Lehrveranstaltungen werden mit viel Engagement vorbereitet, doch ob die gewählten Methoden und Inhalte bei den Studierenden tatsächlich ankommen, zeigt sich oft erst am Ende des Semesters – zu spät für Anpassungen. Der Teaching Analysis Poll (TAP) setzt genau hier an und ermöglicht eine frühzeitige, qualitative Zwischenevaluation der Lehre. „Eine Feedbackrunde mitten im Semester ist eine gute Möglichkeit, in Veranstaltungen Veränderungsbedarfe zu erkennen und zeitnah umzusetzen, ähnlich einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess“, sagt Julie Direnga, Referentin für Digitale Lehre im Projekt SKILL. In manchen Studiengängen sei das bisher keine gelebte Praxis. Viele Studierende seien sich dort gar nicht bewusst, dass Sie Lehre mitgestalten können. Bei TAP reflektieren in einer moderierten Feedbackrunde Studierenden einer Lehrveranstaltung in kleinen Gruppen darüber, was ihnen beim Lernen hilft, welche Herausforderungen bestehen und welche konkreten Verbesserungen sie sich wünschen.

Vorteil: Evaluation ohne Lehrperson

Der entscheidende Vorteil: Die Lehrperson ist während der Umfrage nicht anwesend. Ein Team aus der Hochschuldidaktik, der Studierwerkstatt und dem Projekt SKILL übernimmt die Moderation, strukturiert das Feedback, codiert die Ergebnisse und wertet diese anschließend mit der Lehrperson aus. Dadurch bekommen Lehrende laut Franziska Richter, Referentin für Hochschuldidaktik und Digitale Transformation, die Chance, niedrigschwellig und im vertraulichen Rahmen, Rückmeldungen von den eigenen Studierenden zu erhalten. Auch Studierende würden vom TAP profitieren.

Warum TAP nutzen?

1. Umsetzbares Feedback noch während des Semesters: Korrekturen können direkt in die Lehre integriert werden, anstatt erst im nächsten Durchgang.
2. Stärkung des Dialogs mit den Studierenden: Die Methode zeigt, dass ihre Meinung und ihr Lernerfolg ernst genommen werden.
3. Strukturierte, qualitative Rückmeldungen: Keine losen Einzelkommentare, sondern geordnete Erkenntnisse mit direktem Praxisbezug.
4. Unterstützung durch Expert:innen: Hochschuldidaktische Beratung hilft bei der Interpretation und Umsetzung des Feedbacks. Laut Gabi Meihswinkel, Dozentin der Studierwerkstatt, empfinden Studierende es als besonders hilfreich, in die Reflexion der Lehre eingebunden zu sein. „Die Austauschmöglichkeit mit anderen Studierenden darüber, wie Lernen individuell funktioniert, und das Teilen eigener Erfahrungen über das, was im eigenen Fach hilfreich ist, wird als positiver ‚Nebeneffekt‘ wahrgenommen. Vielen Studierenden wird dabei erst bewusst, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind. Was für eine Person hinderlich ist, kann für eine andere nützlich sein.“

Ablauf eines TAP

1. Lehrende melden Ihr Interesse via Anmeldung in Stud.IP
2. Das Team vereinbart den Termin
3. Während der Erhebung verlässt die Lehrperson für etwa 20–30 Minuten den Raum.
4. Studierende diskutieren in Gruppen drei Fragen:

• Was unterstützt das Lernen am meisten?
• Was erschwert das Lernen?
• Welche konkreten Verbesserungsvorschläge gibt es?

5. Die Moderation sammelt die Antworten, codiert sie und bereitet sie auf.
6. In einer Nachbesprechung werden die Ergebnisse gemeinsam mit der Lehrperson analysiert und mögliche Maßnahmen diskutiert.
7. Die Lehrperson gibt nach eigenem Ermessen Rückmeldung an die Studierenden, z.B. welche Veränderungen es geben wird.

Erfahrungen aus der Praxis

Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin Elisabeth Rohwer das Master-Seminar „Managing Digital Transformation“ evaluieren lassen. „Das war eine total gute Erfahrung. Das Team von der Hochschuldidaktik und ich sind die Ergebnisse anschließend durchgegangen. Wir haben gemeinsam überlegt, was sich noch im laufenden Semester umsetzen lässt wie geänderte Abgaberegeln für Arbeitsaufträgen und was für das nächste Jahr sinnvoll ist. Das wurde von den Studierenden sehr wertschätzend aufgenommen.“ In ihren Augen bietet die Methode wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung von Kursen und die Reflexion der eigenen Lehrpraxis – und zwar sowohl für Kolleg:innen mit wenig als auch mit umfassenderer Lehrerfahrung.

Dr. Nils Lehnert, Lektor am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften, hat im Wintersemester 2024/2025 sein Bachelor-Seminar „Einführung in das Kinder- und Jugendtheater“ evaluieren lassen. Er berichtet: „Ich kann es wärmstens empfehlen, und ich bilde mir tatsächlich auch ein, dass man dadurch einen anderen Draht zu den Studierenden bekommt.“ Einige Aspekte des Feedbacks hätten ihn überrascht: „Besonders der starke Wunsch der Studierenden nach mehr Struktur, etwa mehr Folien-Unterstützung und Ergebnissicherung. Ich habe mir eigentlich eingebildet, das schon auf dem Schirm zu haben, aber da scheint noch mehr zu gehen.“

Rohwer und Lehnert loben den ergebnisoffene Charakter der Teaching Analysis Poll. Anders als die standardisierten Stud.IP-Evaluationen, die viele Aspekte bereits vorgeben, ermöglicht es dieser Ansatz, unerwartete Wünsche und Bedürfnisse der Studierenden sichtbar zu machen. Gerade diese Offenheit hat zu vielen spannenden und unerwarteten Ergebnissen geführt.

Anmeldungen zur nächsten TAP-Runde bis April

TAP eröffnet neue Perspektiven auf die eigene Lehrtätigkeit und ermöglicht gezielte Verbesserungen, die direkt den Studierenden zugutekommen. Wer sich darauf einlässt, erhält nicht nur wertvolle Erkenntnisse über die eigene Veranstaltung, sondern auch eine Möglichkeit, Lehre als lebendigen, dialogischen Prozess zu gestalten. Durchgeführt wird TAP vom von Mitarbeiter:innen aus der Hochschuldidaktik, der Studierwerkstatt und von SKILL. Für TAP im Sommersemester können sich Lehrende bis zum 3. April anmelden.

Termine und Anmeldung

Informationen zum TAP: Teaching Analysis Poll - Universität Bremen

Sommersemester 2025: TAPs werden vom 14. Mai bis 29. Mai 2025 angeboten. Anmeldung bis zum 03. April in Stud.IP.

Wintersemester 2025/26: TAPs werden vom 17. November bis 29. November 2025 angeboten. Anmeldung bis zum 17. Oktober in Stud.IP.