Master und mehr: Arbeiten und Studieren mit Profil
Das Duale Masterprogramm Informatik in Bremen ist außergewöhnlich und in der Form an keiner anderen Universität in Deutschland zu finden
Im Norden bleiben und gleichzeitig zum Studieren in den Süden ziehen? Das funktioniert dann, wenn man so wie Marten Borchers in der Nähe von Kiel aufwächst und fürs Studium nach Bremen geht. Vor gut sechs Jahren hat der heute 26-Jährige mit seinem Informatikstudium an der Uni Bremen begonnen. Heute studiert er im Dualen Masterprogramm Informatik (DMI) und profitiert davon gleich mehrfach.
Borchers ist bei der ifib consult GmbH angestellt, einer Tochter des Instituts für Informationsmanagement Bremen (ifib), das eine Forschungseinrichtung des Landes ist. Und er studiert an der Uni. „Das Besondere am DMI ist, dass es zusätzlich einen Profilbereich mit Kursen gibt, die nicht zum Curriculum gehören“, sagt Borchers. Die Kurse beinhalten technische oder wirtschaftliche Schwerpunkte, aber auch Softskills wie Kommunikationskompetenz oder Projektmanagement. „Diese Kurse werden von Leuten aus der Praxis angeboten, die von ihren Erfahrungen berichten. Man kann sich gut einbringen, bekommt neue Ideen und kann sie diskutieren.“ Für ihre Teilnahme erhalten die Studierenden ein Zertifikat.
Die Mischung macht’s!
„Diese Kurse können wir je nach Neigung belegen, das ist ideal“, erzählt Borchers. Die zusätzlichen Profilkurse unterstützen ihn dabei, das an der Uni erlernte Handwerkszeug in der Praxis bei ifib consult einzusetzen. Nicht zuletzt kommt ihm ein Profilkurs auch bei seiner Masterarbeit entgegen: Anfang Dezember gab es einen Einsteiger-Workshop zum Thema Künstliche Intelligenz. „Nächstes Jahr schreibe ich meine Masterarbeit über KI-Anwendungen in der öffentlichen Verwaltung. Ich hatte schon KI-Kurse an der Uni, aber in dem eintägigen Workshop gab es noch mal neue Aspekte.“ Borchers plant, das DMI im Sommer 2021 zu beenden. Er möchte in Bremen bleiben, weiter bei ifib consult arbeiten und kann sich auch eine akademische Laufbahn mit einer Promotion gut vorstellen.
Masterprogramm, um Studierende an Bremen zu binden
Das sind genau die Pläne, die sich Andreas Breiter wünscht. Er ist Professor für Angewandte Informatik an der Uni Bremen sowie wissenschaftlicher Direktor des ifib und damit Borchers’ Chef. Außerdem hat er vor rund 15 Jahren den Dualen Studiengang Informatik (DSI) und einige Jahre später auch das DMI mit initiiert. „Die Studierenden haben uns ziemlich schnell signalisiert, dass es nach dem Bachelor weiter gehen muss, und uns war klar, dass wir ein weiterführendes Angebot brauchen, um sie in Bremen zu halten“, sagt Breiter.
Das Ziel war, mit dem DMI einen Mehrwert für Studierende und Unternehmen zu schaffen. „In den Profilkursen erwerben sie Kompetenzen, die sie weder an der Uni noch im Unternehmen explizit lernen. Davon profitieren die Studierenden und auch die Unternehmen.“ Ein weiterer Aspekt des DMI ist, dass die Studierenden für ein Semester ins Ausland gehen können. „Die Möglichkeit ist grundsätzlich integriert, und es sind verschiedene Modelle möglich.“
„Von den Profilkursen profitieren die Studierenden und auch die Unternehmen.“
Großes Netzwerk in der Informatik
Marten Borchers hat ein Semester in Estland an der Universität in Tartu studiert. „Estland war ideal für mich, denn dort ist man recht weit, wenn es um Digitalisierung im Allgemeinen als auch in der Verwaltung geht. Ich habe viele Ideen und Ansätze mitgenommen.“ Zudem hat er sein Netzwerk erweitert – ein Aspekt des DMI, den auch Anika Bracht sehr schätzt. Die 28-Jährige hat das DMI 2018 abgeschlossen. Heute arbeitet sie als Produktmanagerin bei der CTS EVENTIM Solutions GmbH, die sie durch DSI und DMI begleitet hat. „Ein sehr wichtiger Aspekt ist das Netzwerk des DMI“, sagt sie. „An der Universität hat man eher mit dem eigenen DMI-Jahrgang zu tun, aber in den Profilkursen lernt man auch die anderen Jahrgänge kennen. Daraus entsteht ein großes Netzwerk mit Menschen, die in verschiedenen Bremer IT-Unternehmen arbeiten.“
Für Anika Bracht spielt auch die Bindung zum Unternehmen eine große Rolle. „Mir war es immer wichtig, als Mitarbeiterin und nicht als studentische Aushilfskraft wahrgenommen zu werden. Schließlich steht man dem Unternehmen während der vorlesungsfreien Zeit ja in Vollzeit zur Verfügung. Umgekehrt wird man als DMI-Student auch vom Unternehmen sehr unterstützt und für das Berufsleben vorbereitet.“
Von Studierenden für Studierende
Nun gilt es, noch mehr Studierende für das DMI zu gewinnen. Darum entwickeln zurzeit Studierende im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft im Rahmen von „future concepts bremen“ ein Marketingkonzept für das DMI. Das ist eins von vielen Innovationsprojekten, die vom Lehrstuhl für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship (LEMEX) an der Uni Bremen durchgeführt und von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gefördert werden. „Die Studierenden entwickeln in 100 Tagen ein Marketingkonzept für das DMI“, sagt Projektleiter Dr. Martin Holi. „Dabei geht es um die Entwicklung der Persona und ihre gezielte Ansprache über verschiedene Kanäle. Das Konzept soll im Anschluss umgesetzt werden.“ Und erreicht dann vielleicht auch weitere Informatikstudierende nicht nur aus dem hohen Norden.
DSI und DMI
Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, haben sich Bremer Unternehmen sowie die Universität Bremen und die Hochschule Bremen 2005 zusammengeschlossen und das Duale Studium Informatik (DSI) gegründet. Auf Basis des Erfolgs wurde das Duale Masterprogramms Informatik (DMI) konzipiert, der erste Absolvent wurde 2014 verabschiedet. Träger von DSI und DMI ist der Förderverein vom IT-Branchenverband bremen digitalmedia.
Weitere Information gibt es unter www.dualermasterinformatik.de