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Auch die Profs waren mal Erstis

Wie sich Forschende an ihre eigene Studienzeit erinnern

Lehre & Studium / Studienstart

Das erste Semester steht an und bei dir sind noch ganz viele Fragen offen? Keine Sorge, denn vielen Mitstudierenden geht es ähnlich. Und nicht nur ihnen: Auch deine Profs waren mal Erstis und haben vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht wie du. Wir haben mit zweien von ihnen über ihre eigene Studienzeit gesprochen.

Nicole Megow, Professorin für kombinatorische Optimierung und Logistik

Nicole Megow mit einem Blumenstrauß in der einen und dem Zertifikat für herausragende Promotionsbetreuung in der anderen Hand.
Eine gute Betreuung von Promovierenden ist Nicole Megow ein wichtiges Anliegen: Im vergangenen Jahr wurde ihr der Preis für herausragende Promotionsbetreuung der Universität Bremen verliehen.
© Jens Lehmkühler / Universität Bremen

Was haben Sie selbst studiert und warum?

Ich habe von 1996 bis 2002 Wirtschaftsmathematik an der Technischen Universität Berlin studiert und verbrachte dabei ein Jahr am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. An der Mathematik gefiel mir vor allem ihre Klarheit und Eleganz: dass man Aussagen beweisen kann und es eine klare Unterscheidung zwischen „richtig“ und „falsch“ gibt. Besonders fasziniert haben mich dann Fragestellungen rund um die kombinatorische Optimierung und Graphentheorie. Zur Mathematik kamen in meinem Studiengang noch die Fächer Informatik und BWL. Die Kombination hat mich damals überzeugt, weil ich mir davon mehr berufliche Möglichkeiten für die Zeit nach meinem Studium versprochen habe. Heute forsche ich im Grenzgebiet zwischen Mathematik und Informatik.

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit besonders positiv in Erinnerung?

Ich habe ganz allgemein eine positive Erinnerung an die Studienzeit: sehr viel Freiheit und Gestaltungsspielraum, natürlich kombiniert mit einem gewissen Prüfungsdruck. Es fallen mir aber auch viele besondere Erlebnisse ein: Ich arbeitete zum Beispiel als studentische Hilfskraft beim Internationalen Mathematikerkongress (ICM 1998), auf dem auch die Fields-Medaille, die höchste Auszeichnung in der Mathematik, verliehen wird. Ich durfte sie sogar direkt auf der Bühne mit überreichen, das war ein tolles Highlight. Daneben konnte ich im Studium auch viele interkulturelle Erfahrungen sammeln: während meines Aufenthalts am MIT, aber auch bei einem Praktikum in Indien, in dem ich Lehrpersonen Programmiersprachen vermittelt habe.

Wenn Sie heute noch einmal studieren könnten, welches Fach würden Sie wählen?

Als grundständiges Studium würde ich mich wieder für Mathematik entscheiden. Daneben habe ich aber noch viele andere Interessen. Ich habe zum Beispiel während meiner Promotion angefangen, Südostasienstudien zu studieren. Ich kann nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen, neben dem Hauptstudium auch in andere Fächer hineinzuhören und herauszufinden, was einen begeistert.

Was möchten Sie den neuen Studierenden mit auf den Weg geben?

Ein Studium unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Schulzeit. Ihr habt mehr Freiheiten, aber auch mehr Verantwortung. Viele Entscheidungen müsst ihr treffen, angefangen mit der Wahl des Studienfaches bis hin zu einzelnen Veranstaltungen. An der Universität gibt es viele Personen, die euch bei diesen Entscheidungen helfen können, aber die Initiative dazu muss von euch selbst kommen. Das gilt nicht nur für die Studienorganisation, sondern auch für die Veranstaltungen selbst. Seid aktiv, bringt euch ein und fragt nach, wenn euch etwas unklar ist.

Norman Sieroka, Professor für Theoretische Philosophie

Norman Sieroka sitzt am Schreibtisch vor einem Laptop und einem aufgeschlagenen Buch.
„Aus meiner Sicht ist es am wichtigsten, das zu machen, was einen wirklich interessiert, und sich nicht davon abbringen zu lassen“, sagt Norman Sieroka.
© Patrick Pollmeier / Universität Bremen

Was haben Sie studiert und warum?

Ich habe von 1995 bis 2002 in Heidelberg und Cambridge Physik, Philosophie und Mathematik studiert. Dass ich mich für Philosophie interessierte, lag am altsprachlichen Unterricht während meiner Schulzeit: Was ich dort über die Antike und die Philosophie gelernt habe, hat mich fasziniert. An der Physik fand ich besonders die Astronomie interessant. Ich hatte als Jugendlicher ein Teleskop, mit dem ich gerne Planeten und Galaxien beobachtet habe. Interessanterweise gehörten dann aber im Studium weder antike Philosophie noch Astronomie zu meinen Schwerpunkten. Die Mathematik habe ich als gute Verbindung zwischen den beiden anderen Fächern gesehen: Vieles in der Physik basiert auf mathematischen Grundlagen, von ihrer Methodik her gehört sie aber eher zu den Geisteswissenschaften.

Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit besonders positiv in Erinnerung?

Es war spannend, in Heidelberg und Cambridge so verschiedene Herangehensweisen an philosophische Themen kennenzulernen. Die philosophischen Denktraditionen an den beiden Universitäten haben sich teilweise deutlich voneinander unterschieden. In Cambridge waren häufig prominente Forschende aus dem gesamten angloamerikanischen Raum zu Gast. Einige von ihnen konnte ich nach ihren Vorträgen bei einem Getränk in der College Bar persönlich kennenlernen. Ein besonders schönes und wichtiges Ereignis war für mich auch, dass während meiner Studienzeit unser erstes Kind geboren wurde.

Wenn Sie heute noch einmal studieren könnten, welches Fach würden Sie wählen?

Was mir an meiner Arbeit als Philosoph sehr gefällt, sind die vielen Einblicke, die ich in andere Wissenschaftsgebiete bekomme. Ich arbeite viel mit Forschenden aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften, aber auch zum Beispiel der Architektur und der Theologie zusammen. Innerhalb der Naturwissenschaften finde ich beispielsweise die methodischen Herangehensweisen in der Pharmazie interessant, weil sie sich teilweise sehr von denen in der Physik unterscheiden. Und die Theologie finde ich interessant, weil sie so unterschiedliche Gebiete vereinigt, von Geschichte über Philologie bis Philosophie. Dennoch würde ich auch heute wieder Philosophie studieren.

Was möchten Sie den neuen Studierenden mit auf den Weg geben?

Aus meiner Sicht ist es am wichtigsten, das zu machen, was einen wirklich interessiert, und sich nicht davon abbringen zu lassen. Man sollte nicht vergessen, dass Studieren ein Vollzeitjob ist, der nicht in zehn oder zwanzig Stunden in der Woche erledigt ist. Umso wichtiger ist es, seinen eigenen Neigungen zu folgen – und, falls es dann doch nicht so gut passen sollte, sich Alternativen zu überlegen.

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