
© Matej Meza / Universität Bremen
Ein Mehrwert für Studierende: Digitale Vorlesungen mit Opencast
Hybrid, barrierearm und studierendenfreundlich: Das Aufzeichnungstool Opencast bietet viele Vorteile für Studierende und Lehrende
Vorlesungen streamen, aufzeichnen und jederzeit nachholen – mit Opencast ist das an der Universität Bremen möglich. Das Zentrum für Multimedia in der Lehre (ZMML) betreut zusammen mit der Medienstelle das System und unterstützt Lehrende bei der Umsetzung. Die zwei Lehrenden Dr. Hendrik Vogt und Dr. Emanuel Hupf sowie die ZMML-Mitarbeiter Michael Doppelstein und Alexander Hillmann geben Einblicke in die Praxis und zeigen, wie einfach hybride Lehre funktionieren kann.
Auf den ersten Blick wirkt es wie eine gewöhnliche Vorlesung in Höherer Mathematik: Dr. Hendrik Vogt schreibt mathematische Formeln an die Tafel und erklärt sie dabei Schritt für Schritt. Was man jedoch nicht sofort sieht: Eine Kamera filmt mit. Sie ist auf die Tafel gerichtet und nimmt gemeinsam mit einem Mikrofon den Vortrag auf. Über ein Touchpanel kann Vogt die Aufzeichnung bequem starten, pausieren oder beenden. Neben den Studierenden im Hörsaal verfolgen viele die Vorlesung auch online – live über Stud.IP. Ein paar Klicks für den Lehrenden, ein großer Vorteil für die Studierenden: Die Aufzeichnung wird im Anschluss automatisch in der Stud.IP-Veranstaltung bereitgestellt – etwa zur Nachbereitung, zur Prüfungsvorbereitung oder für alle, die es nicht zur Vorlesung schaffen.

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Automatisierte Aufzeichnung mit Opencast
Möglich macht dies das System Opencast, welches vom Zentrum für Multimedia in der Lehre (ZMML) zusammen mit der Medienstelle bereitgestellt und betreut wird. Bereits 43 Vorlesungsräume an der Universität Bremen sind mit fest installierter Technik für das Opencast-System ausgestattet. „Zur Ausstattung gehören eine schwenk- und zoombare Kamera sowie ein Rekorder, der gleichzeitig Video, Beamerbild und Ton aufnimmt. So sehen die Studierenden nicht nur den Lehrenden im Hörsaal, sondern auch die Präsentationsfolien“, erklärt Michael Doppelstein vom ZMML. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Hillmann unterstützt er die Lehrenden bei der Nutzung des Systems. Hillmann ergänzt: „Das System ist auch hybridfähig, sodass Gastredner:innen problemlos dazugeschaltet werden können. Damit ist Opencast auch über eine Lehrveranstaltung hinaus nutzbar, zum Beispiel für Keynotes oder andere hybride Veranstaltungsformate.“
Flexibel und intuitiv für Lehrende
Lehrende können in Stud.IP Aufzeichnungen und/oder Livestreams planen und festlegen, ob die Aufzeichnung vor der Freischaltung noch mit einem einfachen Schnittprogramm direkt in Stud.IP bearbeitet wird. Auch der Wiedergabe-Player ist benutzerfreundlich und auf die Bedürfnisse der Studierenden ausgerichtet: Es gibt verschiedene Abspielgeschwindigkeiten und automatische Untertitel auf Deutsch und Englisch, die von einem in Opencast integrierten KI-System namens WhisperAI automatisch generiert werden. Sowohl die Untertitel als auch die Folien lassen sich auf Schlagworte durchsuchen. „Gerade wenn Studierende sich eine bestimmte Stelle im Video nochmal anschauen möchte, aber nicht mehr wissen, wann etwas gesagt wurde, ist das enorm hilfreich“, erzählt Doppelstein.
Pandemie als Startpunkt – und die Nutzung geht weiter
Seit der Coronapandemie ist Opencast an der Universität Bremen im Einsatz. Als Vorlesungen wieder stattfinden konnten, Studierende mit positivem Testergebnis jedoch nicht teilnehmen durften, installierte die Medienstelle die Technik in den Hörsälen. „Unser Ziel war es, die Nutzung so einfach wie möglich zu gestalten – mit nur wenigen Klicks ist die Aufzeichnung startklar“, so Hillmann. Selbst wenn die Vorlesung mal nicht über Stud.IP zur Aufzeichnung eingerichtet wurde, kann das ZMML die Aufnahme nachträglich zuordnen und zur Verfügung stellen.

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Erfahrungen aus der Praxis
Auch Hendrik Vogt lobt die einfache Handhabung: „Am Anfang des Semesters muss ich ein paar Einstellungen in der Stud.IP-Veranstaltung vornehmen, aber mit etwas Routine ist die Aufzeichnung dann in 15 Sekunden gestartet.“ Ursprünglich nutzte er Opencast während der Pandemie – inzwischen ist es fester Bestandteil seines Lehrkonzepts: „Ich sehe das pragmatisch: Studierende sind erwachsen und müssen selbst entscheiden, ob sie zur Vorlesung kommen. Viele haben Nebenjobs, familiäre Verpflichtungen oder sind mal krank. Da sollte sich niemand mit Grippe in die Uni schleppen müssen.“
Ähnlich sieht es Dr. Emanuel Hupf, der seit der ersten Stunde Opencast für seine beiden Chemie-Vorlesungen nutzt – inklusive der Chemie-Experimente. „Ich bin großer Fan des Tools. Die Kamera lässt sich direkt auf den Abzug im Hörsaal richten, sodass auch die Experimente zuhause gut nachvollziehbar sind.“ Hupf hat sich bei seiner Vorlesung für den Weg entschieden, die Aufzeichnung stichprobenartig zu überprüfen und sie dann erst über Stud.IP freizugeben. „Natürlich klappt nicht immer alles reibungslos – manchmal fehlt der Ton oder etwas anderes hakt. Aber das ZMML ist super hilfsbereit und schnell.“ Auch Vogt bestätigt: „Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Support gemacht. Teilweise hat Michael Doppelstein noch vor mir bemerkt, dass etwas mit der Aufzeichnung nicht stimmt – und es direkt behoben.“

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„Opencasts sind Lebensretter“
Dass Opencast gut ankommt, zeigen die Rückmeldungen der Studierenden. „Bei der Evaluation am Semesterende werden die Aufzeichnungen regelmäßig positiv erwähnt – das motiviert mich, es weiter zu nutzen“, erzählt Hupf. Eine Bewertung bringt es auf den Punkt: „Opencasts sind Lebensretter.“
Auch Vogt berichtet von durchweg positiven Reaktionen: „Wenn im Livestream technische Probleme auftreten, informieren sich die Studierenden untereinander über ihren Gruppenchat – und über Rückmeldungen aus dem Hörsaal erfahre ich es sofort und kann eingreifen. Ein Studierender hört meine Vorlesung sogar beim Fahrradfahren – wie einen Podcast.“
Weitere Informationen
Das Aufzeichnungstool Opencast wird vom Zentrum für Multimedia und Lehre (ZMML) betreut. Eine Schritt-für-Schritt Anleitung sowie eine Liste aller Hörsäle, in denen das Aufzeichnungssystem installiert ist, gibt es auf der Webseite zmml.de/opencast. Das ZMML gibt gerne eine persönliche Einweisung ins System und steht für Rückfragen zur Verfügung unter opencast@elearning.uni-bremen.de.