGPT / DALL·E, OpenAI
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25 Jahre Universitätsarchiv: Tag der offenen Tür

Im Juni 2025 feiert das Archiv sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass finden zwei Veranstaltungen statt, die Einblicke in Geschichte und Gegenwart der Einrichtung geben.

Am 18. Juni lädt das Archiv zum Tag der offenen Tür. Zwischen 11 und 15 Uhr können Besucher:innen im GW1 Archivräume besichtigen, Projekte kennenlernen und mit dem Archivteam ins Gespräch kommen. Vorgestellt werden etwa der Professor:innen-Katalog, das Zeitzeugenprojekt, eine digitale Zeitleiste zur Uni-Geschichte und ausgewählte Fundstücke aus dem Archiv. Eingeladen sind Universitätsangehörige, Studierende, Alumni und alle Interessierten. Um Anmeldung wird gebeten.

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