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Ein ganz neuer Standort für die Universität

Umzug in die Innenstadt bis Oktober: Warum das für die juristische Fakultät Herausforderung und Abenteuer zugleich ist

Uni & Gesellschaft

Die Juristinnen und Juristen der Universität Bremen erobern die Innenstadt – ab 1. Oktober 2024 ist die Uni unübersehbar auch in der Bremer City präsent. Der neue Standort soll Lehre und Forschung noch bessere Bedingungen bieten.

Wenn Professor Gralf-Peter Calliess aus dem Bürofenster guckt, sieht er das burgunderrote Mauerwerk des GW1-Hörsaalgebäudes. Links und rechts davon schaut der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft in das Grün des Bürgerparks und einer Kleingartenanlage. Vom „silbernen Wal“ des Universums ist auch noch etwas zu sehen. Aber der Ausblick des Hochschullehrers wird sich bald ändern: „Ich glaube, ich schaue auf den Liebfrauenkirchhof“, ist er sich der Lage seines neuen Büros nicht ganz sicher.

Das liegt 5,3 km oder knapp 20 Fahrradminuten weiter in der Bremer Innenstadt. Denn Calliess und „sein“ kompletter Fachbereich ziehen ins ehemalige Gebäude der Norddeutschen Landesbank (kurz: Nord/LB) am Domshof. Anfang Oktober dieses Jahres soll der Großteil des Umzugs abgeschlossen sein, mit Beginn der Orientierungswoche am 8. Oktober bis zu 300 „Erstis“ das Gebäude beleben. 160 Professorinnen und Professoren, wissenschaftlich Mitarbeitende und Verwaltungskräfte sind dann auch schon da. Weitere 1.200 Studierende folgen eine Woche später.

„Wissenschaft und Praxis werden weiter zusammenwachsen“

Dass es gerade die Juristinnen und Juristen sind, die in die Stadt ziehen, scheint schon alleine Sinn zu machen, wenn man nur auf den Bremer Stadtplan schaut. Tatsächlich sind der GW1-Hörsaal und das GW1 selbst die beiden Gebäude auf dem Campus, die der Innenstadt am nächsten sind. Es macht aber auch aus stichhaltigeren Gründen Sinn, gerade diesen Fachbereich „umzuziehen“: Er ist sehr kompakt, hat eher wenig Überschneidungen mit anderen Fachbereichen, aber sehr viele Anknüpfungspunkte in der Stadt: „Dort gibt es das Oberlandesgericht, das Landgericht und das Amtsgericht, zudem haben dort etliche Anwaltskanzleien ihren Sitz. Die Nähe zur juristischen Praxis ist am Standort Domshof exzellent. Wissenschaft und Praxis werden auf unserem Gebiet noch mehr zusammenwachsen“, ist Gralf-Peter Calliess überzeugt.

Die Universität kann mitten in der Stadt rund 18.000 Quadratmeter Nutzfläche beziehen. Das sorgt für die seit Jahren angestrebte stärkere Verankerung in der City. „Ich bin optimistisch, dass das ein tolles Projekt wird“, sagt Kanzlerin Frauke Meyer. „Durch die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern haben wir die Möglichkeit, uns als Hochschuleinrichtung der Öffentlichkeit ganz anders als bisher zu präsentieren.“

Gralf-Peter Calliess steht vor einem Bücherregal
Auch sein „Handapparat“ muss schrumpfen: Dekan Gralf-Peter Calliess wird in seinem künftigen Büro weniger Regalstellfläche haben.
© Kai Uwe Bohn / Universität Bremen

Vermieter baut Gebäude für Uni-Nutzung um

Das ehemalige Nord/LB-Gebäude bleibt im Besitz der Bank und wird angemietet. Es befindet sich in ausgezeichnetem Zustand und ist für die Nutzung als Universitäts-Standort hervorragend geeignet. „Es muss vergleichsweise wenig umgebaut werden, und die Kosten dafür übernimmt der Vermieter“, sagt die Kanzlerin. Die umfangreichsten Arbeiten fallen im 1. Obergeschoss an – dort wird die juristische Bibliothek mit ihren rund 100.000 Bänden stehen, die hier auf dem Campus noch verteilt im NW1 und GW1 steht. Drumherum werden Lernräume gruppiert. Was die Raumverteilung angeht, spricht Dekan Calliess von „schwierigen Entscheidungen“ – das sei allerdings Klagen auf sehr hohem Niveau, „denn grundsätzlich handelt es sich um Lagen im Bereich von A bis A+, wenn ich das mal so sagen darf.“ Hier und da müssten aber Menschen sich zu zweit oder zu dritt Büros teilen. „Andererseits gibt uns der Umzug die Chance, Arbeitsbereiche und -gruppen endlich mal richtig zusammenzulegen. An der ‚alten‘ Uni sind Strukturen über Jahrzehnte gewachsen, das ist nur schwer aufzubrechen. Der Umzug ist dahingehend eine echte Gelegenheit zur Neustrukturierung.“

Wie so oft: Umzug als Chance zum „Ausmisten“

Zudem bietet er auch die Möglichkeit, mal „auszumisten“. In einem gewissen Maße werden die Juristinnen und Juristen nun beispielsweise zur Digitalisierung „gezwungen“: Wie es ein moderner Banken-Bau mit sich bringt, ist dort „viel Glas und wenig Mauer“ (Calliess) verbaut worden – viele Fenster, durch die man auf den Domshof und die umliegenden Straßen schauen kann, aber auch Glas zu den inneren Gängen hin. „Aber Wände, an die man Bücherregale stellen kann, gibt’s eher weniger“, so der Dekan.

Sein eigenes Büro zeigt jedoch, dass Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftler Druckerzeugnisse bislang lieben. Mehrere Meter „Handapparat“ stehen dort, in anliegenden Büros sieht es ähnlich aus. „Man entsorgt halt ‚seine‘ Doktorarbeiten, Protokolle, Zeitschriften oder Fachliteratur ungern, da sammelt sich im Laufe der Jahre einiges an. Jetzt hat man die Chance, sich von liebgewonnenen Dingen zu trennen, die man eigentlich nicht mehr braucht.“

Weitere Informationen

Forum am Domshof

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