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Italienisch für Opernsängerinnen, Georgisch für Okönomen

Das Sprachenzentrum hilft den Menschen an Universität und Hochschulen des Landes seit 25 Jahren beim Sprachenlernen

Lehre & Studium

Sprachen lernen: Eintönig und schwierig oder spannend und leicht? Lieber alleine, in einem Kurs, im Tandem oder in einer lockeren Gruppe? Aus einem Buch oder am PC? Wie man es auch macht – das Sprachenlernen ist eine der großen Herausforderungen des Lebens. Das gilt erst recht für den akademischen Bereich: Dort geht ohne zusätzliche Sprachkenntnisse mittlerweile so gut wie gar nichts mehr, wenn man im Studium oder mit der wissenschaftlichen Karriere erfolgreich sein will. Das Sprachenzentrum der Hochschulen im Land Bremen – kurz: SZHB – hilft dabei seit 25 Jahren.

Ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Arbeit. Tausenden Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Sprachen beigebracht oder bestehende Kenntnisse vertieft. Darauf darf man stolz sein. Die Frage, ob die Zukunft des Sprachenzentrums womöglich gar nicht so rosig aussieht, mutet daher befremdlich an. Doch in Zeiten, in denen der Google Translator oder das Programm DeepL immer besser Sprachen übersetzen, in denen Computertechnologien und Künstliche Intelligenz dabei immer schneller Quantensprünge zulassen, ist die Nachfrage dann doch berechtigt. Der Leiterin des Bremer Sprachenzentrums, Professorin Claudia Harsch, entlockt sie aber nur ein leichtes Schmunzeln: „Lassen Sie doch mal Goethe oder Shakespeare durch solche Programme übersetzen. Da kommt nur Kauderwelsch raus!“ Punkt für Claudia Harsch. Sie braucht nicht lange, um Menschen davon zu überzeugen, dass Sprache jenseits von Wegbeschreibungen oder Bedienungsanleitungen nach wie vor eine sehr komplexe Sache ist. Und dass es besser ist, eine oder mehrere Sprachen so gut wie möglich zu lernen. „Sprache verbindet Menschen und öffnet Türen. Die Nuancen, Bedeutungen, Feinheiten, Doppeldeutigkeiten und vieles mehr, was Sprache ausmacht, kann nur der Mensch richtig anwenden und interpretieren.“ Gestik, Mimik und Ausstrahlung gehören auch dazu. Also: Sprachen lernen! „Man kommt nicht drum herum, wenn man es ernst meint“, weiß Claudia Harsch, „und wir helfen dabei.“

Geht nicht gibt’s nicht

Und wie! In den 25 Jahren seines Bestehens hat sich das Sprachenzentrum der Hochschulen im Land Bremen, so der leicht sperrige offizielle Titel, zu einer Art „eierlegenden Wollmilchsau“ des Sprachenlernens entwickelt. Nach dem Motto „Geht nicht gibt’s nicht“ hilft die Einrichtung auf vielfältige Art und Weise beim Erwerb von Sprachen. „Wir haben unsere Angebote zur Förderung der Mehrsprachigkeit konsequent ausgebaut und sind nah dran an den neuesten Entwicklungen, wie man noch besser und effizienter Sprachen lernt“, sagt die Leiterin. Ob Sprachkurse, autonome Möglichkeiten, angeleitetes Lernen, im Selbstlernzentrum oder Zuhause – das SZHB findet die richtige Lösung. „Wir haben einen starken Fokus auf individuelle Beratung“, so Harsch. „Eine Lernberatung durch geschulte Tutorinnen und Tutoren ist dabei der beste Start, um herauszufinden, wo Sprachinteressierte stehen und welcher Weg der Beste für sie ist.“

Derzeit müssen 21 Sprachen über zehn verschiedene Niveaus in sich schlüssig organisiert werden.

21 Sprachen hat die Einrichtung derzeit im Angebot. Die „Klassiker“ wie Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch sowieso, auch Türkisch, Russisch und Polnisch werden stark nachgefragt. Chinesisch und Arabisch sind ebenfalls keine seltenen Sprachen mehr. Bei Koreanisch, Japanisch, Finnisch oder Georgisch merkt man schon eher auf. Wer lernt denn Georgisch? „Das war eine Anforderung aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaft, wo man eine Kooperation mit einer georgischen Universität eingegangen ist. Also haben wir für die Interessierten einen Georgisch-Kurs realisiert.“

Professorin Claudia Harsch leitet das Fremdsprachenzentrum. Die einzelnen Sprachkurse schlüssig zu planen, ist eine ihrer Aufgaben.
©Harald Rehling/Universität Bremen

Viele Angebote und Gleichgesinnte

Das Sprachenzentrum ist für alle Menschen offen. Kern-Zielgruppe sind natürlich die Lehrenden, Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller bremischen Hochschulen. Kostenlos ist das Sprachenlernen für curriculare Kurse oder wenn Universität oder Hochschule es aus dienstlichen Gründen für notwendig halten. Wer einfach nur aus privatem Interesse lernen will, muss zahlen, bekommt dafür aber die vielfältigen Angebote und jede Menge Gleichgesinnte, mit denen man zusammen lernen kann – beispielsweise auch in lockeren Treffs wie dem Sprachencafé, das fast täglich in unterschiedlichen Sprachen im SZHB stattfindet.

„Bei ‚Englisch für das Cruise Ship Management‘ in Bremerhaven weiß man auch gleich, worum es geht.“

Es gibt vieles, was das SZHB gegenüber vergleichbaren Einrichtungen in anderen Bundesländern besonders macht. Zum Beispiel die Verteilung auf vier Standorte: Sprachen lernt man eben nicht nur an der Universität, sondern auch an den Hochschulen Bremen und Bremerhaven und an der Bremer Hochschule für Künste. Nicht selten auch an das jeweilige Studium angepasst: „Einer unserer außergewöhnlichsten Kurse ist ‚Italienisch für Opernsängerinnen‘ an der Hochschule für Künste“, sagt die Leiterin. „Und bei ‚Englisch für das Cruise Ship Management‘ in Bremerhaven weiß man auch gleich, worum es geht.“ Ebenso besonders ist die von Beginn an sehr enge Verbindung zu den örtlichen Kulturinstituten, „da hat natürlich Bremen als Stadtstaat eine Rolle gespielt.“ Die Folge: Die Kooperation mit dem Institut Français, dem Instituto Cervantes, dem Goethe-Institut und seit 2014 auch dem Konfuzius-Institut ist sehr eng.

Förderung der Muttersprachen

Zu einer der Besonderheiten des Bremer Sprachenzentrums gehört, Mehrsprachigkeit über die „klassischen Sprachen“ hinaus zu fördern – „in Anlehnung an die Sprachenpolitik der Universität, die genau dies zum Ziel hat“, wie Claudia Harsch sagt. Das heißt: Es gibt spezielle Angebote für Herkunftssprachen mit akademischem Fokus. Die SZHB Chefin gibt ein Beispiel: „Wenn jemand im Alltag zu Hause Türkisch spricht und hier ein Jura-Studium absolviert, heißt das nicht automatisch, dass er oder sie auch das juristische Fachvokabular im Türkischen beherrscht. Da helfen wir dann gerne weiter.“ Auch dieses Vokabular später im Berufsleben bei Verhandlungen vor türkischen Gerichten oder im Kontakt mit offiziellen Stellen sprechen und schreiben zu können, ist eines der Ausbildungsziele von Universität und SZHB. Das alles zu organisieren, dazu braucht es schon ein gutes Team. Das hat Claudia Harsch, und sie lobt es über den grünen Klee: „Das Sprachenzentrum ist so vielschichtig und divers, mehr geht kaum noch. Nicht nur, dass wir hier vielfältige Anforderungen, Sprachen und Nationalitäten haben – wir müssen auch die Vermittlung von derzeit 21 Sprachen über unterschiedliche Niveaus in sich schlüssig organisieren.“ Die Angebote sind ausgerichtet am „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen“ (GER), der das Sprachkönnen auf sechs ansteigenden Kompetenzniveaus beschreibt. Mit 32 festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mehr als 60 Lehrbeauftragten und über 70 studentischen Hilfskräften bewältigt das SZHB diese Aufgabe.

In Forschung eingebunden

Eine weitere Besonderheit des Zentrums ist die Einbindung in die Wissenschaft. Als Professorin forscht Claudia Harsch im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften mit ihrer Arbeitsgruppe „Language Assessment at Bremen“ (L@B) zu Fragen der Sprachlehr- und Lernforschung mit Schwerpunkt auf Sprachprüfung und -bewertung. Eines von mehreren L@BVorhaben ist beispielsweise ein Forschungsprojekt, in dem es um die sprachliche Integration von internationalen Studierenden und Studierenden mit Flüchtlingshintergrund in den Hochschulbereich geht.

Weitere Informationen

Professorin Claudia Harsch, Leiterin des Sprachenzentrum in Bremen, erzählt von der Vergangenheit und Zukunft des SZHB in diesem Interview.

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