up2date. Das Onlinemagazin der Universtiät Bremen

Mit Rückenwind zum Lernerfolg

Seit 25 Jahren begleitet die Studierwerkstatt durch das Studium

Lehre & Studium / Campusleben

Die Hausarbeit muss in zwei Wochen fertig sein, doch beim Blick auf das leere Blatt macht sich Panik breit. Eigentlich sitzt der Prüfungsstoff, aber dann kommt der gefürchtete Blackout. Und bei dem lange vorbereiteten Referat fehlen einem auf einmal die Worte. Nicht nur heute, auch schon vor 25 Jahren standen Studierende vor solchen Herausforderungen. Aus diesem Grund wurde 1999 an der Universität Bremen die Studierwerkstatt gegründet. Vieles hat sich seitdem verändert, von der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge bis zu zunehmender Internationalisierung. Aber die Grundidee der Studierwerkstatt ist gleich geblieben: Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen und Semester lernen miteinander und voneinander.

Soll es lieber ein Kurs im Selbstmanagement sein oder einer in Lesetechniken? Ein Yogakurs zur Entspannung oder ein Schreibseminar, um endlich die Masterarbeit zu schreiben? Auch im kommenden Semester haben Studierende die Wahl: Rund tausend von ihnen nehmen jedes Jahr an den Angeboten der Studierwerkstatt teil. Und das nicht nur wegen der Credit Points. „Viele fangen mit einem Kurs an, weil sie ihn sich anrechnen lassen können – und kommen für einen anderen wieder, weil sie merken, dass sie mit unseren Angeboten leichter durchs Studium kommen“, sagt Gabi Meihswinkel, Dozentin und Mitglied des fünfköpfigen Teams der Studierwerkstatt.

Ein Einkaufsshopper voller Unterrichtsmaterialien

Auch im Jahr 1999 gab es schon einen großen Bedarf an Unterstützung im Studium. Das stellte Sylvia Schubert-Henning, damals Mitarbeiterin der Psychologisch-Therapeutischen Beratungsstelle, in zahllosen Gesprächen mit Studierenden fest. In denen ging es eben nicht nur um Konflikte in der Partnerschaft, Zukunftsängste oder Streit mit den Eltern, sondern auch um die Magisterarbeit, die einfach nicht fertig werden will, oder die Aufschieberitis vor der nächsten Prüfung. Schubert-Henning bot Kurse für diese Studierenden an, suchte aber gleichzeitig nach einem anderen Format für solche Herausforderungen. Mit Christina Vocke, schon damals Leiterin des Dezernats für Studentische Angelegenheiten, baute sie die Studierwerkstatt auf: ein Anlaufpunkt für Studierende, um Lern-, Arbeits- und Entspannungstechniken zu lernen, anzuwenden und auszubauen. Kurz gesagt, ein Ort, an dem man das Handwerk des Studierens lernen und üben kann. Schubert-Henning leitete die Studierwerkstatt ab 1999 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2020. Seitdem liegt die inhaltliche Verantwortung für die Studierwerkstatt beim Team, in Absprache mit Christina Vocke.

Die Nachfrage war von Anfang an groß. Kerstin Dittmer, seit 1999 Verwaltungsmitarbeiterin in der Studierwerkstatt, erinnert sich: „Zu Beginn hat Sylvia Schubert-Henning viele Seminare selbst gehalten. Wir haben sie oft mit einem Einkaufsshopper voller Handouts, Bücher, Poster für Flipcharts und Folien für den Overheadprojektor über den Campus zu den Veranstaltungsräumen laufen sehen.“ Je größer und differenzierter die Nachfrage wurde, desto mehr vergrößerte sich auch das Team. Heute gehören mit Gabi Meihswinkel, Alena Cicholewski und Jörg Riedel drei Dozierende fest zum Team der Studierwerkstatt, dazu kommen 14 externe Dozierende. Für die immer weiter wachsenden organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben sind Kerstin Dittmer und Petra Girolami zuständig. Sie sind in der Regel die ersten Ansprechpartnerinnen für Studierende, die nach passenden Seminaren suchen.

Wie Studierende sich gegenzeitig durch die Pandemie halfen

Studierende unterschiedlichster Semester und Fachrichtungen sollen voneinander und miteinander lernen – dieses Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Studierwerkstatt. Viele andere Dinge änderten sich, zum Beispiel mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge um die Jahrtausendwende. „Die Studierenden hatten weniger Zeit als früher, das Studium wurde verplanter und dichter“, sagt Studierwerkstatt-Dozent Jörg Riedel. Nicht nur aus diesem Grund wurden die Kursangebote immer stärker nachgefragt. Auch dass die Studierenden Creditpoints für die Teilnahme bekamen, spiegelte sich in den Teilnehmendenzahlen wider.

Gleichzeitig wurde das Studium digitaler: Hatten im Jahr 1999 nur wenige Studierende einen eigenen Computer oder Laptop, so war das zehn Jahre später schon eine Selbstverständlichkeit. Wiederum gute zehn Jahre später, im Jahr 2020, wurden digitale Hilfsmittel und Formate essenziell: Corona brach auch in Deutschland aus, von einem Tag auf den anderen fanden Lehrveranstaltungen nur noch im virtuellen Raum statt. Auch das Team der Studierwerkstatt stellte seine Angebote auf digitale Veranstaltungen um und passte bestehende Formate an: Im Rahmen eines Peer-to-Peer-Angebots konnten sich Studierende ausbilden lassen, um in Einzel coachings andere in ihrem Studienalltag zu begleiten. „Gerade zu den Zeiten, als persönliche Kontakte kaum möglich waren, war das für viele Studierende eine wertvolle Hilfe“, resümiert Jörg Riedel.

Agile Lernzirkel: Gemeinsam zum Ziel

Nicht nur die Digitalisierung schritt in den letzten 25 Jahren immer weiter voran, die Universität wurde auch zunehmend internationaler. Englischsprachige Bachelor- und Masterstudiengänge ziehen Studierende aus der ganzen Welt an, die mit eigenen Fragen an die Uni kommen. „In vielen Ländern ist es nicht üblich, dass man sich seinen Stundenplan selbst zusammenstellen oder das Thema für eine Hausarbeit frei wählen kann“, erläutert Alena Cicholewski. Solche Besonderheiten erklärt sie in speziellen Kursen für internationale Studierende. Aber auch Workshops zu Präsentationstechniken oder zum wissenschaftlichen Publizieren gibt es inzwischen auf Englisch. An solchen Angeboten nehmen häufig auch deutsche Studierende teil. „Ein schöner Nebeneffekt ist, dass auf diese Weise die deutschen und die internationalen Studierenden miteinander ins Gespräch kommen“, sagt Cicholewski.

Überhaupt leben die Angebote der Studierwerkstatt von den Kontakten zwischen den Studierenden. Besonders augenfällig wird das bei den agilen Lernzirkeln, die Gabi Meihswinkel betreut. Die Idee dahinter: Studierende treffen sich in einer Gruppe von vier Personen, alle 14 Tage. Zu Beginn nimmt sich jede:r von ihnen ein individuelles Ziel vor, vom Verfassen der Abschlussarbeit bis zu besserem Zeitmanagement. Über den Zeitraum von einem Semester berichten sie von Erfolgen und Misserfolgen, tauschen Tipps aus und planen die jeweils nächsten Schritte. Bei Bedarf unterstützt Gabi Meihswinkel die Studierenden, beispielsweise mit Materialien zu Lerntechniken oder zum Schreiben von Exposés. Doch schnell stellte sie fest, dass die Studierenden sie seltener kontaktieren als gedacht. „Als Lehrende verfolgen wir eigentlich das Ziel, dass Studierende selbstständig lernen und wir uns überflüssig machen. Wenn es dann aber tatsächlich so weit kommt, ist das schon ein komisches Gefühl“, lacht sie.

Ein Blick auf das Angebot für das nächste Semester verrät aber, dass solche Sorgen unbegründet sind: Unter 82 Seminaren können Studierende im Wintersemester wählen, darunter zum Beispiel Workshops zum wissenschaftlich ethischen Umgang mit KI und ihrem Einsatz etwa bei der Recherche oder beim wissenschaftlichen Schreiben. Auch für Erstsemester sind viele Angebote dabei. „Sich im Studium selbst organisieren zu müssen, ist für viele erstmal eine Umstellung“, sagt Verwaltungsmitarbeiterin Petra Girolami. „Genau für solche Fälle sind wir da. Kommt gerne vorbei!“

Weitere Informationen

Zur Webseite der Studierwerkstatt

zurück back


Auch interessant…

Universität Bremen