
© Universität Bremen / Christian Wild
Meereswissenschaftler Wild: „UN-Ozeankonferenz in Nizza kann einen wichtigen Beitrag leisten“
Wie gezielte Schutzmaßnahmen und Restauration mariner Ökosysteme helfen können, die Folgen des Klimawandels abzufedern
Hitzewellen, Korallenbleiche, schrumpfende Fischbestände: Unsere Ozeane stehen massiv unter Druck. Meereswissenschaftler Professor Christian Wild schildert im Interview, wie Schutzgebiete sinnvoll gestaltet sein müssen, warum internationale Abkommen entscheidend sind und wieso nachhaltige Nutzung und Naturschutz kein Widerspruch sein müssen. Seine Erwartungen an die UN-Ozeankonferenz in Nizza: groß – aber realistisch.
Wie gravierend sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane aktuell und welche Rolle kann dabei ein besserer Schutz der marinen Ökosysteme spielen?
Wir wissen, dass der Klimawandel – vor allem die Meereserwärmung – das alles überstrahlende Problem für unsere Ozeane und deren Bewohner ist. Forschungsergebnisse deuten aber auch darauf hin, dass wir den marinen Ökosystemen durch einen verbesserten Schutz und eine sinnvolle Restauration helfen können, sich besser gegen den Klimawandel zu wehren, beziehungsweise sich schneller von den schädlichen Auswirkungen von marinen Hitzewellen und beispielsweise daraus folgender Korallenbleiche zu erholen.
Welche konkreten Erwartungen haben Sie an die UN-Ozeankonferenz in Nizza, insbesondere mit Blick auf Schutzmaßnahmen und internationale Vereinbarungen?
Es ist hier in erster Linie wichtig, möglichst große Flächen unter Schutz zu stellen, diese Flächen miteinander zu verbinden und die Schutzqualität zu verbessern. Die Restauration sollte so durchgeführt werden, dass sie den marinen Ökosystemen erlaubt sich besser und schneller an den Klimawandel anzupassen. Dazu braucht es bindende internationalen Vereinbarungen, einen guten Dialog zwischen Wissenschaft und Politik, sowie eine weitergehende finanzielle Unterstützung der Schutz- und Restaurationsmaßnahmen. Zu all dem kann die Konferenz in Nizza einen wichtigen Beitrag leisten.
Wie lassen sich effektiver Meeresschutz und die Interessen lokaler Nutzergruppen miteinander in Einklang bringen und welche Rolle spielt dabei die Finanzierung?
Wichtig ist es, die Nutzer:innen der marinen Ökosysteme mitzunehmen und zu informieren. Das heißt, Schutzgebiete so zu konzipieren, dass eine nachhaltige Nutzung möglich wird. So kann es gelingen, besonders schützenswerte Kernzonen ohne jegliche Nutzung – sogenannte No-Take-Zones – zu errichten. Gleichzeitig ist es auch wichtig, alternative Einkommensquellen anzubieten, um den Nutzungsdruck und die Überfischung zu reduzieren.