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Neue Entwicklungen im Bremer Berufsschullehramt

In diesem Jahr geht das Großprojekt „Schnittstellen gestalten: Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ zu Ende. Auch das Berufsschullehramt profitiert durch das Teilprojekt „SteBs“ von den Ergebnissen.

Lehre & Studium

Im Projekt „SteBs“ wurde die Struktur der Ausbildung zur Berufsschullehrer:in verbessert und die Kooperation innerhalb der Bremer Berufsbildungslandschaft weiterentwickelt. Es wurde am Institut Technik und Bildung (ITB) sowie am Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen durchgeführt. up2date. sprach mit Professor Falk Howe und Dr. Claudia Fenzl darüber, was sich konkret verändert hat.

Frau Fenzl, Herr Howe: Was bewirkt das Projekt „SteBs“?

Im Wesentlichen haben wir fünf Aspekte der Berufsschullehrer:innenbildung weiterentwickelt: Wir haben das Konzept des Lernfeldunterrichts systematisiert und eine Onlineplattform mit entsprechenden Aufgaben für Berufliche Schulen gestaltet. Im Bereich Fortbildungen haben die Kolleg:innen am IPP neue Angebote geschaffen und werden diese künftig online zur Verfügung stellen. Zum Umgang mit Diversität in der Beruflichen Bildung wurde eine Reihe von Lernmodulen entwickelt. Außerdem haben wir an den Schnittstellen, von der es in der Berufsschullehrer:innenbildung viele gibt, die Zusammenarbeit intensiviert und einen stärkeren Austausch geschaffen. Die Förderung von Medienkompetenzen war außerdem ein wichtiges Ziel, das wir durch mehrere digitale Angebote in Studium, Referendariat und Fortbildung erreicht haben.

Was bedeutet das konkret?

Ein Element, das das Berufsschullehramt stark vom klassischen Lehramt unterscheidet, ist der Lernfeldunterricht. Das heißt, in Berufsschulen wird nicht in klassischen Fächern unterrichtet. Die Schülerinnen und Schüler lernen an konkreten beruflichen Problemstellungen, für deren Bewältigung sie das passende theoretische Wissen benötigen, beziehungsweise nachfragen. An allgemeinbildenden Schulen ist es eher umgekehrt: Hier wird primär das theoretische Wissen vermittelt und dann im Anschluss gegebenenfalls ein Anwendungsszenario gesucht. Ein Beispiel: In der Berufsschule bekommen die angehenden Elektroniker:innen die Aufgabe, einen Abstellraum in ein Büro zu verwandeln. Also müssen sie herausfinden, wie sie eine Elektroplanung entwickeln und umsetzen. Dazu benötigen sie neben elektrotechnischem Wissen zum Beispiel auch Wissen aus der Allgemeinbildung, in diesem Fall unter anderem aus der Physik. Anhand der konkreten Aufgabe können und müssen sie das Wissen direkt anwenden. Ein weiterer Aspekt des Lernfeldunterrichts: Er kann sehr gut an den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Während der eine vielleicht erst einmal nur eine Standard-Elektroinstallation vornimmt, kann die nächste schon eine Smart-Home-Integration planen und umsetzen. So können die Lehrkräfte im Sinne einer Binnendifferenzierung gut auf die heterogenen Lernvoraussetzung der Schüler:innen eingehen.

Wie haben Sie diesen Lernfeldunterricht weiterentwickelt?

Wir haben sehr viele Lernfeldaufgaben analysiert, systematisiert und übertragbar gemacht. Im Frühjahr 2024 wird eine digitale Plattform starten, der sogenannte „Marketplace“. Dort können Berufsschullehrer:innen von überall und kostenlos auf die Aufgaben zugreifen. Dies ist eine enorme Erleichterung für die Lehrkräfte, die sich die Aufgaben nicht mehr einzeln erarbeiten müssen. Sie nehmen sich vielmehr eine vorhandene Aufgabe und passen diese an ihre jeweiligen Bedingungen an. Das Besondere: Das Marketplace ist keine statische Ablage für Aufgaben. Es gibt Möglichkeiten zum Austausch und zur Weiterentwicklung der Materialien in einem weiteren digitalen Tool, dem Aufgaben-Manager. Außerdem lässt sich mit dieser Anwendung eine genau zu der Aufgabe passende multimediale Lernumgebung für die Schüler:innen bereitstellen. Wir haben dazu eng mit dem Bremer Landesinstitut für Schule (LIS) und den Berufsschulen zusammengearbeitet.

Und wie sieht es mit den Medienkompetenzen aus?

Medienkompetenz ist heute für Lehrkräfte unerlässlich. Der Marketplace und der Aufgaben-Manager sind digitale Werkzeug. Die Fortbildungen werden online bereitgestellt und es entsteht die Plattform „Berufbildung-divers“. Zudem nutzen wir auch das im ZfLB entwickelte e-Portfolio „p:ier“, das bei der Reflektion der eigenen Kompetenzen unterstützt. Aus den digitalen Tools ergeben sich damit neue Möglichkeiten für die (angehenden) Lehrkräfte: Sie können sich auf dem Marketplace neue Aufgaben herunterladen, ihre eigenen Arbeitsprozesse digital analysieren und reflektieren. Die eigenen Erkenntnisse werden dann im Idealfall über den Marketplace anderen Lehrkräften wieder zur Verfügung gestellt. So wird die Berufsschullehrer:innenbildung als Gesamtprozess digital erlebbar und fördert die stetige Weiterentwicklung von Methoden, Inhalten und Kompetenzen der Lehrkräften.

Über das Projekt „Schnittstellen gestalten: Qualitätsoffensive Lehrerbildung“

Seit 2016 läuft das Projekt „Schnittstellen gestalten: Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ im Zentrum für Lehrerinnen-/Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfLB) der Universität Bremen. Ende 2023 kommt es zum Abschluss. In diesem Rahmen sind viele Projekte entstanden, die die Lehrer:innenbildung aus verschiedenen Perspektiven weiterentwickeln, um Anforderungen und Ansprüchen an moderne Lehrkräfte in den Schulen gerecht zu werden. Das Programm wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert. Das Bremer Projekt greift die zentralen Handlungsfelder des Bund-Länder-Programms, wie Theorie-Praxis-Verknüpfung, Kohärenz der fachdidaktischen, fachwissenschaftlichen und erziehungswissenschaftlichen Studieninhalte, organisatorische Verankerung in der Hochschule, Forschungs- und Nachwuchsförderung, Verzahnung der drei Phasen der Lehrerbildung sowie Professionalisierung im Umgang mit Heterogenität, auf. Seit 2020 ist das Projekt „SteBs“ ein Teil davon.

Mehr Informationen

Webseite des Teilprojekts SteBs

Webseite des Gesamtprojekts

Mehr über das Lehramt an Berufsbildenden Schulen

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