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Frauen in der Wissenschaft: „Es braucht mehr Role Models

Biologiedidaktik-Professorin Anna Beniermann im Interview zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Uni & Gesellschaft

Warum gibt es immer noch so wenige Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen? Was kann die Biologiedidaktik dazu beitragen, das zu ändern? Und welche Rolle spielen Lehrkräfte? Zum Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft spricht up2date. mit Biologiedidaktikerin Anna Beniermann über Herausforderungen, strukturelle Hürden und die Bedeutung von Vorbildern.

Wie sieht die Situation für Frauen in der Biologie aus? Gibt es dort auch einen Mangel an Wissenschaftlerinnen?

Wir haben in der Biologie eigentlich eine gute Ausgangslage: Viele Frauen entscheiden sich für ein Biologiestudium, und auch in der Promotionsphase sind noch viele Frauen vertreten. Das Problem beginnt aber danach: Wir sehen einen klaren Dropout auf dem Weg zur Professur oder zu anderen wissenschaftlichen Spitzenpositionen. Das liegt oft daran, dass die entscheidenden Karrierephasen mit der Familiengründung zusammenfallen. Viele Frauen übernehmen noch immer den größten Teil der Care-Arbeit und das erschwert eine wissenschaftliche Laufbahn erheblich.

Welche Rolle kann die Biologiedidaktik dabei spielen, diesen Dropout zu verringern?

Eine sehr wichtige! Wir bilden angehende Lehrkräfte aus und können diese dafür sensibilisieren, welche Botschaften sie an die nächste Generation weitergeben. Geschlechterrollen und Stereotype sollten im Unterricht reflektiert und hinterfragt werden. Außerdem ist es entscheidend, Frauen in der Wissenschaft sichtbarer zu machen. Viele historische Wissenschaftlerinnen sind in den Lehrmaterialien unterrepräsentiert. Wir sprechen zum Beispiel oft über James Watson und Francis Crick, wenn es um die Entschlüsselung der DNA-Struktur geht, aber Rosalind Franklin, die eine Schlüsselrolle gespielt hat, wird häufig vergessen. Hier muss sich etwas ändern.

Sie setzen sich auch in Ihrer eigenen Arbeitsgruppe für bessere Bedingungen ein. Welche Maßnahmen haben Sie getroffen?

Ein familienfreundliches Arbeitsumfeld ist mir sehr wichtig. Dazu gehört beispielsweise, dass Meetings in Kernarbeitszeiten stattfinden und nicht früh morgens oder spät abends. Außerdem sind gute Role Models essenziell: Junge Wissenschaftlerinnen brauchen Menschen, die zeigen, dass sich eine akademische Karriere mit dem Familienleben vereinbaren lässt – und das ohne völlige Selbstaufgabe. Das war für mich selbst unglaublich wichtig.

Was können Hochschulen darüber hinaus tun, um Frauen in der Wissenschaft zu fördern?

Mentoring-Programme sind extrem hilfreich. Sie bieten jungen Wissenschaftlerinnen die Möglichkeit, sich mit erfahrenen Forscherinnen auszutauschen und frauenspezifische Herausforderungen offen zu besprechen. Ich habe selbst an so einem Programm teilgenommen und fand es eine große Unterstützung. Auch die Universität kann einiges tun, etwa durch gute Kinderbetreuungsangebote oder eine faire Bewertung wissenschaftlicher Leistungen, die auch Elternzeiten berücksichtigt. Es geht letztlich darum, ein Bewusstsein für strukturelle Hürden zu schaffen und aktiv daran zu arbeiten, sie abzubauen.

Weitere Informationen

Informationen zu Mentoring-Programmen der Uni Bremen gibt es bei ProMentes und plan m - Mentoring in Science.

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