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Ein Leben zwischen Labor und Bühne

Wie die Marine Mikrobiologin Laura Pareigis mit Science Slams Menschen für die Wissenschaft begeistert

Uni & Gesellschaft

Warum erforscht die Marine Mikrobiologie Bakterien im Meer und warum ist das wichtig? “Warum” ist die zentrale Frage bei Laura Pareigis‘ Science Slam Auftritten. Im Interview mit up2date. erzählt die Doktorandin der Universität Bremen von ihren Erfahrungen mit dem Format Science Slam, wie sie dazu gekommen ist und was es für die Wissenschaft leisten kann.

Laura, Du trittst seit einigen Jahren bei Science Slams auf. Was ist das für ein Gefühl, auf der Bühne zu stehen?

Das ist ein ganz tolles Gefühl. Es ist wunderschön, wenn ich merke, dass ich das Publikum für mein Thema begeistern kann. Besonders mag ich es, wenn Menschen diesen Aha-Moment erleben und anfangen zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Ich habe es schon immer geliebt, Dinge zu erklären und Leute zu unterhalten. Beides kann ich auf der Bühne richtig gut ausleben

Wie bist Du dazu gekommen, bei Science Slams aufzutreten?

Ich war tatsächlich nie als Besucherin auf einem Science Slam, bevor ich meinen ersten gehalten habe, fand das Format aber schon immer interessant. Während meiner Forschung habe ich gemerkt, dass es mir wichtig ist, die Öffentlichkeit hieran teilhaben zu lassen. Ich möchte meine Begeisterung mit den Menschen teilen und ihnen erklären, warum das, was wir erforschen, relevant ist. Während meines Masterstudiums habe ich an Vorbereitungsworkshops für Science Slammer:innen teilgenommen. Kurze Zeit später wurde mir ein erster Auftritt in Hamburg angeboten und ich habe dann alle meine Freund:innen dazu eingeladen. Meine norddeutsche Art und auch mein Meeresthema kamen beim Hamburger Publikum super an und passten perfekt in die Stadt. Diese positive Erfahrung meines ersten Slams hat mich dann ermutigt, weiterzumachen. Seitdem habe ich an mehr als zehn Science Slams teilgenommen und sogar einige davon gewonnen.

Laura Pareigis
Laura Pareigis im Labor.
© Annemarie Popp / Universität Bremen

Worum geht es in Deinem Science Slam?

Ich spreche über meine Forschung in der Marinen Mikrobiologie und wie ich dazu gekommen bin. Seit meiner Kindheit faszinieren mich die kleinen Details des Lebens, aber auch die Klimakrise auf einer globalen Ebene. Mein Fachgebiet, die Marine Mikrobiologie, verbindet beides perfekt. Bei meinen Auftritten geht es vor allem um die Ergebnisse unserer Junior-Arbeitsgruppe, die mich auch bei meinen Science Slams sehr unterstützt. Unter der Leitung von Dr. Greta Reintjes untersuchen wir, wie sich Bakterien im Meer verhalten und wie Kohlenstoff im Meer gespeichert wird. Durch Photosynthese wird CO2 im Meer unter anderem in Zucker umgewandelt, der den Bakterien als Nahrung dient. Um zu verstehen, wo der Kohlenstoff aus der Atmosphäre letztendlich hingeht, müssen wir wissen, wie die Bakterien im Meer den Zucker aufnehmen. Dafür färben wir den Zucker an, und untersuchen, ob und auf welche Weise die Bakterien ihn in ihre Membran aufnehmen. Um den Mechanismus der Zuckeraufnahme zu veranschaulichen, mache ich bei meinen Auftritten gerne ein Experiment, bei dem ich Bonbons ins Publikum werfe und schaue, wie viele Leute sie teilen. So veranschaulichte ich den egoistischen Mechanismus oder den Mechanismus des Teilens, die wir auch bei Bakterien beobachten können. Ein weiteres zentrales Thema meiner Auftritte ist es, die Welt durch Fragen zu verstehen. Ich ermutige das Publikum, nach dem “Warum” zu fragen, und halte dazu ein Schild mit dem Wort “Warum” hoch. Diese kindliche Art der Fragestellung weckt bei den Zuschauer:innen Erinnerungen an ihre eigene Kindheit und ich möchte sie anregen, darüber nachzudenken, was ihnen früher wichtig war. Zum Ende frage ich dann noch einmal „Warum ist das, was wir herausgefunden haben, jetzt wichtig?“ und beantworte die Frage mit „Weil es uns immer ein Teil des globalen Klimasystems erklärt.“ Etwas Interaktives funktioniert übrigens oft besonders gut und macht mir auf der Bühne viel Spaß.

In einem Labor trägt eine junge Frau eine Flüssigkeit auf einen Objektträger auf.
Im Labor erforscht Doktorandin Laura Pareigis, wie Bakterien Zucker aufnehmen.
© Annemarie Popp / Universität Bremen

Was funktioniert Deiner Erfahrung nach sonst noch gut auf der Bühne?

Bei meinen Science Slams ist es mir sehr wichtig, dass ich das Publikum nicht mit Informationen überlade und es trotzdem etwas Neues lernt und mitnimmt. Ich arbeite gerne mit Humor, aber nicht alles, was ich mir zu Hause am Schreibtisch ausdenke, funktioniert in jeder Stadt auf der Bühne. Es gibt eine Stelle, in der ich sage: “Mein Opa hat gesagt, du kannst alles werden, außer Papst.“ Das funktioniert zum Beispiel in katholischen Städten nicht. Auch wenn das Publikum im Allgemeinen Humor honoriert, funktioniert übertriebener Humor nicht, wenn zum Beispiel durch zu viele Katzen-Memes der Inhalt verloren geht. Also, der perfekte Slam ist für mich einer, der mich emotional abholt und den ich hinterher nacherzählen kann. Und was super funktioniert, ist am Anfang einen emotionalen Aufhänger zu machen, mit dem sich die Leute identifizieren können. Ich bringe auch gerne eine persönliche Note ein und habe zum Beispiel alle meine Folien selbst gemalt.

Ein Bild zur Veranschaulichung der Zuckeraufnahme durch Bakterien im Meer.
Anhand von selbstgemalten Folien erklärt Laura Pareigis die Mechanismen, wie Bakterien Zucker aufnehmen.
© Laura Pareigis

Was kann das Format Science Slam für die Wissenschaft leisten und wo siehst Du auch Grenzen?

Was Science Slams auf jeden Fall leisten können, ist Begeisterung für bestimmte Themen und für die Wissenschaft im Allgemeinen zu wecken. Das Format eröffnet einen Blick hinter den großen Vorhang der Forschung. Es schafft Aufmerksamkeit für Themen und kann zum Nachdenken anregen. Im Idealfall nehmen einige aus dem Publikum eine Botschaft mit nach Hause oder wollen das Fach sogar später mal studieren. Was Science Slams nicht leisten können, ist, den ganzen Kontext zu liefern, denn vieles ist Grundlagenforschung. Ich kann über meine Forschung und den Stand der Dinge berichten, aber keine großen Lösungen liefern. Das muss das Format aber auch nicht.

Gibt es die Möglichkeit, Dich demnächst auf der Bühne eines Science Slams zu sehen?

Ja, mein nächster Auftritt ist am 14. Mai 2025 auf dem Science Slam im Schlachthof in Bremen. Ich freue mich über alle, die Lust haben, dorthin zu kommen.

Eine Frau hält ein Schild mit der Frage „Warum?“ in die Luft.
Die Frage nach dem „Warum?“ kann dabei helfen, die Welt zu verstehen.
© IdeenExpo GmbH

Science Slam

Ein Science Slam ist ein Bühnenformat, bei dem Wissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse unterhaltsam und verständlich erklären. Dabei gibt es drei Regeln: Es darf nur die eigene Forschung präsentiert werden, jede Person hat zehn Minuten Zeit auf der Bühne und es muss unterhaltsam sein. Teilnehmen an einem Science Slam können alle Personen die Forschung betreiben, also Bachelor-Studierende bis zu Professor:innen. Der oder die Gewinner:in wird am Ende des Abends entweder durch Stimmkarten oder ein Applausometer vom Publikum ermittelt.

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