
© Felix Clebowski / Universität Bremen
Das sind Bremens Sportlehrkräfte von morgen
Drei Studierende erzählen, warum sie sich als Lehrer:innen für Grund- und weiterführende Schulen ausbilden lassen
Bis 2018 gab es den Studiengang Sport schon einmal an der Universität Bremen. Dann wurde er eingestellt. Doch Bremen und das Umland brauchen Lehrer:innen, die auch Sport unterrichten. So wurde der Studiengang 2024 wieder aufgebaut. Lilian, Jan und Melroy sind drei der rund 60 Studierenden. Im Interview erzählen sie, warum sie sich für das Lehramt entschieden haben und wie es ihnen an der Universität Bremen gefällt.
2015 war Lilian elf Jahre alt. Im Fernsehen sah sie Bilder von der Flüchtlingskrise: „Da wusste ich, ich möchte Kindern helfen“. Nach dem Abitur legte sie zunächst ein „Gap Year“ ein, arbeitete an einer Grundschule in Kassel und in einem Flüchtlingscamp in Griechenland. Privat war sie Sportakrobatin auf Leistungssportniveau. „Der hohe Druck und die Konkurrenz haben mich zunehmend belastet. Erst in der Zirkusakrobatik habe ich den Spaß an der Bewegung wiedergefunden“, erzählt die 21-Jährige.
Heute möchte sie vor allem benachteiligten Kindern helfen. „Kinder haben von Natur aus Spaß an Bewegung. Sie sind begeisterungsfähig und voller Freude. Ich möchte, dass sich alle in meinem Unterricht wohlfühlen und niemand ausgeschlossen wird“, so Lilian. Als angehende Lehrerin für Sport, Deutsch und Mathematik an Grundschulen sind ihr Zutrauen, Ehrlichkeit und das „Abholen“ der Schüler:innen auf ihrem jeweiligen Niveau besonders wichtig.
Im neuen Sportstudiengang fühlt sie sich trotz einiger organisatorischer Hindernisse wohl: „Wir sind der erste Durchlauf, da ist zu erwarten, dass noch nicht alles rund läuft. So gab es bei meinen Seminaren Überschneidungen und die Ausstattung ist auch nicht überall modern. Schön ist, dass wir mit den Lehrenden gemeinsam beginnen. Es ist für uns alle neu und wir sind eine überschaubare Gruppe – so habe ich das Gefühl, dass wir uns alle kennen.“ Aber eigentlich bin ich vor allem glücklich, dass ich das studieren kann, was ich möchte – da spielen kleinere Hindernisse keine große Rolle.“

© Felix Clebowski / Universität Bremen
Jan hat schon einmal an der Uni Bremen studiert: Pflegewissenschaften und Soziologie. Nach ein paar Jahren in der Pflege wechselte er zur IT, darauf folgten einige Jahre in der Selbstständigkeit. „Ich war vorher schon länger als Trainer aktiv und habe gemerkt, wie viel Spaß es mir macht. Eigentlich komme ich aus der Leichtathletik und dem Handball, bin dann aber – auch wegen meines Sohnes – in die Nachwuchsarbeit im Radsport gewechselt. Das hat sich immer weiterentwickelt und ich habe mir dann in den Kopf gesetzt, dass ich die Bremer Radsportszene neu aufbauen möchte“, berichtet Jan. „Als mittlerweile ausgebildeter DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund e.V. ) A-Trainer betreue ich derzeit vier Athleten im Radsportkader der sportbetonten Oberschule an der Ronzelenstraße ehrenamtlich. So habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht Sportlehrer werden? Und jetzt bin ich hier“, erzählt der 49-Jährige.
Da sie eine kleine Gruppe sind, herrsche im Studiengang eine lockere Atmosphäre, erzählt er. „Klar, man merkt, dass wir der erste Durchgang sind – hier und da hakt es etwas im Ablauf. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden. Toll finde ich auch, dass die Lehrveranstaltungen so abwechslungsreich sind.“ Der Großteil des Lehrstoffs ist online abrufbar, sodass nur wenige Lerneinheiten in der Bibliothek stattfinden müssen. Sein zweites Studienfach ist die Biologie: „Hier habe ich tatsächlich mein Herz für die Biologie entdeckt – das kam überraschend“, lacht er. „Jetzt im Studium fühle ich mich so frei wie noch nie: Ich mache das, was mir Spaß macht und hoffe, ich kann dann an einer Schule weiterhin im Radsport mitmischen.“

© Felix Clebowski / Universität Bremen
Melroy hat schon einmal studiert: Global Management an der Hochschule Bremen. Nach einigen Jahren im Vertrieb war es für ihn an der Zeit, etwas Neues zu probieren. „Ich konnte schon immer gut mit Menschen umgehen und es hat mir im Job Spaß gemacht, die jüngeren Kolleg:innen zu unterstützen und weiterzubringen“, erzählt er. „Das habe ich oft in Feedbacks zurückgemeldet bekommen und so habe ich mich dann mit dem Lehrberuf beschäftigt. Ich habe selbst an meine Schulzeit zurückgedacht und mich an zwei, drei Lehrkräfte erinnert, die einen starken Einfluss auf mich hatten. Sie haben mir Werte vermittelt und waren gute Vorbilder.“ Das möchte der 38-Jährige, der in Gröpelingen aufgewachsen ist, nun selbst sein. „Ich bin in Bremen geboren und hier sehe ich auch meinen Auftrag: Die Schüler:innen in einer entscheidenden Phase ihres Lebens fördern, damit sie einen guten Start ins Leben haben“. Für ihn steht der Mensch im Fokus, unabhängig von seinem Beruf. Nach dem Studium würde er gern an eine Oberschule in einem sozialen Brennpunkt gehen.
Im Nebenfach studiert er Spanisch. Nach der Neueinrichtung des Sportstudiengangs wechselte er von seinem zweiten Fach Politik zu Sport. „Ich kann sagen, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben angekommen fühle“, erzählt Melroy. „Das ist meine Passion, der Beruf, den ich bis zur Rente machen möchte. Und dass ich das in Bremen studieren kann, darüber bin ich sehr froh“, sagt Melroy. „Ich habe eine Frau und zwei Kinder in Bremen, dazu einen Teilzeitjob – aber so kann ich alles gut unter einen Hut bringen.“

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