Umzug in die Innenstadt: Wie viele Kartons benötigt eine Bereichsbibliothek?
Neben dem Fachbereich für Rechtswissenschaft zieht auch das Juridicum ins Forum am Domshof. Silke Huesmann erzählt, wie die SuUB den Umzug mit 100.000 Büchern stemmt
Eine rund drei Kilometer lange Bücherkette ergeben die aneinandergereihten Buchrücken des Juridicums, der juristischen Bereichsbibliothek der Staats-und Universitätsbibliothek (SuUB) des Landes Bremen. Das ist in etwa die Entfernung vom Universum bis zum Stern in Bremen. Diese rund 100.000 Bücher heißt es nun, vom Campus der Universität Bremen in das neue Gebäude „Forum am Domshof“ in der Innenstadt zu schaffen, wo vor allem für die Studierenden der Rechtswissenschaft das Juridicum neu aufgebaut werden soll. Wie der Umzug der Bereichsbibliothek genau aussieht, was dabei beachtet werden muss und worauf sich die Bibliotheksnutzer:innen bald im Forum am Domshof freuen können, erzählt Silke Huesmann, Fachabteilungsleiterin in der SuUB.
Im 1. Obergeschoss des ehemaligen NordLB-Gebäudes wird die juristische Bereichsbibliothek aufgebaut. Dass das gar keine so leichte Aufgabe ist, weiß Silke Huesmann: „Eine große Herausforderung war die geringe Raumtiefe durch den ellipsenförmigen Innenhof und die große Fensterfront, womit die Platzierung der Regale erschwert wird. Zudem musste der Boden verstärkt werden, damit das Gewicht der Bücherregale getragen wird.“ Damit die Böden unter dem Gewicht nicht einstürzen, mussten Verankerungen in den hohlen Betonboden eingesetzt werden, die dann mit den Bücherregalen verbunden werden. „Das bedeutet natürlich auch, dass ein Regal später nicht mal eben verschoben werden kann. Daher musste die Planung umso durchdachter sein“, erzählt Silke Huesmann, die die Bedürfnisse der Bibliothek mit Bauleiter und Architekturbüro besprochen hat. In ihrer Rolle als Fachabteilungsleiterin für Natur- und Gesellschaftswissenschaften obliegt nicht nur das Juridicum ihrer Verantwortung. Sie ist auch Baubeauftragte und beschäftigt sich mit solchen Umzügen und anderen Umbaumaßnahmen, die für die SuUB anfallen.
210 Lernplätze im neuen Juridicum
So eine Bibliothek lebt natürlich nicht nur von Büchern und Regalen. „Uns war wichtig, dass genügend Lernplätze zur Verfügung stehen. In der Prüfungsphase kann es schon mal vorkommen, dass Studierende acht Stunden in der Bibliothek verbringen“, erklärt Silke Huesmann. Deswegen wird die gesamte Fensterfront zum Innenhof mit Einzelarbeitsplätzen eingerichtet. Außerdem stehen mehrere Lernräume für Ruhe- sowie Gruppenarbeit zur Verfügung und auch die Schulungen für beispielsweise die Datenbanken und die Literaturverwaltung können in einem dafür vorgesehenen Raum stattfinden. Insgesamt kommt das neue Juridicum dann auf 210 Arbeitsplätze. Auch Scanner, Drucker und Kopierer, ein Ausleihtresen sowie Schließfächer im Erdgeschoss werden in der Bibliothek in der Innenstadt vorhanden sein.
Neben den baulichen Einzelheiten gibt es aber noch so einiges an organisatorischen Arbeitsabläufen zu regeln. Da die Bibliotheksnutzer:innen zukünftig auch Bücher aus der Zentrale zum Domshof bestellen können, müssen noch einige logistische Fragen geklärt werden. Silke Huesmann hat jedoch schon einen groben Plan: „Mit dem Bibliothekspostwagen fahren unsere Mitarbeitenden täglich einmal in die Innenstadt und liefern die bestellten Büchern aus der Zentrale.“
Herausfordernder wird dagegen die Zusammenlegung der verschiedenen Bestandteile der juristischen Bibliothek. Das ursprünglich im GW1 verortete Juridicum wurde 2021 im Zuge einer Renovierung vorübergehend auf das NW1 und die Zentrale aufgeteilt. Dabei musste ein großer Teil der Bücher in den Magazinturm verlagert werden und ist somit aktuell nur auf Bestellung verfügbar. Im Forum am Domshof kann die rechtswissenschaftliche Bibliothek wieder vereint und alle Bücher den Nutzer:innen frei zugänglich gemacht werden. „Für uns bedeutet das jedoch auch, dass wir die Bestände aus dem NW1 und der Zentrale wieder zusammenführen und sinnvoll anordnen müssen. Auch wenn die Fläche im Forum am Domshof groß erscheinen mag, haben wir etwas weniger Platz als zuvor im GW1.“
2025 startet der Umzug für die Bereichsbibliothek
Im Oktober wird der Fachbereich Rechtswissenschaft in das neue Uni-Gebäude in der Innenstadt umziehen, der Umzug der SuUB wird anschließend erfolgen, erklärt Silke Huesmann: „Aktuell planen wir, Anfang Januar mit dem Umzug der Bücher zu starten. Zuvor müssen aber die Regale aufgestellt werden. Ende Januar sollten wir mit allem durch sein.“ Für das große Unterfangen wird eine auf Archive und Bibliotheken spezialisierte Umzugsfirma beauftragt. Und wie viele Kartons braucht diese wohl für die rund 100.000 Bücher, aus denen das Juridicum besteht? Genau genommen gar keine, erzählt Silke Huesmann: „Solche Umzugsunternehmen haben spezielle Transportwagen, wo die Bücher eines Regalbrettes genauso eingepackt und dann am Zielort eingeordnet werden. Das spart eine Menge Zeit bei der Sortierung. Wir übernehmen dann den Feinschliff und kontrollieren alles noch mal.“ Auch für die Möblierung des neuen Juridicums ist schon gesorgt: Nach dem Auszug aus dem GW1 wurden die Bücherregale und Tische in fünf großen Containern untergebracht. Trocken, warm und sauber lagerten sie dort seitdem und kommen im Forum am Domshof wieder zum Einsatz.
Dass die Bereichsbibliothek mit in die Innenstadt zieht, hält die Fachabteilungsleiterin für sinnvoll und freut sich auf den neuen Standort: „Das Jurastudium ist ein klassisches Literaturstudium. Die aktuelle Literatur sollte also da sein, wo die Studierenden sind – auch wenn ein Großteil der Literatur inzwischen digital und damit ortsunabhängig zur Verfügung steht. Und die Räumlichkeiten sind natürlich auch toll“. Fünf Bibliotheksmitarbeitende sind dann fest für den Standort in der Innenstadt eingeplant. Silke Huesmann selbst zieht jedoch nicht mit an den Domshof: „Da ich auch für andere Bibliotheksbereiche zuständig bin, muss ich auf dem Campus bleiben und genieße den Ausblick von meinem Büro auf den Fallturm.“