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„Tanzen ist für uns mehr als eine Sportart“

Wie Studierende Sport auf Spitzenniveau mit dem Studium vereinbaren

Campusleben

Mit der Choreographie „Freedom and Peace“ wurde das A-Team des Grün-Gold-Clubs im vergangenen Dezember zum 13. Mal Weltmeister der Lateinformationen. Unter den Tänzer:innen waren Tabea Horstmann und Jakob Kohmüller, die damals an der Uni Bremen studierten. up2date. hat sie zum Gespräch getroffen.

Ihr habt studiert und zusätzlich in einer Formation auf Spitzenniveau getanzt. Wie habt ihr beides unter einen Hut bekommen?

Tabea: Es war herausfordernd, aber durch das Tanzen lernt man Disziplin und Organisation. In Spitzenzeiten hatten wir bis zu 25 Stunden Training pro Woche, und im Studium hatte ich nebenbei immer ein bis zwei Nebenjobs und Praktika. Im Auslandssemester habe ich dann zum ersten Mal gemerkt, wie viel freie Zeit ich am Wochenende ohne das Tanztraining habe. Ich studiere Kommunikations- und Medienwissenschaften mit dem Nebenfach Wirtschaftswissenschaften und habe gerade meine Bachelorarbeit abgeschlossen. Die Regelstudienzeit konnte ich allerdings nicht einhalten, was auch am Tanzsport lag. Aber das ist für mich in Ordnung, weil ich mich durch die Lateinformation sehr weiterentwickelt habe.

Jakob: Es war wie ein zweiter Job, zusätzlich zum Studium. Das erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Ich studiere Jura im Schwerpunkt Umweltrecht und habe immer versucht, das Studium um das Tanzen herum zu organisieren. Die festen Trainingszeiten fordern einen, und oft musste ich andere Dinge absagen. Aber am Ende wussten wir genau, warum wir das machen, und Tanzen war mehr als nur eine Sportart für uns.

Wie seid ihr zum Tanzen gekommen und wie lange seid ihr dabei gewesen?

Jakob: Ich bin über meine älteren Brüder zu einer Tanzschule gekommen und habe mit 11 Jahren mit Einzel-Paartanz und mit 14 Jahren mit Formationstanzen begonnen. Mit 17 bin ich zum Grün-Gold-Club gewechselt und ins A-Team gekommen.

Tabea: Ich habe mit etwa zwei oder drei Jahren mit dem Kindertanzen angefangen, weil meine Mutter in einem Verein unterrichtet hat. Mit etwa neun Jahren habe ich mit dem Breitensport begonnen und Turniere getanzt. Irgendwann wollte ich mehr und bin zum Casting vom Grün-Gold-Club gegangen. Dann habe ich 2013 eine Saison im D-Team getanzt, 2014 zwei Jahre im B-Team und seit 2016 bin ich Mitglied im A-Team.

Tabea und Jakob beim Tanzen
Tabea: „Wenn man aus dem Tanzsportbereich kommt, dann ist das A-Team aus Bremen der große Traum von vielen.“
© Drachen Billers, Peter Gerhard Krüger

Ihr habt kürzlich die Weltmeisterschaft gewonnen. Wie präsent ist dieser Sieg noch für euch?

Tabea: Das ist zwar bereits mein fünfter Weltmeistertitel, aber es ist immer noch etwas Besonderes, vor allem, weil wir in Hongkong waren. Wir reden im Training oft über das gemeinsam Erlebte. Auch wenn ich nun nicht mehr tanze, bleibt die Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens.

Jakob: Für mich war es der dritte Titel, und die Reise nach Hongkong bleibt unvergesslich. Trotz der Siege haben wir immer weiter trainiert und uns entwickelt, denn die technischen Anforderungen steigen jedes Jahr. Das Team ändert sich, und es gibt immer neue Herausforderungen.

Für die Menschen, denen Formationstanzen kein Begriff ist. Könnt ihr eure Sportart einmal beschreiben und was das A-Team für euch so besonders macht?

Tabea: Es gibt die fünf Lateintänze: Cha-Cha-Cha, Rumba, Samba, Paso Doble und Jive. Diese präsentieren wir in einer etwa sechsminütigen Choreografie als Team mit acht Paaren, alles synchron. Wenn man aus dem Tanzsportbereich kommt, dann ist das A-Team aus Bremen der große Traum von vielen. Ich habe das A-Team das erste Mal mit acht Jahren live gesehen. Mir war sehr schnell klar: Da will ich hin und da bleibe ich dann auch.

Jakob: Jede Bewegung ist bis ins letzte Detail definiert, von der Blickrichtung bis zur Position. Trotzdem schaffen wir es, eine emotionale Botschaft zu vermitteln, wie in unserer aktuellen Choreografie „Freedom and Peace“. Für mich war das A-Team etwas Besonderes, seit ich es 2006 das erste Mal gesehen habe. Diese Mannschaft hatte eine unglaubliche Ausstrahlungskraft. Viele von uns haben jahrelang davon geträumt, Teil des A-Teams zu sein.

Ihr seid auch privat ein Paar. Wie beeinflusst das euer Tanzen?

Jakob: Es ist wichtig, den Sport und das Privatleben zu trennen. Wer mit seinem Partner Sport macht, ist vielleicht noch ein bisschen ehrgeiziger und ungeduldiger. Man möchte alles perfekt hinbekommen.

Tabea: Wenn das Miteinander beim Tanzen klappt, macht es einfach mehr Spaß. Dann kann man seinen Kopf ausstellen und frei tanzen.

Nachtrag der Redaktion: Jakob konzentriert sich mittlerweile vollständig auf sein Studium und bereitet sich auf das 1. Staatsexamen vor. Tabea hat ihre Bachelorarbeit abgeschlossen und ist für ein internationales Masterstudium nach Österreich gezogen.

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