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Damals: „Wenn Männer 
ihre Tage haben“

1985 fanden an der Universität erstmals die Bremer Männertage statt

Uni & Gesellschaft

Vom 21. bis 23. März 1985 verwandelte sich das MZH der Universität Bremen in eine reine Männerdomäne. Erstmals wurden hier die „Bremer Männertage“ veranstaltet. Das Motto: „Wenn Männer ihre Tage haben“. Die Idee zu dieser Veranstaltung war im Anschluss an den dritten bundesweiten Gesundheitstag entstanden, der 1984 auch an der Uni Bremen stattgefunden hatte. Hier waren die Veranstaltungen „nur für Männer“ auf unerwartet große Resonanz gestoßen.

Die Vorbereitungsgruppe bestand aus Vertretern verschiedener Bremer Männergruppen, unter ihnen die späteren Herausgeber des Tagungsbandes und Männerlesebuchs „Gegenstimmen“: der Psychologe Jörg Ehrenforth und der Tischler Herwarth Ernst.

Der „neue Mann“ im Zentrum

Die Beweggründe für die Ausrichtung dieser Veranstaltung hatten die Initiatoren in einem Flugblatt formuliert, aus dem die Verdener Allerzeitung am 6. März 1985 so zitierte: „Die Frauenbewegung hat viel ins Rollen gebracht, wichtige Impulse gegeben, festgefahrene Situationen aufgebrochen. Jetzt ist es an der Zeit, daß auch wir Männer uns bewegen, neue Ideen vom Männerdasein entwickeln.“ In der Nordsee-Zeitung vom 14. März 1985 hieß es, viele Männer seien es leid „einer aufgezwungenen Rolle zu entsprechen, lediglich zu funktionieren als der ewig Starke“. Der „neue Mann“, losgelöst von alteingesessenen Geschlechterklischees, die sich lediglich in den Schwarz-Weiß-Sphären des „Mackers“ oder „Softies“ und zwischen Homo- und Heterosexualität bewegten, sollte also im Zentrum der Aktion stehen.

Frauen hatten zum kompletten Veranstaltungsangebot keinen Zutritt. Dies sollte aber weder einen Affront ihnen gegenüber noch eine Retourkutsche auf die allein Frauen vorbehaltene „Bremer Frauenwoche“ darstellen, sondern einfach nur das Verlangen repräsentieren, „einmal ein uneingeschränktes Forum zu haben“ (Delmenhorster Kreisblatt vom 14. März 1985).

Zeit für ­Diskussionen

Die Männertage boten ausreichend Zeit für Diskussionsrunden zu den verschiedensten Themen. Da ging es um „Männer in Frauenberufen“ oder „Bundeswehrmänner“, um die männliche Sexualität ganz allgemein, um Homosex­ualität oder um Probleme in der Partnerschaft. Diskutiert wurde auch über Auseinandersetzungen mit den Eltern mit besonderem Blick auf das Rollenverständnis der eigenen Väter, die die Suche nach einer „neuen männlichen Identität“ eher befremdlich fanden. Neben solchen Gesprächsrunden wurde auch an inter­aktiveren Partizipationsmöglichkeiten nicht gespart. So gab es Theateraufführungen von Männern für Männer, einen Percussion-Workshop sowie Entspannungsübungen unter dem Titel „Männer in Bewegung“.

Kritiker: „Wollsocken-Schlaffis“

Wie zu erwarten, gab es im Vorfeld der Veranstaltung auch Kritik. Überall wo sich Geschlechteridentitäten in radikalem Umbruch befinden, prallen natürlich „Traditionalisten“ und „Reformer“ aufeinander. So wurde in einem Artikel der ZEIT vom 29. März 1985 beschrieben, dass viele „etablierte Männer“, die gar kein Interesse am Hinterfragen ihres Rollenverständnisses hatten, die Veranstaltung von Anfang an abgelehnten. Sie erklärten verächtlich, dass daran nur „die Wollsocken-Schlaffis, die mit den Frauen nicht zurechtkommen […]“ teilnehmen würden. In einigen Bremer Betrieben wurde sogar ein Verbot gegen die Bewerbung der Veranstaltung ausgesprochen. Sie hätte das Potenzial, „den Betriebsfrieden zu stören“.

Ungeachtet dessen konnten die Veranstalter ihr Vorhaben als Erfolg verbuchen. Mit rund 1.000 Besuchern pro Veranstaltungstag war die Resonanz weit größer als im Vorfeld angenommen. Die Bremer Männertage fanden mit dem „Nur-Männer-Fest“ am Samstagabend in der Hochschule für Technik ein krönendes Finale.

Kontakt:

Wer mehr über die „Bremer Männertage“ erfahren möchte, kann zu Jörg Ehrenforth Kontakt aufnehmen: ehrenforth@uni-bremen.de

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