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Kennt ihr schon... das Wandbild „Terror und Widerstand in Chile“?

Der Uni Campus hat viel zu bieten - auch wenn es um Kunst geht! Hast du dir die vielen Werke schon mal näher angeschaut? Eins davon ist sogar zwei Mal auf dem Campus zu finden.

Campusleben / Zusammenhalt

Auf einem kleinen Wall zwischen Uni-Bad und SFG liegen große bemalte Betonplatten. Die Farben auf den 21 x 3 Meter großen Platten sind verblasst, die Motive kaum noch zu erkennen. Was ist darauf zu sehen? Warum liegen sie da? Und was bedeuten sie für die Uni? Wer genau hinsieht, wird das Werk auf dem Campus an anderer Stelle vielleicht wiedererkennen. Am GW1 befindet sich eine Rekonstruktion des Wandbildes. Wie kam es dazu?

Militärputsch in Chile

Die Geschichte beginnt in Chile: Nach dem Militärputsch gegen die sozialistische Regierung im September 1973 folgten Verhaftungen, Folter und die Ermordung chilenischer Oppositioneller. Schnell solidarisierte sich Bremen mit den Opfern der Militärjunta. An der Uni fanden zu dieser Zeit mehrere Chileninnen und Chilenen einen Arbeitsplatz. Während einer Solidaritätswoche im Juni 1976 schufen Gracia Barrios, José Garcia, José Martinez, Guillermo Nuñez und José Balmes von der chilenischen Künstlergruppe „Brigade Luis Corvalán“, die zu der Zeit in Frankreich im Exil lebten, zusammen mit Kunststudierenden der Uni Bremen unter anderem das Wandbild. Es war das erste öffentliche Auftreten der Künstler:innen in der Bundesrepublik. Die Platten am Uni-Bad sind die Überreste dieses sogenannten Murals, was auf Spanisch „Wandmalerei“ bedeutet. Bekannt als „chilenischer Muralismo“ wurde die lateinamerikanische Kunstrichtung der Wandmalerei als politisches Mittel und Manifest gesehen, die vor allem im Wahlkampf eingesetzt wurde.

Das Wandbild auf dem Boulevard vor der SuUB um 1976
So sah das Wandbild “Terror und Widerstand in Chile” auf dem Boulevard vor der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen aus bevor es wegen Umbauarbeiten abgenommen werden musste.
© Marlis Glaser, ca. 1976

Mahnmal gegen den Faschismus

Die Bildabfolge zeigt von links nach rechts gelesen den Weg des chilenischen Volkes aus der Demokratie in den Faschismus. Es folgen Unterdrückung und Terror: Die Darstellung auf dem Mural ist eine Referenz auf ein Foto von 1943 eines jüdischen Jungen im Warschauer Ghetto und verweist auf den deutschen Faschismus. Gleichzeitig deuten die drei Personen und der weiße Stern auf blauem Hintergrund auf die Konzentrationslager in Chile hin. Die dritte Passage verdeutlicht, dass die Opposition nicht im Trauma verharrt, sondern sich Widerstand zu regen beginnt: Eine suchende Hand streckt sich einer, den Aufbruch verkündenden, starken Frauenfigur entgegen. Dies verweist auf die aktive Rolle von Frauen im chilenischen Widerstand. Das Mural ist das erste politische Werk im öffentlichen Raum an der Uni. Es ist ein Zeugnis für die politischen Ereignisse und Debatten der 1970er Jahre sowie ein Symbol für die Solidarität der Universität Bremen, großer Teile der bremischen Politik und Gesellschaft mit dem Widerstand in Chile und den geflüchteten Chileninnen und Chilenen.

Die bemalten Betonplatten zwischen Uni-Bad und SFG
Zwischen dem Uni-Bad und dem SFG liegen die bemalten Betonplatten heute. Das Wandbild ist darauf kaum mehr zu erkennen.
© Universität Bremen

Ein Stück Uni-Geschichte erhalten

Bis 1997 hing das Mural an der Überdachung des Boulevards vor der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. Im Zuge von Umbauten des Boulevards wurde die Überdachung abgerissen, die Platten abgenommen und zwischen dem Uni-Bad und dem SFG abgelegt. Seitdem ist das Wandbild so der Witterung ausgesetzt und heute kaum noch zu erkennen. Auf Initiative des Archivs der Universität wurde in Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde und mit Unterstützung der Stiftung „Wohnliche Stadt“ nach einer Möglichkeit gesucht, das Mural zu restaurieren und an einem geschützten Ort auf dem Campus wieder aufzuhängen oder aufzustellen.

Künstler Jub Mönster rekonstruiert das Wandbild am GW 1
Der Bremer Künstler Jub Mönster während der Rekonstruktion des Murals am GW 1.
© Universitätsarchiv Bremen, Mai 2014

Dieses Vorhaben konnte zwar nicht realisiert werden, aber aus Respekt vor dem Werk der Künstler:innen sowie zur Erinnerung an den historisch-politischen Entstehungszusammenhang konnte das Wandbild 2014 am GW1 rekonstruiert werden. Der Bremer Künstler Jub Mönster übertrug das Wandbild im Frühsommer 2014 in dem Maßstab 1:2 auf den Betonfries am Gebäude GW 1, Block A. So kann man es nun, fast 50 Jahre nach dem Militärputsch, noch immer auf dem Campus bewundern.

Weitere Informationen

In die Geschichte dieses und weiterer Kunstwerke gibt das Universitätsarchiv einen Einblick auf seiner Webseite.

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