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Kirche, Banken – Wissenschaft & Lehre!

Einst dominierten hier die Kirche und später die Banken, nun beginnt die Zeit der Universität in der Innenstadt – die Standort-Geschichte des Forums am Domshof

Uni & Gesellschaft

Nichts ist beständiger als die Veränderung. Und so verändert sich auch eine Stadt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Das gilt auch für Bremen. Im Mittelalter prägten Handel und Schifffahrt die Hansestadt – und die Kirche, die damals noch einen ungemein großen Stellenwert und Einfluss auf das Leben der Menschen hatte.

In unmittelbarerer Nähe des Domshofs standen und stehen der in heutiger Form im 11. Jahrhundert erbaute Dom und die im gleichen Jahrhundert errichtete – und seither mehrfach umgebaute – Liebfrauenkirche. Nicht mehr existent ist dagegen das einst sehr große St. Katharinen-Kloster der Dominikaner. Es wurde im 13. Jahrhundert gebaut und hatte ebenfalls eine Kirche. Das Kloster und seine Nebengebäude befanden sich zwischen der heutigen Sögestraße und dem Domshof. Es wurde 1528 aufgegeben, weil die Dominikaner nach der Reformation nicht der evangelischen Lehre folgen wollten.

Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert – eine wechselvolle Geschichte am Domshof

Die Folge: Die Gebäude wurden in den folgenden Jahrhunderten weltlich genutzt, zum Teil zum Packhaus umgebaut, später für den Neubau eines Geschäftshauses abgerissen. Die starke kirchliche Präsenz in diesem Teil der Stadt war der Grund dafür, dass das Gelände, auf dem heute das Forum am Domshof steht, ebenfalls kirchlich genutzt wurde. Dort standen Pfarrhäuser mit großen Gärten – bis Anfang 1873. Bremen hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie viele andere große Städte sein Aussehen verändert. Reichtum und Prosperität des Deutschen Reiches und der Stadt drückten sich in großen, repräsentativen Bauten und Bürgerhäusern aus. Einer der bekanntesten Bremer Baumeister jener Zeit war der Bauunternehmer Lüder Rutenberg. Er kaufte Anfang 1873 der Kirchengemeinde „Unser Lieben Frauen“ am Domshof günstig das Grundstück ab, auf dem die Pfarrhäuser standen. Kurze Zeit später setzte der Sohn eines Maurermeisters, der laut Weser-Kurier „als einer der bedeutendsten Baumeister des 19. Jahrhunderts“ in Bremen gilt, den Grundstein für den „Rutenhof“ am Domshof. Dieser war nur eines von vielen markanten Gebäuden, die Rutenberg baute: Auch die Bremer Kunsthalle und viele weitere bedeutende Bauten, ja sogar ganze Straßenzüge in der Bremer Innenstadt waren sein Werk.

Ausschnitt eines Kupferstichs, welcher die Bremer Innenstadt Ende des 16. Jahrhunderts zeigt.
Die Bremer Innenstadt Ende des 16. Jahrhunderts, Ausschnitt eines Kupferstichs von Frans Hogenberg. Dort, wo heute das Forum am Domshof steht, finden sich hier noch die Pfarrhäuser samt Bäumen und Gärten.
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Rutenhof und Banken: Mehr als ein Jahrhundert der Finanzwelt

Der Bau des Rutenhofs zog sich bis 1875 hin. Mit seiner eigenwilligen Architektur war der 21 Meter hohe viergeschossige Backsteinbau ein Stadthaus par excellence und damit ein Zeugnis seiner Zeit. In den folgenden Jahrzehnten gab es – je nach Nutzung – immer wieder Umbauten. So zum Beispiel durch die Bank Bernhard Loose & Co., die das Gebäude 1911 kaufte. Der Rutenhof grenzte direkt an den Prachtbau der Deutschen Bank, der 1891 nebenan eingeweiht worden war. Somit war der spätere Standort der Bremer Landesbank und der Nord/LB schon in jenen Tagen ein Bankenplatz.

Doch bevor es zur jüngeren Geschichte kam, übernahm erst einmal 1937 der bremische Staat den Rutenhof. Bremen gehörte damals, im Nationalsozialismus, zum Gau Weser-Ems. Den 2. Weltkrieg überstand das Gebäude weitgehend unbeschadet. 1966 wurde die Bremer Landesbank (BLB) Eigentümerin; sie entschloss sich, das in die Jahre gekommene Gebäude abzureißen. 1972 weihte sie ein modernes fünfgeschossiges Bankgebäude ein. So lange wie sein Vorgänger Rutenhof sollte dieses Haus aber nicht stehen bleiben. Denn nur etwas mehr als vier Jahrzehnte später wurden schon wieder die Abrissbirnen geschwungen. Die BLB – ihr offizieller Name war seit 1983 „Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg“, was schon auf die per Staatsvertrag besiegelte Beteiligung der niedersächsischen Nord/LB hinweist – eröffnete 2016 das jetzige siebengeschossige Gebäude im modernen Glas-Beton-Stil.

Der Rutenhof von außen
Der Rutenhof: Das von Baumeister Lüder Rutenberg von 1873 bis 1875 erbaute Geschäftshaus stand auf der Westseite des Domshofs in Bremen. 1967 wurde das markante Gebäude abgerissen.
© Wikimedia

Wirtschaftliche Krisen und neue Chancen

Nun begann der letzte Akt als Banken-Standort. Als Folge der großen Wirtschaftskrise gab es auch eine Krise der Container-Schifffahrt. Die BLB hatte dieser Branche viele Kredite gewährt, die nun nicht mehr bedient wurden. So kam auch die Bremer Landesbank in schweres Fahrwasser. Eine lange und turbulente Wirtschaftsgeschichte sehr kurz beschrieben: Am 1. Januar 2017 übernahm die Nord/LB die Bremer Landesbank und die Anteile des Minderheitseigners Sparkassenverband Niedersachsen.

Das Nord/LB-Logo wurde an das neue Gebäude montiert, dem aber kein dauerhaftes Glück als Bankenplatz mehr beschert war. Auch beeinflusst durch die Corona-Krise, entschied die Bank mit ihrem Hauptsitz in Hannover, den Standort Domshof zum Ende 2023 komplett aufzugeben. Die Geschäftstätigkeiten in der Hansestadt und der Nordwest-Region sollten künftig vom Standort Oldenburg ausgeführt werden.

Wo Bank-Mitarbeitende gehen mussten, arbeiten nun mal Uni-Beschäftigte

Doch der einen Leid ist manchmal der anderen Freud, lehrt nun die jüngere Geschichte des Standortes. Denn wo Bank-Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz räumen mussten, haben ihn künftig rund 160 Beschäftigte und Lehrende der Universität Bremen. Dazu studieren bald rund 1.500 angehende Juristinnen und Juristen, arbeiten dort Forschende zweier Institute und Beschäftigte eines Beratungsangebotes. Im Februar 2024 wurde der Umzug des Fachbereichs Rechtswissenschaft, des Zentrums für Arbeit und Politik (zap), des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (iaw) und des Beratungszentrums Here Ahead in die Innenstadt offiziell bestätigt. Dem voran gegangen war eine längere Suche nach einer geeigneten Immobilie in der Innenstadt. Für die 782 erstmals urkundlich erwähnte Stadt Bremen heißt das, das in der Innenstadt ab Oktober 2024 ein neues Kapitel Stadtgeschichte aufgeschlagen wird.

Weitere Informationen

Webseite zum Forum am Domshof

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